1. - Warum ging Rosberg in der ersten Kurve mehrfach geradeaus?

Es war schon merkwürdig. Nico Rosberg rasselte am Sonntag gleich zweimal mitten durch Kurve eins, in den Runden 9 und 29. Ein Fehler, der sich als fatal herausstellen sollte. Teamkollege Lewis Hamilton nutzte den Patzer, sicherte sich die Führung und später den Sieg. Kein technischer Defekt, keine Absicht: Wie ist es zu erklären, dass sich Rosberg der gleiche Fehler zweimal unterläuft?

Für den Silberpfeil-Piloten ist die Erklärung einfach: der Druck, den Hamilton auf ihn ausübte. "Er war schnell", so Rosberg. "Es ist auch Fakt, dass ich dann schneller fahren muss, sonst bekomme ich Probleme. Und das habe ich versucht. Natürlich musste ich mehr Risiko eingehen, das ist ganz simpel und - so denke ich - auch eine sehr gute Erklärung." Jackie Stewart sprach bei Motorsport-Magazin.com offen aus, was nicht wenige dachten: "Nico hat das Rennen eher verloren, als Lewis es gewonnen hat, wenn Sie verstehen, was ich meine..."

Ganz so einfach ist die Sache aber nicht, denn Rosberg handelte letztendlich nach Teamvorgabe. Mercedes wollte bei seinen Piloten unter keinen Umständen einen Bremsplatten riskieren, um die geplante Ein-Stopp-Strategie nicht zu gefährden. "Wir hatten beiden Fahrern gesagt, im Falle eines Bremsfehlers den langen Weg zu wählen statt zu versuchen, die Kurve mit blockierenden Rädern zu nehmen", erklärte Paddy Lowe die Vorgehensweise.

Rosberg nimmt den Notausgang, Foto: Sutton
Rosberg nimmt den Notausgang, Foto: Sutton

2. - Wieso verpatzte Hamilton den Start?

Schneller hätte es im Rennen nicht bergab gehen können für Lewis Hamilton. Von der Pole fiel der spätere Sieger in den ersten Kurven auf die vierte Position zurück. Ein vermeintlich schwacher Start ließ seine Chancen zunächst schwinden, bevor er sich wieder einmal tapfer zurückkämpfte und auch Teamkollege Nico Rosberg nach dessen Fahrfehler kassierte. Menschliches Versagen oder Technik-Problem bei Hamilton?

Schuld war ein Softwarefehler, der sein Auto nicht in den Startmodus schalten ließ. "Wir hatten ein Problem. Offenbar war bei der Kalibrierung der Kupplung ein Gremlin im System, den wir noch analysieren müssen", erklärte Motorsportchef Toto Wolff. Vor dem Start wird ein Knopf für das Startmapping gedrückt, um die Drehzahlen zu kontrollieren. Bereits zum Start in die Aufwärmrunde versagte dieser Knopf seinen Dienst. Zunächst noch kein Problem für Hamilton.

Allerdings traten die Schwierigkeiten beim Rennstart erneut auf. "Wenn du stoppst, suchst du deinen Schleifpunkt, wählst einen Gang und beschleunigst ein bisschen", erklärte Hamilton nach dem Rennen. "Dann lässt du die Kupplung los und erwischst einen perfekten Start - aber das hat nicht funktioniert." Die Drehzahl ging sofort in den Keller und Hamilton blieb nichts weiter übrig, als mit Vollgas zu starten. So hatte er allerdings keine Chance, sich gegen seine Hintermänner zur Wehr zu setzen.

Erst Ärger, dann der Monza-Sieg: Lewis Hamilton, Foto: Sutton
Erst Ärger, dann der Monza-Sieg: Lewis Hamilton, Foto: Sutton

3. - Wie kam Ricciardo an Vettel vorbei?

Sebastian Vettel startete vom achten Platz, Daniel Ricciardo vom neunten, doch am Ende hatte wieder einmal der Australier im Red-Bull-Teamduell die Nase vorne. Dass Ricciardo Fünfter wurde und damit eine Position vor Vettel die Ziellinie überquerte, war einem strategischen Fehler am Kommandostand des Weltmeisterteams geschuldet.

Vettel wurde als erster Pilot im Feld bereits in der 19. Runde an die Boxen gerufen - viel zu früh, sodass er am Ende des Rennens auf seinen schon stark abgenutzten harten Reifen keine ansprechenden Rundenzeiten mehr fahren konnte. Ricciardo kam hingegen erst in Runde 26 zum Service und war demensprechend in der Schlussphase des Grand Prix' in der Lage, voll zu attackieren.

"Uns ist ein grober Fehler bei der Strategie unterlaufen. Wir haben Sebastian Vettel viel zu früh hereingeholt. Wir hatten keine Erfahrungswerte und dadurch war er am Ende des Rennens wehrlos gegen Ricciardo", gestand Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko den taktischen Fauxpas gegenüber Motorsport-Magazin.com ein.

Erneute Top-Leistung von Daniel Ricciardo im Rennen, Foto: Sutton
Erneute Top-Leistung von Daniel Ricciardo im Rennen, Foto: Sutton

4. - Warum schied Alonso aus?

Nach 30 Runden war Schluss. Fernando Alonso musste den Großen Preis von Italien vorzeitig beenden und sorgte damit für schlechte Stimmung bei den Tifosi. Doppelt bitter: Ausgerechnet bei Ferraris großem Heimspiel in Monza riss Alonsos beeindruckende Serie. Der Spanier war bislang in jedem Rennen der Saison 2014 in die Punkteränge gefahren. Überhaupt war Alonso in den vergangenen Jahren der Mister Zuverlässig der Formel 1. Sein letzter Ausfall in Folge eines technischen Defekts datiert auf das Jahr 2010 zurück.

An diesem Sonntag musste er seinen Ferrari in Kurve 1 abstellen. Das ER-System seines Ferrari versagte den Dienst, für den früheren Weltmeister war Feierabend angesagt. "Für das Team ist es nie schön, ein Zuverlässigkeitsproblem zu haben", so Alonso. "Die Jungs arbeiten Tag und Nacht, um uns das bestmögliche Auto hinzustellen. Was passiert ist, ändert aber nicht meinen Willen daran, gewinnen zu wollen."

Fernando Alonsos Heimrennen endete am Haken, Foto: Sutton
Fernando Alonsos Heimrennen endete am Haken, Foto: Sutton

5. - Warum fiel Bottas am Start zurück?

Valtteri Bottas galt in Monza als Geheimfavorit. Der Williams-Pilot markierte im Freitagstraining sensationelle Longrun-Zeiten und verschaffte sich mit dem dritten Startplatz eine gute Ausgangslage. Doch sobald die Ampeln erloschen, war es mit der Herrlichkeit vorbei. Bottas legte einen furchtbaren Start hin und fiel bis auf den elften Platz zurück, von dem er sich im Laufe des Rennens immerhin noch auf den vierten Rang nach vorne arbeiten konnte.

"Angesichts des Grips, den wir in den Reifen hatten, war ich ein bisschen zu aggressiv auf der Kupplung", erklärte Bottas seinen enttäuschenden Auftakt in den Grand Prix. Außerdem verlief die Aufwärmrunde nicht optimal, was die üblichen Checks beeinflusste. "Ich hatte einen schwachen Start, aber nach Kurve zwei ging es so weiter, ich hatte bis in den fünften Gang durchdrehende Räder", klagte der Finne, der einige Runden brauchte, ehe seine Reifen endlich wunschgemäß funktionierten.

Valtteri Bottas verpasste diesmal das Podium, Foto: Sutton
Valtteri Bottas verpasste diesmal das Podium, Foto: Sutton

6. - Warum wurden Magnussen und Gutierrez bestraft?

Zweites Rennen nach der Sommerpause, zweite Strafe für Kevin Magnussen. Wie in Spa wurde der McLaren-Pilot mit einer Zeitstrafe belegt, diesmal wegen des Abdrängens von Valtteri Bottas in der ersten Schikane. "Es ist frustrierend, schon wieder eine Strafe zu kriegen, aber wir werden es analysieren und daraus lernen", klagte der 21-Jährige und fügte an: "Wenn sie mir eine Strafe geben, bedeutet das, dass ich die Regeln gebrochen habe, so einfach ist das." Weil Magnussen die Strafe nicht mehr im Zuge eines Boxenstopps absitzen konnte, wurde die Zeit am Ende des Rennens hinzuaddiert, sodass der Däne vom siebten auf den zehnten Platz zurückfiel.

Esteban Gutierrez bekam ebenfalls eine Zeitstrafe auferlegt, allerdings im Ausmaß von 20 Sekunden. Der Sauber-Pilot kollidierte zwei Runden vor dem Ende des Rennens mit Romain Grosjean in der Rettifilo-Schikane, was an seinem C33 einen aufgeschlitzten Hinterreifen zur Folge hatte. Das hielt die Stewards aber nicht davon ab, ihn zu bestrafen, jedoch rutschte der Mexikaner lediglich vom 19. auf den 20. Platz zurück, sodass sich die Konsequenzen in Grenzen hielten. "Der Zwischenfall war nicht notwendig", meinte Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Strafe für Esteban Gutierrez in Monza, Foto: Sutton
Strafe für Esteban Gutierrez in Monza, Foto: Sutton

7. - Was war bei Kvyat los?

Daniil Kvyat legte vom 21. Startplatz kommend eine eindrucksvolle Aufholjagd hin, die letztlich aber doch unbelohnt blieb. Der Russe schnupperte an den Punkterängen, als ihm in der vorletzten Runde die Bremsen versagten und er in der ersten Schikane geradeaus schoss. Nur mit viel Können konnte der Rookie einen Einschlag in die Streckenbegrenzung verhindern und das Rennen in weiterer Folge als Elfter sogar beenden. "Wir hatten ein Problem mit der Bremsscheibe, aber es ist mir gelungen, das Auto nach Hause zu bringen", sagte Kvyat. "Es ist schade, wenn man 100 Prozent gibt und das Rennen dann außerhalb der Punkte beendet."

Daniil Kvyat im Pech, Foto: Sutton
Daniil Kvyat im Pech, Foto: Sutton

8. - Warum knallte es spät abends im Fahrerlager?

Der große Knall kam erst zum Schluss. Natürlich bei Mercedes. Wo auch sonst in diesen Tagen? Das war passiert: Als Motorsport-Magazin.com spät abends noch im Media Center von Monza saß und die letzten Geschichten zum Wochenende schrieb, gab es plötzlich einen lauten Knall. An einem der Mercedes-Transporter schien ein Kompressor explodiert zu sein. Die seitlichen Transportfächer des Trucks waren aufgesprengt. Löschschaum und ein Feuerlöscher deuteten auf eine schnelle Lösung der bösen Überraschung hin. Bei den Silberpfeilen geht es eben nicht ohne Knall...