Nach dem Qualifying-Desaster mit Strategiefehler und Aus in Q1 am Samstag betrieb Kimi Räikkönen beim elften Saisonrennen der Formel 1 auf dem Hungaroring als Sechster massiv Schadensbegrenzung. Trotz zweier kleinerer Fehler und Ausrutscher machte der Finne auch bedingt durch das Safety Car und einer cleveren Zwei-Stopp-Strategie elf Plätze gut. Nach einem Blitzstart fand sich Räikkönen schnell auf Rang 13 wieder, nutzte die erste Safety-Car-Phase in Runde acht dann jedoch zu einem frühen Reifenwechsel.

Ungewohntes Bild: Zu Beginn des Rennens musste sich Räikkönen sogar mit Marussia herumschlagen, Foto: Sutton
Ungewohntes Bild: Zu Beginn des Rennens musste sich Räikkönen sogar mit Marussia herumschlagen, Foto: Sutton

Bedingt durch eine weitere Phase von mehreren Runden hinter dem Pace-Car schaffte der Finne einen beeindruckenden Mittelstint von 34 Runden auf der weicheren Mischung, und war so in der Lage, den letzten Rennabschnitt von 'lediglich' 28 Runden ebenfalls auf den Soft-Pneus zu absolvieren. Nachdem Räikkönen im Anschluss an seinen zweiten Stopp wieder als Achter auf die Strecke kam, profitierte er von späteren Reifenwechseln einiger Kontrahenten, wehrte einen massiven Angriff von Sebastian Vettel ab und musste sich lediglich noch dem von hinten heraneilenden Nico Rosberg im überlegenen Mercedes ergeben.

Fehlender Speed auf der Geraden ärgerlich

Obwohl Räikkönen deutlich schneller war als Felipe Massa vor ihm, schaffte er es in den letzten gut 15 Runden jedoch nicht, den Brasilianer mit überlegenem Mercedes-Motor zu kassieren. "Unsere Geschwindigkeit auf der Geraden war nicht gut genug, und hier ist es ja ohnehin schwierig, zu überholen", resümierte er. Vor allem die Zeit hinter den beiden Saubers zu Beginn stieß ihm ein wenig sauer auf, denn auch dort ging wertvolle Zeit verloren. Entscheidend für das Verbleiben auf Rang sechs war schließlich jedoch die lange Fahrt hinter Massa: "Ich war schneller als der Williams auf die Runde gesehen, aber das hilft hier leider nicht viel. Bei der langen Fahrt direkt im Windschatten habe ich mir dann ohnehin die Vorderreifen zerstört, was einen späten Angriff unmöglich machte."

Das komplette Rennende hing Räikkönen hinter dem langsameren Massa fest, Foto: Sutton
Das komplette Rennende hing Räikkönen hinter dem langsameren Massa fest, Foto: Sutton

Mit seiner Ausbeute zeigte sich der Ferrari-Star dann zwar letztlich zufrieden, machte jedoch klar, dass nach wie vor viel Arbeit auf ihn und sein Team warte: "Nach dem haarsträubenden Fehler und den Problemen von gestern war das Resultat natürlich okay, jedoch überwiegt ganz klar noch die Frustration. Das Auto war das ganze Wochenende über wirklich gut und ich bin mir sicher, dass mit einem besseren Startplatz auch noch mehr drin gewesen wäre." Von einem Ende der langen Leidenszeit während der ersten Saisonhälfte will Räikkönen partout nichts wissen. "Ein Resultat ändert in meinen Augen nicht viel und man kann nicht sagen, dass wir nun anders stehen als noch vor ein paar Stunden. Natürlich war es ein guter Schritt in die richtige Richtung, aber mehr auch nicht."

Selbst die Saubers erwiesen sich für Räikkönen als zeitweiliger Bremsklotz, Foto: Sutton
Selbst die Saubers erwiesen sich für Räikkönen als zeitweiliger Bremsklotz, Foto: Sutton

Probleme bekannt, Lösung nicht einfach

Obwohl die Problemstellen Ferraris bestens bekannt sind, glaubt der WM-Zwölfte nicht, dass sich schnell große Verbesserungen erzielen lassen. "Jeder weiß doch, woran es bei ihm hakt, und wenn es so einfach wäre, hätte ja niemand mehr irgendwelche Beschwerden. Wir haben Top-Leute, die in den richtigen Positionen sind und wissen, was sie zu tun haben. Für die zweite Saisonhälfte müssen wir uns Schritt für Schritt verbessern, um dann 2015 voll angreifen zu können." Neben mangelnder Antriebspower fordert Räikkönen ebenfalls Verbesserungen hinsichtlich der Downforce sowie des Grips auf sämtlichen Reifentypen.

"Die erste Saisonhälfte lief wirklich bitter für uns und wir wollten natürlich ganz wo anderes stehen. Ein gutes Rennen zu Saisonbeginn hätte vielleicht ja gereicht, aber dann kam die Abwärtsspirale. Wir müssen natürlich einiges am Auto zu verbessern, jedoch sind auch durch die Bank viele Fehler passiert, die wir und Ferrari nie hätten begehen dürfen. Ich hoffe, wir können auf dem Resultat von heute nun etwas aufbauen."

Dass eine Verbesserung noch in diesem Jahr möglich ist, hält Räikkönen aber definitiv für möglich: "Das Auto ist zwar nirgendwo perfekt, war jedoch auch nie eine Katastrophe. Es sind nur ein paar Kleinigkeiten, die gleich eine Menge ausmachen können, und die müssen wir finden und umsetzen. Persönlich mache ich mir keine Sorgen, denn ich habe ja seit dem letzten Jahr nicht einfach das Fahren verlernt. Auch das Auto ist schon viel besser als zu Saisonbeginn, und man kann sagen, dass wir uns definitiv in die richtige Richtung bewegen. Es ist ein ganz normaler Prozess, den auch viele außer uns durchmachen."