Eines sollten wir nach diesem Rennen auf jeden Fall wissen: Pirelli kann auch Reifen bauen, die eine ganze Renndistanz halten können, wenn man will. Natürlich überrascht das wenig, doch bei den Fahrern kommt die konservative Reifenwahl in Monza nicht gut an. Pirelli steht wieder in der Kritik, doch diesmal wegen dem anderen Extrem als bisher. Innerlich muss sich Paul Hembery wohl so etwas wie "Denen kann man es aber auch nicht recht machen" gedacht haben, als er sich den Vorwürfen stellte.

Monza ist wegen der langen Geraden nicht sonderlich aggressiv zu den Reifen, die Belastung ist eher longitudinaler Natur in den harten Bremszonen als dass es große querdynamische Herausforderungen gäbe. Insbesondere Pastor Maldonado kritisierte die Wahl auf die Reifenmischungen mittelhart und hart: "Der harte Reifen ist sehr hart. Er lässt sich nur schwer auf Temperatur bringen, ist noch schwieriger zu verstehen und am schwierigsten ist es, ihn ans Arbeiten zu bringen. Ja, die Wahl ist zu konservativ." Selbst nach längeren Stints hätten die Reifen noch immer wie neu ausgesehen.

Auch Sebastian Vettel glaubt, die Reifen noch nicht ans Arbeiten bekommen zu haben: "Die sind sehr konservativ, am Sonntag sollte sich das mit einem Stopp locker ausgehen. Einige kämpfen damit, die Reifen ans arbeiten zu bringen. Auch der Unterschied zwischen Medium Hart war geringer als erwartet." Das sei ein weiterer Indikator, dass die Pneus noch nicht richtig gearbeitet hätten. Paul Hembery beziffert den Unterschied zwischen den Reifenmischungen auf eine halbe Sekunde. Vettel erwartet Besserung: "Am Samstag und Sonntag sollte besser werden, weil es dann wärmer sein und mehr Gummi auf der Strecke liegen wird."

Es ist für alle gleich

Sein Teamkollege Daniel Ricciardo ist sich hingegen sicher, den Bogen bereits raus zu haben, obschon er zwei Zehntel langsamer war: "Pirelli ist mit hart und medium sehr konservativ vorgegangen. Ich bin heute Nachmittag einen langen Stint auf dem mittelharten Reifen gefahren und der hat richtig gut gehalten. Ich denke aber, dass wir heute verstanden haben, wie die Reifen funktionieren und worauf wir genau achten müssen."

Maldonado am Limit: Der Venezolaner leidet am meisten unter den harten Reifen und sparte nicht mit Kritik, Foto: Sutton
Maldonado am Limit: Der Venezolaner leidet am meisten unter den harten Reifen und sparte nicht mit Kritik, Foto: Sutton

Nico Hülkenberg fasst sich am kürzesten und kommentiert die Reifen mit einem Wort: "Beton." Dennoch sieht er kein Problem in der Wahl: "Sie sind in der Tat ein bisschen hart, das Aufwärmen ist langsam und man fühlt auch nicht richtig, dass die Reifen arbeiten. Darüber hinaus bedeutet das leider auch nicht so viel Flexibilität bei der Strategie. Aber es ist, wie es ist, und das für alle gleich."

Genau das ist auch die Argumentation von Paul Hembery: "Es ist dasselbe für jeden. Wir rüsten denjenigen, der gewinnt, mit denselben Reifen aus wie denjenigen, der Letzter wird." Zwar hätte man durchaus Änderungen an der Konstruktion vornehmen oder auch mehr Speed mit derselben Konstruktion und anderen Reifenmischungen generieren können, "aber das wäre keine Lösung gewesen. Wären wir mit dem Supersoft hierher gekommen, wären die Reifen vielleicht eine Sekunde schneller aber hätten Blasen geworfen - das wäre eine doppelte Herausforderung geworden."