1. Wie gelang Hamilton der Superstart?

Schon auf den ersten Metern legte Lewis Hamilton den Grundstein zum Sieg und dem WM-Gewinn. Wie von der Tarantel gestochen schoss der Brite beim Start los und übernahm schon nach 20 Metern die Führung von Pole-Setter Nico Rosberg. "Es hat sich sicher wie der beste Start angefühlt, den ich jemals gehabt habe. Absolut phänomenal", jubelte Hamilton später. Als Fahrer habe er jedoch nur einen geringen Anteil daran, meinte der frisch gebackene Champion noch.

Hamilton versicherte, dass er in Abu Dhabi genauso vorgegangen sei wie in der restlichen Saison. Auf die Frage seines Ingenieurs kurz vor dem Rennen, wie Hamilton den Start angehen wolle, entgegnete dieser: "So wie immer. Wir müssen nicht mehr oder weniger tun." Hamiltons Blitzstart wirkte umso überragender, weil Rosberg von der Pole nicht gut wegkam. Leicht durchdrehende Räder kosteten ihn wertvolle Zeit. Rosberg räumte wenige später ein: "Der Start war total schlecht. Dann hatte ich es nicht mehr selbst in der Hand und konnte es nicht mehr selbst kontrollieren."

2. Was war bei Rosberg los?

Nico Rosberg ging die Power aus, Foto: Sutton
Nico Rosberg ging die Power aus, Foto: Sutton

Nico Rosberg fuhr in Abu Dhabi mit Platz 14 das schlechteste Saisonergebnis - abgesehen von Ausfällen - ein. Dabei hatte mit der Pole Position am Samstag alles perfekt begonnen. Diese gute Ausgangslage im Titelkampf büßte der Mercedes-Pilot aber bereits am Start ein. Ganz bitter wurde es schließlich ab Runde 23. Rosberg wurde schlagartig langsamer und klagte über Power-Verlust.

Mercedes vermutete ERS-Probleme, laut Rosberg steckte aber mehr dahinter. Zunächst musste er Felipe Massa passieren lassen, schließlich ging es nur noch stetig nach hinten. Zu allem Überfluss kamen Probleme mit dem Gaspedal hinzu, die Rosberg in einen weiteren Fehler trieben. Kurz vor Rennende zeigte sich der Vizeweltmeister aber als wahrer Sportsmann. Mercedes forderte ihn auf, das Rennen vorzeitig zu beenden, er bat aber um Erlaubnis, das Rennen zu Ende zu fahren.

3. Wieso kam Felipe Massa Lewis Hamilton so gefährlich nahe?

Felipe Massa kämpfte bis zum Ende, Foto: Sutton
Felipe Massa kämpfte bis zum Ende, Foto: Sutton

Es war das Rennen der Saison für Felipe Massa. Nicht nur, dass er erstmals mit Williams Platz zwei eroberte, nein, lange hatte der Brasilianer sogar eine Siegchance. Aber wie war es möglich, dass er gegen die dominanten Silberpfeile - in diesem Fall Lewis Hamilton - in Abu Dhabi einen Stich setzen konnte? Einfach erklärt: Nach den technischen Problemen von Nico Rosberg wurde auch die Leistung an Hamiltons Mercedes gedrosselt. Die Chance für Massa, um sich näher heranzuschieben.

Eine Runde vor Hamiltons finalem Stopp trennten die beiden lediglich 5,8 Sekunden. Nach dem Stopp des Briten pendelte sich der Abstand auf den Führenden Massa bei rund 14,5 Sekunden ein - bis Hamilton in Runde 40 zum Angriff blies. Mercedes hatte ihm wieder mehr Power gegeben und Massa bog postendwendend an die Box für frische, superweiche Reifen ab. Nun begann die Hatz der letzten Kilometer. Zwischen wenigen Zehnteln und 1,5 Sekunden machte der Brasilianer gut. Wenige Runden vor Ende musste Massa aber erkennen, dass seinen weichen Pneus die Luft ausging und er sich mit Rang zwei begnügen musste.

4. Wie schaffte es Ricciardo aus der Boxengasse auf Platz vier?

Daniel Ricciardo stürmte durchs Feld, Foto: Red Bull
Daniel Ricciardo stürmte durchs Feld, Foto: Red Bull

Es war der Aufschrei des Qualifyings: Nach einem Verstoß gegen das Technische Reglement wurden beide Red-Bull-Piloten disqualifiziert so mussten Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel aus der Boxengasse starten. Bereits nach einer Runde war der Australier auf Rang 17 nach vorne gekommen, der wirkliche Schachzug zum Erfolg war aber die Strategie.

Mit den harten Reifen arbeitete er sich bis zu seinem ersten Stopp bis auf Rang fünf nach vorne - mit dem zweiten Satz der härteren Mischung sogar auf das Podest. Mit seinem finalen Stopp fiel der Red-Bull-Pilot wieder hinter Valtteri Bottas zurück und die Jagd begann. Er verkürzte den Abstand noch von 18 auf knappe neun Sekunden, für einen Angriff auf das Podest gingen ihm aber die Runden aus.

5. Wieso wurde Nico Hülkenberg bestraft?

Nico Hülkenberg machte seine Strafe ratlos, Foto: Sutton
Nico Hülkenberg machte seine Strafe ratlos, Foto: Sutton

Zu Beginn des Großen Preises von Abu Dhabi wurde Nico Hülkenberg eine 5-Sekunden-Stopp-and-Go-Strafe auferlegt. Der Grund: Der Deutsche habe McLaren-Pilot Kevin Magnussen von der Strecke gedrängt. Hülkenberg tobte nach dem Zwischenfall in Kurve fünf, dass Magnussen eine skurrile Linie gewählt habe und ihm vor das Auto gefahren sei.

Als Folge des guten Starts bogen Hülkenberg und Magnussen gemeinsam in Kurve fünf ein. Magnussen wählte in der unübersichtlichen Startphase eine aggressive Linie. Hülkenberg, der die Innenseite besetzte, bremste spät und drückte den McLaren-Youngster beim Beschleunigungsduell scheinbar von der Strecke."Forcing another car off the track" lautete der Ausspruch der Rennkommisare. Das stimmte zwar, jedoch blieb Hülkenberg nichts anderes übrig, da er sonst eine Kollision verursacht hätte. "In der ersten Kurve rutscht man viel, man hat noch nicht so viel Grip. Ich kann nicht erkennen, was ich falsch gemacht haben soll", sagte Hülkenberg im Anschluss.

6. Was haben die doppelten Punkte verändert?

Kimi Räikkönen war der große Verlierer der doppelten Punkte, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen war der große Verlierer der doppelten Punkte, Foto: Sutton

Viel wurde im Vorfeld über die doppelten Punkte zum Saisonfinale spekuliert. Was hat das veränderte Punktesystem beim letzten Rennen für Auswirkungen in der Fahrer-Wertung tatsächlich gebracht? Die doppelten Punkte bescherten dem Zweitplatzierten Felipe Massa Rang sieben in der Gesamtwertung. 134 : 126 gegenüber McLaren-Pilot Jenson Button. Aber auch nach alter Rechnung wäre Felipe Massa noch am englischen Gentleman vorbeigehuscht - wenn auch nur über die Platzierungen. 116 : 116 hätte es nach alter Regel gestanden. Doch die besseren Einzelergebnisse hätten Felipe Massa auch dann den siebten Rang eingebracht.

Einen waschechten Positionswechsel gab es im Mittelfeld der Tabelle. Force-India-Pilot Sergio Perez erreichte Dank doppelter Punkte noch die Top-10 der Fahrer-WM. Nach neuem Punktesystem bekam der Mexikaner zwölf Punkte auf sein Konto gutgeschrieben und steht in der Endabrechnung mit 59 Zählern auf Platz zehn. Nach alter Zählweise wären es nur derer 53. Damit würde Perez hinter Kimi Räikkönen mit 54 Punkten und Kevin Magnussen mit 55 Punkten zurückfallen. Räikkönen bekam für seinen zehnten Rang noch zwei Zähler. Jedoch muss er sich dem Dänen Magnussen geschlagen geben, der mit seinem Podestplatz in Australien das direkte Duell für sich entschied.

7. Wo war eigentlich McLaren?

Jenson Button blickt zufrieden auf das letzte Rennen zurück, Foto: Sutton
Jenson Button blickt zufrieden auf das letzte Rennen zurück, Foto: Sutton

Bis auf die Startphase war von den Mannen aus Woking wenig zu sehen. Kevin Magnussen machte mit einer obskuren Linienwahl im Duell mit Nico Hülkenberg und einem anschließenden Berührung mit Adrian Sutil auf sich aufmerksam. Von diesem Moment an war die Front seines Boliden nicht mehr perfekt und zudem bekam der Rookie im zweiten Stint die weichen Reifen nicht ans Arbeiten. "Auf den Option-Reifen hätte ich eigentlich Positionen gutmachen sollen, stattdessen blieb ich mehr oder weniger auf der Stelle", ärgerte sich Magnussen, der das Rennen als Elfter und punktelos beendete.

Jenson Button begann das Rennen mit weichen Reifen und wechselte schließlich zwei Mal auf die härtere Mischung. Gegen den herannahenden Daniel Ricciardo mit der entgegengesetzten Strategie war so kein Kraut gewachsen. Hinzu kam fehlende Pace, dennoch war Button mit seinem - vielleicht letzten - Rennen zufrieden. "Ich habe das Beste gegeben, was ich geben konnte - das war das Maximum."