Im Jahr 2002 war die Formel 1 Qualifying Welt noch in Ordnung. Zwar blieben die Strecken am Samstagnachmittag für gut zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten eine Auto freie Zone, doch ging es danach bis in die letzten Sekunden des einstündigen Qualifikationstrainings heiß her.

Dann kam Max Mosley und mit ihm seine regelwütenden Briefe, welche unter andrem ein Einrundenqualifying für die Saison 2003 einführten. Nachdem dieses aber alles andere als Begeisterungsstürme bei Fans und Verantwortlichen hervorrief, wurde das Single-Lap-Qualifying bereits für die Saison 2004 wieder geändert: Zwei knapp aufeinander folgende Sessions am Samstag wurden eingeführt und verkamen zur Langeweile allererster Formel 1 Güte.

Also wurde noch während der Saison eine längere Pause zwischen die beiden zähen Einzelqualifyings eingefügt und für Silverstone ein neues Format beschlossen. Dieses sollte aber aufgrund interner Streitigkeiten niemals debütieren. Stattdessen erlebte die F1-Welt beim Großbritannien GP eine Farce, bei der sich die Fahrer gegenseitig im "vom Gas gehen" überboten.

Für dieses Jahr wurde deshalb eine neue Variante "ausgeklügelt": Ein Einzelrundenqualifying am Samstagnachmittag, eines am Sonntagmorgen und die Addition beider Rundenzeiten ergibt die Startaufstellung.

Bernie ist nicht glücklich

Klingt ganz nett. Doch auch diese Variante könnte noch vor dem ersten Einsatz im Mosley´schen Papierkorb landen. Denn neben den TV-Anstalten, die so früh am Sonntagmorgen noch keine Quote wittern und denen die Zuschauer vor Ort egal sind, ist auch Big-Boss Bernie Ecclestone damit "nicht ganz" zufrieden.

"Ich bin mit dem neuen Qualifying nicht glücklich. Ich wollte am Samstag ein echtes Qualifying von zwei Mal 25 Minuten mit zehn Minuten Pause dazwischen, um dann für jeden Piloten seine jeweils besten Rundenzeiten aus den beiden 25-Minuten-Sessions zusammenzuzählen", erklärte Bernie im Interview mit unserem Kollegen Heinz Prüller. "Das hätte dem Publikum auf der Strecke und vorm TV-Schirm garantiert, dass auch in den ersten 25 Minuten jeder Pilot fährt. Was jetzt für dieses Jahr herausgekommen ist, war nicht ganz mein Wunsch."

Dennoch verteidigt Renault-Teamchef Flavio Briatore die Intentionen des neuen Formats den Fans am Sonntag etwas bieten zu wollen. "Wir können doch 70.000 bis 90.000 Leuten nicht im Ernst zumuten, sonntags sieben Stunden an der Strecke zu warten, bis etwas passiert", schoss er gegen die Gegner des neuen Systems. "Jetzt haben wir zumindest mal was probiert."

Klare Vorstellungen für 2008, Unklarheit für 2005

Minardi-Boss Paul Stoddart betont hingegen, dass der unsinnigen Änderungsflut der vergangenen Jahre endlich Einhalt geboten werden müsse. "Wir können das Qualifying nicht jedes Jahr ändern", stellte er vor einigen Wochen klar. "Stellen Sie sich mal vor, dass man die Fußballregeln in den letzten vier Jahren jedes Jahr geändert hätte. Es wäre ein Chaos entstanden."

Ein solches Chaos gibt es derzeit in der Formel 1. Denn hier weiß laut Stoddart "niemand was wirklich mit dem Qualifying passieren" wird. "Das Qualfiying hängt derzeit in der Luft." Max Mosley scheint dies aber nicht zu kümmern. Denn während er die Teamchefs dazu auffordert so schnell wie möglich die Regeländerungen für die Jahre ab 2006 und 2008 übers Knie zu brechen, weiß wenige Wochen vor dem Saisonstart in Melbourne noch niemand wie das Qualifying aussehen wird oder wann ein Reifen tatsächlich gewechselt werden darf...