Wenn es eine Sache gibt, mit der die Formel 1 noch mehr hadert als mit den derzeitigen finanziellen Schwierigkeiten einiger Teams und den zu leisen Power Units, dann dürften dies wohl die sozialen Medien sein. Bernie Ecclestone macht kein Geheimnis daraus, dass er die neuen Medien verteufelt. Unterdessen präsentiert das Formula One Management (FOM) seine Pläne, auf dem noch zarten Pflänzchen aufzubauen. Doch wie uneinig man sich hinter den Kulissen ist, zeigte eine Interviewveranstaltung in London.

Ecclestones halbherziger Twitter-Selbstversuch

Marissa Pace hat klare Vorstellungen, Foto: Sutton
Marissa Pace hat klare Vorstellungen, Foto: Sutton

Ecclestone und eine FOM-Managerin machten ihre unterschiedlichen Vorstellungen von laufenden Mikrofonen deutlich, als es um das Reizthema Social Media ging. Der 84-Jährige polterte los: "Ich war überrascht, wie viele Leute unsere App verwenden, sie scheint sehr erfolgreich zu sein. Aber ich weiß nicht wofür. Was machen die sozialen Medien? Sie bringen kein Geld ein. Wir müssen unsere Einschaltquote hochhalten und den Promotern helfen, Tickets zu verkaufen."

Auf die Frage, warum es dann acht Mitarbeiter für Social Media in der FOM gäbe, ging die Slapstick-Einlage los: "Weil sie mir erzählen, dass wir acht Leute für Social Media benötigen. Die Leute reden mir ein, dass wir es brauchen, weil es gut für uns ist, angeblich besser als Aspirin. Man ist mir so lange auf die Eier gegangen, bis ich mir selbst einmal dieses Twitter-Zeug angeschaut habe. Und ich finde da nichts dran, außer dass Toto Wolff und eine meiner Töchter es nutzen, und habe mich gefragt, wie es der Formel 1 helfen soll, wenn wir gewisse Dinge da präsentieren."

An diesem Punkt ging Marissa Pace, die Managerin für digitale Medien in der FOM, dazwischen: "Wir bauen die offizielle Webseite gerade um und seit Singapur ist euch vielleicht aufgefallen, dass wir eine verstärkte Rolle in den sozialen Medien einnehmen", sagte sie den Journalisten. "Wir haben mit Twitter begonnen und werden künftig auf Youtube und eventuell Facebook vertreten sein, wenn wir die Rechte geklärt haben."

Bruno Senna nutzte Twitter schon 2010, Foto: Bruno Senna
Bruno Senna nutzte Twitter schon 2010, Foto: Bruno Senna

Erste Erfolge seit Singapur

Weiterhin präsentierte Pace die Erfolge seit Singapur: 80 Millionen Views habe der Twitter-Kanal demnach seitdem bekommen. "Auf Twitter zeigen wir insbesondere Livedaten, alles von Rundentabellen bis zum Livetiming. Wir steigern unsere Sichtbarkeit immer weiter." Die neue Webseite und die Social-Media-Aktivitäten sollen dabei Hand in Hand gehen. "Wir versuchen, die Erfahrung beim Rennen interaktiver und ganzheitlicher zu gestalten, deshalb wird die App auch Livekommentar beinhalten." Ihre Erfahrung mit dem Kangaroo-TV - einem portablen DVB-T-Gerät, auf dem man das Rennen verfolgen konnte - käme ihr dabei entgegen.

Bei der Frage, ob es denn auch Youtube-Clips von den Rennen gäbe, ging Ecclestone wieder energisch dazwischen: "Nein!" Pace versuchte, die Wogen zu glätten, als sie gefragt wurde, was denn dann dort zu sehen wäre: "Wir haben in der App derzeit Video Content über das Geschehen hinter den Kulissen, also Interviews im Rückzugsraum der Fahrer, so etwas in der Art." Ecclestone fand seine Fassung wieder und ergänzte: "Was wir machen können: Wenn ihr Journalisten ein Interview führt, dann sollten wir das filmen und auf Youtube stellen. Das tut niemandem weh und es wäre sofort verfügbar."

Doch seine heilige Kuh möchte der Zampano nicht aufgeben: Die Sehbeteiligung. "Wenn die Leute in Deutschland gesagt bekommen, dass da um 16 Uhr ein Rennen auf RTL stattfindet, dann planen wir durchaus, das nächstes Jahr zu machen. Es geht voll und ganz darum, das Fernsehen zu promoten. Wir wollen auf keinen Fall die Zuschauer vom Fernseher wegbewegen. Wir wollen sie vor dem TV-Gerät halten und ihr Erlebnis ergänzen." Das gelte auch für die Zuschauer auf den Tribünen. Ein wenig scheint Ecclestone seinen Managern also doch entgegen zu kommen, wenn auch widerwillig.