Vor gut einem Jahr zirkulierten in F1-Kreisen diverse Horrorszenarien von reihenweise platzenden Motoren und durch Strafversetzungen total verzerrten Rennergebnissen. Doch die Ein-Motoren-Regel entpuppte sich letzten Endes nicht wie von vielen befürchtet als Motorenkiller. Stattdessen hielten die Aggregate von Saisonbeginn an – mit einigen (silbernen) Ausnahmen – sehr gut durch.

Entsprechend wenig Aufsehen wird ein Jahr danach um die neue Zwei-Wochend-Motoren-Regel gemacht. An ihrer Stelle konzentrieren sich alle auf die neuen Reifenregeln, die vorschreiben, dass die Pneus nun das gesamte Rennen überstehen müssen, sowie die neuen Aerodynamikvorschriften.

Selbst Ferrari ist an der Schmerzgrenze

Doch diesmal könnte es genau andersherum kommen. Denn Ferrari-Motorenboss Gilles Simon betont: "Diesmal ist es schwieriger als der Schritt vor einem Jahr." Hierfür nennt er zwei Gründe: "Erstens haben wir viel weniger Zeit. Wir hatten damals ein Jahr, den Ein-Wochenend-Motor zu entwickeln, nun haben wir ganze drei Monate."

"Die Laufleistung auf 700 Kilometer zu erhöhen, war nicht so schwierig. 1.400 Kilometer hingegen schubsen einige Bauteile über den kritischen Punkt hinaus, was die Laufzeit angeht", fuhr Simon gegenüber der Motorsport aktuell fort. "Einige Legierungen werden zu lange der Hitze ausgesetzt, um sie in dieser Form weiter benutzen zu können. Es war keine Zeit, um von Grund auf neu zu konstruieren, es handelt sich eher um Versuche, der neuen Belastung Herr zu werden."

Bestätigt werden diese Worte durch etliche Ferrari-Motorenprobleme und Schäden in den zurückliegenden Wochen der Wintertests. Ein bislang eher ungewohntes Bild, welches sich jedoch durch die Vorgehensweise der Scuderia erklären lässt. Denn im Heck des modifizierten F2004 M schlägt noch kein neues V10-Herz, sondern der 2004er Motor. "Der Motor wird der aktuelle sein, aber für die Zwei-Wochenend-Regel upgedatet werden", verriet Rory Byrne im letzten Winter. "Das Getriebe bleibt ebenfalls das alte, während das Monocoque an die neuen Sicherheitsrichtlinien angepasst wird."

Mit dem Zwei-Wochenend-Motor ist es noch nicht getan

Aber trotz des engen Zeitplanes haben die Italiener es noch nicht geschafft, wenn der überarbeitete Vorjahresmotor die ersten vier Saisonrennen schadlos übersteht und das neue Aggregat danach den F2005 zu Siegen antreibt. Denn dann steht schon wieder die nächste Herausforderung auf dem Programm: Der 2,4 Liter V8 für das nächste Jahr.

Hierbei stehen die Italiener allerdings nicht ganz so unter Zeitdruck, wie Teammanager Stefano Domenicali im Dezember betonte: "Unser 2,4-Liter V8 läuft schon eine Weile auf dem Prüfstand und wird bald sein Testdebüt im Auto in Fiorano geben."

Gewichtsprobleme einmal anders

Und auch bei Toyota in Köln-Marsdorf werden bereits die ersten Teile für den neuen V8 gefertigt. "Wir fertigen bereits die ersten Teile", gab der Ex-Ferrari-Mann Luca Marmorini zuletzt zu Protokoll. "Es ist eindeutig sehr viel Arbeit die wir zu unserer normalen Arbeit erledigen müssen."

Dabei wird die ansonsten so sehr auf Gewichtsersparnis ausgelegte F1Welt sogar auf den Kopf gestellt: "Das Mindestgewicht des V8 ist auf 96 Kilo festgelegt. Aber unser jetziger V10 wiegt schon weniger – und der V8 wird noch mal leichter", so Marmorini. "Schließlich weist er ja zwei Zylinder weniger auf. Der V8 wird sicher zehn Kilo weniger wiegen als der V10. Also muss man irgendwo irgendwas sehr Schweres an den Motor bauen, um auf das von der FIA geforderte Gewicht zu kommen."

Starker V8-Klang

Während das neue Toyota-Aggregat für die Saison 2006 auch rund 100 bis 120 Millimeter kürzer sein wird, rechnen die Japaner nicht mit starken Drehzahleinbußen. "Wir kalkulieren mit einer Einstandsleistung von 750 PS, statt der über 900, die die heutigen V10 freisetzen", verrät der Motorenboss. "Die variablen Ansaugtrompeten, die bei den V10 noch erlaubt sind, gibt es beim V8 nicht mehr. Aber ich bin sicher, dass die Maximaldrehzahl des V8 genauso hoch sein wird wie beim V10. Das heißt, die V8 werden ziemlich stark klingen. Hoch drehend, aber etwas stumpfer, V8-mäßig halt – vom Sound her können die neuen Motoren echt stark werden."