Pro: Ein Exempel statuieren

Daniel Ricciardo erreichte in Australien einen sensationellen zweiten Platz und es ist sicherlich unglaublich bitter, dass er dieses tolle Ergebnis vor seinem Heimpublikum durch die Disqualifikation verlor. Dabei bleibt aber die große Frage: Hätte es mit dem von der FIA angedachten Spritverbrauch überhaupt zum Podestplatz gereicht?

"Wir haben an unsere Messwerte geglaubt. Ansonsten befindest du dich in einer Situation, in der du große Mengen an Leistung aus dem Motor nimmst - und wir glaubten daran, dass wir voll mit den Regeln übereinstimmten", erklärte Teamchef Horner später. Damit sagte der Brite durch die Blume, dass es einen Leistungsverlust am RB10 bedeutet hätte, den Spritverbrauch zu senken. Daher ist es nur legitim, den Fahrer, der diese gesteigerte Leistung zur Verfügung hatte, auch zu bestrafen.

Zudem gilt in der Formel 1 der Grundsatz: Wir gewinnen zusammen und verlieren zusammen. Es ist klar, dass Red Bull in diesem Fall den Fehler gemacht hat und Ricciardo über die hitzigen Diskussionen am Kommandostand im Rennen wohl keinerlei Informationen hatte. Dennoch muss er mit dieser Strafe leben, denn würde er einen Fehler auf der Strecke begehen, hätte das Team ebenfalls mit den Konsequenzen zu leben.

Abgesehen davon würde eine Strafe, die lediglich das Team betrifft, eine ganz andere Herangehensweise ermöglichen. Zwar sind für die Teams vor allem Konstrukteurs-Punkte wichtig und die Zähler für die Fahrer-Wertung gibt es als nettes Zubrot, dennoch würde in Zukunft ein Fehler auch nur halbe Konsequenzen bedeuten. Sollte sich ein Fahrer gegen Ende der Saison im Kampf um die WM befinden, bestünde für das Team die Möglichkeit, den Spritverbrauch - nach eigenen Berechnungen (siehe Red Bull) - nach oben zu schrauben. Der Fahrer hätte potenziell mehr Leistung zur Verfügung und könnte mehr Punkte einfahren. Im Falle einer Strafe müsste lediglich das Team mit Abzügen rechnen und der Pilot wäre unter Umständen Weltmeister.

Contra: Sportlich faire Leistung belohnen

Die Stewards Gerd Ennser, Tim Mayer, Emanuele Pirro und Steve Chopping führten in ihrer Urteilsbegründung nach der Disqualifikation zunächst auf, dass der technische Delegierte ihnen berichtet habe, dass das Auto mit der Nummer 3 den vorgeschriebenen Benzinfluss von 100 Kilogramm pro Stunde überschritt. Unter Punkt zwei steht dann wörtlich: "Dieser Parameter befindet sich außerhalb der Kontrolle des Fahrers, Daniel Ricciardo."

Warum soll Daniel Ricciardo büßen?, Foto: Sutton
Warum soll Daniel Ricciardo büßen?, Foto: Sutton

In den restlichen Punkten des offiziellen Dokuments taucht der Australier nicht mehr auf. Daher stellt sich die Frage: Was hat er mit der ganzen Sache zu tun? Er saß in dem Auto, das nicht regelkonform war, aber nicht er war dafür verantwortlich, dass es nicht den Regeln entsprach. Das geht für mich klar aus der Urteilsbegründung hervor.

Natürlich kann man in Frage stellen, ob es Ricciardo mit einem regelkonformen Auto auf Rang zwei geschafft hätte. Dabei steht jedoch nicht seine fahrerische Leistung zur Debatte. Sportlich gesehen hat er sich nichts zu Schulden kommen lassen, weshalb er meiner Ansicht nach den zweiten Platz verdient hat. Er ist zwar Teil des Teams, aber trotzdem noch eine Einzelperson, die nicht für das Handeln der anderen verantwortlich ist. Daher finde ich es unangemessen, Ricciardo zu bestrafen.