Das neue Regelwerk der Formel 1 ist recht großzügig mit Grauzonen, Unklarheiten und auch kleinen Schlupflöchern "gesegnet". Ein solches Löchlein gibt es auch im neuen Zweiwochenend-Motoren-Reglement zu bewundern. Die Aggregate müssen bekanntlich zwei Rennwochenenden über halten - bei einem Einbau eines neuen Motors wird der Fahrer um zehn Startplätze nach hinten gereiht. Doch das gilt nicht immer. Ein Fahrer, der beim ersten von den jeweils zwei Rennen seines Motors wegen eines Motorschadens ausfällt, darf am nächsten Rennwochenende mit einem frischen Motor ans Werk gehen und wird jedoch nicht zurückgereiht...

Denn man habe entschieden, dass es eine zu harte Strafe sei, wenn ein Pilot, der in einem Rennen ausfällt, dann beim nächsten Rennen automatisch um zehn Plätze zurückgereiht wird. Demnach hat also ein Motorschaden im Rennen prinzipiell keine Bestrafung zur Folge. Eine irgendwie seltsam anmutende Regelung – gibt der Motor im Rennen den Geist auf, darf ohne Strafe gewechselt werden, gibt er den Geist erst im Freien Training des nächsten Rennens auf, wird man zurückgereiht.

Schlaue Füchse erkennen sofort die Möglichkeiten, welche diese Regelung offenbart. Liegt man im Rennen 1 des Aggregats auf einer aussichtslosen Position, könnte man einfach den Motor absichtlich in die ewigen Jagdgründe befördern und könnte dann am nächsten Race-Weekend ein neues Aggregat ausfassen, ohne zurückgereiht zu werden.

FIA-Präsident Max Mosley räumte nun ein, dass dieses Schlupfloch existiert, doch er glaubt nicht daran, dass die Teams durch dieses zu schlüpfen gedenken. Mosley sagt: "Die Sache ist so: Wenn das jemand ständig machen würde, würden wir es merken. Und was würde es bringen, wenn man auf Position 9 liegt? Und in der Realität sieht es ja so aus, dass man so etwas ja vorbereiten müsste. Und der Vorteil, den man daraus gewinnen kann, ist ja nicht derart groß. Ich glaube nicht, dass sie das tun werden."

Mosley fügt hinzu: "Wir haben viel darüber nachgedacht, dass man den Motor in der Auslaufrunde hochjagen könnte, aber wir denken nicht, dass es passieren wird. Denn wenn man es mehr als einmal tun würde, wäre das sehr verdächtig, da so etwas statistisch gesehen sehr selten passiert. Wir müssten dann den Stewards sagen, dass sie sich den betreffenden Fall genauer ansehen sollen."

Es sollte dennoch nicht völlig verwundern, würden in der vor uns liegenden Saison die Motorschäden in den letzten Runden der Rennen zunehmen. Ob in den Technikabteilungen bereits an versteckten "Blow Up"-Knöpfen gearbeitet wird, ist natürlich nicht bekannt. Zyniker würden sagen: Der gelernte Jurist Max Mosley hat für Spannung auf dem grünen Tisch gesorgt…