Das Autodromo Nazionale Monza ist die letzte Hochgeschwindigkeitsstrecke der Formel 1. Lange Geraden und flache Flügel faszinieren die Tifosi heute genauso wie vor mehr als 80 Jahren. Geschwindigkeit ist der entscheidende Faktor im königlichen Park - so ist es auch wenig verwunderlich, dass die Geschwindigkeitsrekorde der Formel 1 zum großen Teil in Monza eingefahren wurden. Motorsport-Magazin.com stellt einige dieser Rekorde und die dazugehörigen Fahrzeuge vor.

Das schnellste Rennen

Eines der schnellsten Rennen überhaupt ist bis heute der Italien GP aus dem Jahr 1971. Damals gab es in Monza noch keine Schikanen und die Fahrzeuge mussten kaum bremsen, die Durchschnittsgeschwindigkeit des Grand Prix betrug 242,72 km/h. Das Rennen war nicht nur schnell, sondern auch spannend - die ersten fünf Fahrer kamen innerhalb von 0,7 Sekunden ins Ziel, Peter Gethin gewann im BRM mit einem Vorsprung von 0,01 Sekunden.

Schneller als der Italien GP 1971 war nur die Ausgabe im Jahr 2003, die Michael Schumacher gewann. Die Durchschnittsgeschwindigkeit von 247,585 km/h bedeutete zugleich das zeitlich kürzeste Rennen über die volle Distanz in der Geschichte der F1. Nur eine Stunde, 14 Minuten und 19 Sekunden nach dem Start war es auch schon wieder vorbei.

Michael Schumacher erzielte mit dem Ferrari F2003GA die bis dahin schnellste Durchschnittsgeschwindigkeit aller Zeiten, Foto: Sutton
Michael Schumacher erzielte mit dem Ferrari F2003GA die bis dahin schnellste Durchschnittsgeschwindigkeit aller Zeiten, Foto: Sutton

Das Rekordauto: Ferrari F2003GA

Benannt nach dem ehemaligen Fiat Präsidenten Gianni Agnielli, holte der Ferrari F2003GA Fahrer- und Konstrukteurstitel. Die Entwicklungszeit des Autos dauerte länger als geplant. Der Bolide absolvierte sein erstes Rennen erst in Spanien. Bis zum Ende der Saison musste Michael Schumacher sich mit Kimi Räikkönen duellieren, die WM-Entscheidung fiel erst in Suzuka.

Die schnellste Runde

Der Rekord für die schnellste Durchschnittsgeschwindigkeit auf einer Runde ist schon lange Zeit in Williams-Hand. Im Jahr 1985 fuhr Keke Rosberg in Silverstone eine Sensationsrunde mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 259,005 km/h, die 17 Jahre lang als schnellste Runde bestehen bleiben sollte.

Monza kann erst seit 2002 den Rekord für sich beanspruchen. Juan Pablo Montoya konnte in der Qualifikation die Rosberg-Bestmarke übertreffen. In seinem BMW Williams FW24 fuhr er die Runde mit durchschnittlich 259,827 km/h. Der Rekord von Montoya war auch in anderer Hinsicht sensationell - erstmals drehte während dieser Runde ein V10-Motor an einem Rennwochenende über 19.000 Umdrehungen pro Minute. BMW erreichte damit einen weiteren Meilenstein der V10-Ära.

2004 konnte Montoya seinen Rekord nochmals verbessern und machte damit den BMW Williams FW26 zum bis heute schnellsten Formel 1 Fahrzeug aller Zeiten. Seine Runde in der ersten Qualifikation in 1:19:525 bedeutete eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 262,242 km/h.

Der FW26 in Monza schnell, über die Saison gesehen jedoch ein Flop, Foto: Sutton
Der FW26 in Monza schnell, über die Saison gesehen jedoch ein Flop, Foto: Sutton

Das Rekordauto: BMW Williams FW26

Wohl kaum jemand ahnte bei der Präsentation, dass der FW26 in die Formel 1 Geschichte eingehen würde. Zu Saisonbeginn wurde das Fahrzeug verspottet wie kaum ein anderes - seine charakteristische Nase brachte ihm Spitznamen wie Hammerhai oder Nasenbär ein. Nachdem BMW Williams im Jahr 2003 noch bis zuletzt Chancen auf den WM-Titel hatte, waren die Erwartungen groß.

Das Fahrzeug blieb über die Saison hinweg jedoch weit hinter diesen Ambitionen zurück. Das eigentliche Konzept, mit der neuartigen Nase mehr Luft unter das Fahrzeug zu leiten, wurde aufgegeben und die damalige Chef-Aerodynamikerin entlassen. Bei seiner Rekordfahrt In Monza zeigte sich das hässliche Entlein dann schon mit überarbeiteter Frontparte.

Der höchste Topspeed

Die höchste Geschwindigkeit aller Zeiten in der Formel 1 wurde 2005, im letzten Jahr der V10-Motoren, aufgestellt. Trotz der Einführung von Regeln, die eine Lebensdauer von zwei Rennwochenenden pro Motor festlegten, konnte die Leistung nochmals gesteigert werden. Es war eine Zeit, an deren Höhepunkt die 3,0 Liter Triebwerke bis zu 1000 PS Leistung auf den Asphalt brachten.

Den Top-Speed-Rekord fuhr Juan Pablo Montoya ein, diesmal aber im McLaren Mercedes. Am Rennsonntag wurde bei ihm am Ende der Start-Ziel-Geraden ein Höchstwert von 372,6 km/h gemessen. Montoya fuhr nicht nur den Geschwindigkeitsrekord ein, er gewann 2005 auch den Italien GP und feierte damit seinen ersten Sieg für McLaren Mercedes.

Der Mclaren MP4-20 ist der schnellste Formel 1 Bolide aller Zeiten, Foto: Sutton
Der Mclaren MP4-20 ist der schnellste Formel 1 Bolide aller Zeiten, Foto: Sutton

Das Rekordauto: McLaren Mercedes MP4-20

McLaren Mercedes war im Jahr 2005 perfekt aufgestellt. Mit Juan Pablo Montoya und Kimi Räikkönen hatte man eine exzellente Fahrerkombination, der Mercedes V10 war leistungsstark. Auch aerodynamisch war der MP4-20 perfekt - ein Meisterstück aus Adrian Neweys Feder. Das Fahrzeug war ohne Zweifel das schnellste Fahrzeug im Jahr 2005, doch mangelnde Zuverlässigkeit kostete McLaren über den Verlauf der Saison wertvolle Punkte. Es reichte weder zur Fahrer- noch zur Konstrukteurs-WM - das schnellste Formel-1-Fahrzeug aller Zeiten ist der MP4-20 trotzdem.

Redaktionskommentar:

Motorsport-Magazin.com meint - Alle aktuellen Geschwindigkeitsrekorde stammen aus der V10-Ära - es bleibt abzuwarten wie gut sich die neuen Turbo-Motoren in Monza schlagen werden. An die bestehenden Rekorde werden sie zumindest in diesem Jahr kaum herankommen. Doch die Entwicklung steht nicht still, vielleicht werden also in der Zukunft auch diese Rekorde gebrochen werden. Das war bisher schließlich immer so. (Torben Friehe)