Bislang hatte Bernie Ecclestone im Prozess vor dem Landgericht München nur von seinen Anwälten eine schriftliche Erklärung zu den Vorfällen vorlesen lassen. Nun äußerte er sich erstmals selbst und schilderte seine Sicht der Dinge. Die Essenz: Das Wort Erpressung nimmt der 83-Jährige nicht in den Mund, doch er berichtet, dass Gerhard Gribkowsky mehrfach Andeutungen machte, die ihn aus steuerlicher Sicht in Bedrängnis hätten bringen können. Er sei noch mit der Stiftung Bambino verbunden, was in puncto Steuer Konsequenzen hätte.

"Ich hätte nicht annähernd das Geld gehabt, um die Steuerforderung von zwei Milliarden Pfund zu begleichen. Ich wäre dann im Alter von 76 Jahren bankrott gewesen und ohne eine Armbanduhr", schilderte er laut dpa seine Lage. "Da bin ich dann etwas nervös geworden." Auf Anraten seines Rechtsberaters Stephen Mullens habe er beschlossen, Gribkowsky "auszuzahlen". Er habe gehofft, ihn stillhalten zu können, wenn er ihm das Geld gebe, was er brauchte, um ins Immobiliengeschäft einzusteigen. "Das war die billigste Versicherungspolice, die ich je gesehen habe", sagte Ecclestone.

Es bleibt abzuwarten, ob die Richter den Aussagen Ecclestones Glauben schenken. Bislang taten sie das nicht und vertraten die Ansicht, dass der Formel-1-Zampano mit den Zahlungen Einfluss auf die Wahl des Käufers der Formel-1-Anteile nahm und damit gleichzeitig seine Machtposition absichern wollte. "Es war eine der schönen Situationen, in die man als Unternehmer kommen kann: Ich hatte jemanden, der kaufen wollte und jemanden, der verkaufen wollte." Ohne ihn wäre der Verkauf nicht zustande gekommen, glaubt Ecclestone.