Dass Sebastian Vettel Red Bull verlassen wird, hat Red Bull nur wenige Stunden nach der Kenntnisnahme Vettels Kündigung offen kommuniziert. Auch der Nachfolger wurde in der um 02:50 Uhr deutscher Zeit versendeten Pressemitteilung bereits bekanntgegeben. Somit waren zumindest auf Seiten Red Bulls die Fronten geklärt. Auch wenn alle Welt wusste, weiß oder es zu wissen glaubt, dass der Weg des vierfachen Weltmeisters nach Maranello führt, gab es bisher noch keine offizielle Bestätigung dafür.

Vettel selbst schweigt zu den Gerüchten, auch von Ferrari wurde noch nichts vermeldet. Dafür aber von Red Bull Teamchef Christian Horner und Motorsportberater Dr. Helmut Marko. Beide stellten sich in Suzuka den Fragen der Journalisten und verkündeten offen, dass Vettel zu Ferrari wechselt. Normalerweise ist es üblich, dass man das betroffene Team oder den Fahrer derlei Meldungen selbst überlässt. Nicht selten werden auch die Pressemitteilungen der Teams abgesprochen und so koordiniert, dass gleichzeitig Abschied beim einen Team und Verpflichtung beim neuen Rennstall bekanntgegeben werden.

Marko: Befindlichkeiten anderer Teams egal

Im Falle von Red Bull war das nicht der Fall. Vettel hatte seine Entscheidung Marko mittgeteilt, wenige Stunden später wurde die Pressemitteilung des inzwischen entthronten Weltmeisterteams ausgesandt. Ein schlechtes Gewissen hat Marko deshalb aber nicht. "Ich muss sehen, was das beste für Red Bull ist. Ich kann nicht noch ein Auge auf die Befindlichkeiten anderer Teams werfen", sagte er im Interview mit formula1.com.

Die Entscheidung Vettels könne Marko aber durchaus nachvollziehen. "Ferrari hat noch immer einen Namen in der Formel 1. Es ist ein Mythos, deshalb sehnt sich jeder Fahrer danach, in seiner Karriere dorthin zu gehen. Aber viel von dem ist auch Illusion", so der Österreicher. Den Zeitpunkt für den Wechsel hält er für ideal: "Ferrari liegt am Boden. Und in solchen Situationen kann man seine Bedingungen diktieren."

Gras bei Ferrari grüner

Marko: Es ist keine Liebesbeziehung, Foto: Sutton
Marko: Es ist keine Liebesbeziehung, Foto: Sutton

Nach einem durchwachsenen Jahr, in dem Teamkollege Daniel Ricciardo Sebastian Vettel oftmals im Griff hatte, hätte er Red Bull die Bedingungen wohl nicht mehr diktieren können. Auch wenn die Beziehung zwischen Dr. Helmut Marko und Sebastian Vettel in den letzten Jahren sehr freundschaftlich wirkte, so spricht der Grazer nun nicht vom verlorenen Sohn. "Es ist keine Liebesbeziehung, es ist eine Arbeitsbeziehung. Wenn man glaubt, dass das Gras irgendwo anders grüner sein könnte, dann trifft man eine solche Entscheidung."

Auch wenn die ein oder andere Aussage anders klingt und das vorzeitige Vermelden des Ferrari-Vertrags anders wirken, böses Blut gibt es zwischen Red Bull und Vettel jetzt nicht. "Es gibt keine bösen Schwingungen, wir werden nur alles tun, um ihn im nächsten Jahr zu schlagen."