"Ich sah zu seinem Cockpit, sah seine Kopfstellung, sein fehlendes Visier - ich wusste sofort, dass er tot war", erinnert sich David Brabham an den Horrorunfall seines Teamkollegen Roland Ratzenberger im Qualifying zum Großen Preis von San Marino am 30. April 1994. Der 33-jährige Österreicher verlor wegen eines gebrochenen Frontflügels an seinem Simtek - wahrscheinlich nach einer Radsteinberührung - bei Tempo 300 die Kontrolle über seinen Wagen.

"Er kam in der Mitte der Kurve zu stehen, es war der schnellste Teil der Strecke. Als ich die Teile des Autos sah, wusste ich, dass es nicht gut für ihn aussieht. In diesem Moment schaltete mein Gehirn sofort auf eine Art Sicherheits- oder Überlebensmodus. Mein nächster Gedanke war, dass ich so schnell wie möglich an die Box fahren muss, um meine Reifen auf Temperatur zu halten. Ich weiß, dass das in dieser Situation ein völlig irrer Gedanke gewesen ist", erzählte Brabham.

Erst zu Saisonbeginn hatte Ratzenberger bei Simtek unterschrieben und sich damit seinen Traum von der Formel 1 erfüllt. "Für mich war Roland der ideale Rennfahrer", so Brabham. "Er war topfit, sah gut aus und hatte dieses umwerfende Lächeln. Zudem war er verdammt schnell und verstand das Auto. Er war eine unglaubliche Stütze für das Team." Auch abseits der Rennstrecke verstanden sich Brabham und der Österreicher bestens. "Er war durch und durch ein guter Kerl. Er hatte an seinem Todestag ein Lächeln auf den Lippen, weil er es in die F1 geschafft hatte - das ist meine letzte Erinnerung an ihn", verriet Brabham.

Permanente Erinnerung in Imola

Durch den Tod von Ayrton Senna einen Tag später rückte der Unfall von Ratzenberger in den Hintergrund. Sämtliche Spekulationen über den Unfall wurde nie hundertprozentig geklärt. David Brabham würde sich wünschen, dass zumindest an der Rennstrecke in Imola an den Simtek-Piloten genauso gedacht wird wie an Senna. "Ich war traurig zu hören, dass es an der Rennstrecke nichts zu seinem Gedenken gibt. Eine simple Gedenktafel würde ja schon reichen", so Brabham.