Der am Dienstag im DFB-Trainingslager in Südtirol bei einem Sponsortermin verletzte deutsche Urlauber befindet sich laut Angaben des SID außer Lebensgefahr. Im Rahmen einer Produktvorstellung waren die Mercedes-Piloten Nico Rosberg und Pascal Wehrlein mit den Nationalspielern Benedikt Höwedes und Julian Draxler am Beifahrersitz auf einer abgesperrten Strecke gefahren, auf der sich dennoch Personen befunden hatten. Ein einheimischer Streckenposten wurde dabei leicht, der deutsche Urlauber schwer verletzt.

Wie der DFB am Mittwoch im Zuge einer Pressekonferenz bekanntgab, habe man ebenso wie Mercedes alle Informationen an die italienische Polizei übermittelt, die nun für die laufenden Ermittlungen zuständig ist. "Es steht uns nicht zu, über den Gesundheitszustand zu spekulieren, das ist Sache der Ärzte", erklärte Pressesprecher Jens Grittner. "Wir sind nicht sprachlos und nicht tatenlos, respektieren aber die Arbeit der Behörden und Ärzte."

Angaben zum Unfallhergang - Rosberg soll von einer Frau am Streckenrand irritiert worden sein, weshalb er bremste und der dahinter fahrende Wehrlein ausweichen musste und die beiden Männer erfasste - wurden mit Verweis auf die laufenden Untersuchungen nicht gemacht.

Videomaterial zur Verfügung gestellt

Mercedes war auf der Pressekonferenz durch Unternehmenssprecherin Claudia Merzbach vertreten. "Es ist ein ganz besonderes Anliegen zu sagen, dass wir tief betroffen sind. Es tut uns sehr Leid, was passiert ist", sagte sie. "Es war kein Rennen, es gab keine Zeitmessung. Es ging eindeutig darum, Produkte kennenzulernen." Mercedes stellte sämtliches aufgenommene Foto- und Videomaterial der Polizei zur Verfügung und trat mit der Frau des Schwerverletzten in Kontakt. "Wir tun alles, um die Sache aufzuklären", so Merzbach.

PR-Aktionen wie diese seien schon häufig durchgeführt worden, sowohl mit Kunden als auch mit Sportlern. "Es war ein Besuch von Sportler zu Sportler. Wir wollten das Siegergen von Rosberg an die Mannschaft übergeben", erklärte die Mercedes-Sprecherin. "Fußballer fahren gerne Auto und sie waren gespannt, eine Runde zu drehen." Kritik würde sich Mercedes stets selbst leisten. "Wir stellen alles zur Verfügung, damit sowas in Zukunft verhindert werden kann. Wir sind selbst am meisten daran interessiert herauszufinden, wo der Fehler lag."

Was mögliche Schadensersatzzahlungen an die Unfallopfer betrifft, blieb Merzbach zurückhaltend, Mercedes werde dies sorgfältig prüfen. "Sie dürfen aber sicher sein, dass wir die Leute nicht allein lassen", beteuerte sie.

Aufgrund der laufenden Ermittlungen konnte die Polizei der Öffentlichkeit nur begrenzte Informationen mitteilen. "Die Strecke war sicher und abgesperrt, an jeder Seitenstraße ein Streckenposten postiert", betonte Hauptkommissar Johann Ramoser aus Bozen, der ebenfalls an der Pressekonferenz teilnahm. Dennoch könne man nie völlig ausschließen, dass Zuschauer über die angrenzenden Wiesen auf die Piste gelangen. "Dann müssten wir auf einer Rennstrecke fahren."

Besuch im Krankenhaus

Oliver Bierhoff sprach von einem großen Schock und Bedauern der ganzen Nationalmannschaft. Die betroffenen Spieler wurden von einem Psychologen betreut. "Man spricht immer von kühlen Formel-1-Fahrern, aber beide waren geschockt, bewegt und betroffen", sagte der DFB-Manager. Nachdem Informationen zum Unfallhergang zunächst spärlich waren und erst im Laufe des Nachmittags durchsickerten, entschieden sich Bierhoff, Wehrlein und Rosberg, die Verletzten in den Krankenhäusern in Meran und Bozen aufzusuchen. "Es war ein großes Bedürfnis", so Bierhoff.

Zunächst besuchte das Trio den Streckenposten, der laut Bierhoff gut ansprechbar war. "Mit der Frau [des schwerverletzten Urlaubers] war es schwieriger, aber der Kontakt war wichtig. Sie ist geschockt, aber eine unglaublich starke Frau und sehr herzlich. Der Kontakt mit Wehrlein war sehr emotional und hilfreich", schilderte er. "Unser Wunsch ist, dass sich der Gesundheitszustand bessert und wir jegliche Unterstützung zukommen lassen können." Letztlich kehrte die Delegation um 22:00 Uhr ins DFB-Hotel nach St. Leonhard im Passeiertal zurück.

Update: Der schwerverletzte deutsche Urlauber wurde am Sonntag im Koma liegend, aber nicht in Lebensgefahr befindlich, in eine Klinik nach Jena geflogen.

Restrisiko bleibt

Obwohl es regnete und die Straßenverhältnisse auf dem engen und kurvigen Parcours somit nicht die besten waren, verteidigte Bierhoff die PR-Aktion. "Die Fahrer sind sehr verantwortlich und können die Grenzen ausloten", erklärte er. "Die Sicherheit war gegeben, sie hatten entsprechende Erfahrung bei Regen."

Laut dem DFB-Manager gebe es bei allen derartigen Aktionen, selbst bei Fahrradtouren, ein gewisses Restrisiko, das man jedoch so klein wie möglich halten müsse. "Aber es wäre falsch, sich einzuigeln. Wir werden immer wieder Teamaktivitäten mit geringem Restrisiko anbieten", betonte er. "Meine Meinung bezüglich zukünftiger Aktivitäten mit der Mannschaft außerhalb des Platzes hat sich nicht geändert, aber man muss jede Aktion genau bewerten", so Bierhoff abschließend.