Formel-1-Piloten würden am liebsten das ganze Rennen über Vollgas geben. Das ist 2014 allein aufgrund der begrenzten Treibstoffmenge nicht möglich. 100 Kilogramm Sprit dürfen vom Ausschalten der Ampeln bis zum Fallen der Zielflagge maximal verbraucht werden. Zudem ist der Benzinfluss auf 100 Kilogramm pro Stunde begrenzt.

Wenn am Ende des Rennens nicht exakt 100 Kilogramm Benzin verbraucht wurden, schlägt die FIA unbarmherzig zu. "100 Kilogramm sind das Maximum, und wenn sie darüber hinaus gehen, dann haben sie das Limit überschritten und es gibt keine Toleranz", warnt Formel-1-Renndirektor Charlie Whiting.

Die FIA versucht nach seinem Bekunden alles in ihrer Macht stehende, um Fehlmessungen zu vermeiden. Er sei zuversichtlich, dass der sogenannte FIA Flow Meter, der den Benzindurchfluss misst, akkurat funktioniere, sagt Whiting. "Er wird immer mit Daten, die wir von den Einspritzdüsen haben, korrelieren, um sicherzugehen, dass es keine großen Abweichungen gibt. Von dem, was wir bislang gesehen haben, wird das nicht der Fall sein."

Zudem gebe es Notfallsysteme. Sollte der Sensor, der das ganze Rennen überwacht wird, ausfallen, werde auf Basis der letzten gemessenen Runde eine neue Kalkulation erstellt. Trotz der permanenten Überwachung werde die FIA im Falle einer Verletzung des Reglements jedoch erst nach dem Rennen eingreifen - wie es bei anderen technischen Überprüfungen auch der Fall ist. "Jeder dieser Checks könnte eine Disqualifikation zur Folge haben", sagt Whiting.

Der Fahrer muss seinen Fahrstil anpassen., Foto: Sutton
Der Fahrer muss seinen Fahrstil anpassen., Foto: Sutton

Mitdenkende Fahrer gefragt

"Ich glaube ich spreche für alle Fahrer: Wir würden gerne die ganze Zeit Vollgas geben", meint McLaren-Rookie Kevin Magnussen. "Aber es ist eine neue Herausforderung und knifflig, so effizient wie möglich zu fahren. Ich finde, es hat seine guten und seine schlechten Seiten. Aber es ist immer noch die Formel 1, in der die besten Teams und besten Leute im Motorsport arbeiten."

Auch Nico Rosberg betont gegenüber Motorsport-Magazin.com, dass es nicht anders sei als in anderen Jahren. "Der Fahrer muss immer ein bisschen mitdenken, dann kann man sich dadurch einen Vorteil verschaffen. Es gibt viele Wege und ich habe meinen gefunden", erklärt er. "Ich interessiere mich sehr für dieses Thema, aber wir werden erst am Ende des Jahres sehen, was es gebracht hat."

Neue Kurvenanfahrtstechnik

Doch wie funktioniert das nun genau mit dem Spritsparen und Mitdenken? Die Piloten sehen in jeder Runde auf dem Lenkraddisplay, wie viel Benzin sie verbrauchen. "Ich weiß, was ich verbrauchen darf, um ans Rennende zu kommen. Und ich war immer drüber", gesteht Rosberg allerdings. "Um da hin zu kommen, das ist echt eine harte Nuss. Es braucht höchstes Können, den Spritverbrauch hinzubekommen und gleichzeitig noch schnell zu fahren."

Eine Variante ist, am Ende einer Geraden schon vor dem Bremspunkt vom Gas zu gehen und die letzten Meter zu rollen. "Vergleichbar wie wenn man auf eine rote Ampel auf der Straße zufährt", erläutert Rosberg. "Damit spart man mehr Sprit, als wenn man länger Gas gibt und dann hart anbremst."

Ein weiterer Ansatzpunkt ist die Strategie. "Unsere Strategie müssen wir einerseits so strikt wie möglich verfolgen, andererseits brauchst du jedoch auch einen Spielraum, um auf verschiedene Situationen im Rennen reagieren zu können. Über Benzinverbrauch, Motoreinstellung und Balance kannst du in Melbourne viele Plätze gewinnen, aber auch verlieren", unterstreicht Adrian Sutil, der gesteht, dass die Benzinmenge perfekt genutzt und eingeteilt werden muss, damit man nicht am Anfang zu viel verbraucht und am Ende stehen bleibt. "Das ist die Schwierigkeit dabei. Wir haben Daten der Longruns analysiert und müssen echt viel sparen, wie es aussieht."

Mehrere Komponenten zu berücksichtigen

Mit gleichbleibender Geschwindigkeit zu fahren ist laut Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost keine Option, denn das Tempo müsse auch auf die Konkurrenz und die Strecke abgestimmt sein. "Wo kann ich überholen - kann ich überhaupt überholen? Es nützt mir nichts, wenn ich in Monaco zu Beginn schön konstant - in Anführungsstrichen - langsam fahre und am Ende habe ich dann vielleicht noch 10 Kilogramm Sprit im Tank, aber kann nicht überholen. Das heißt also, es spielen mehrere Komponenten eine wichtige Rolle", verdeutlicht er gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Der eine oder andere Fan an der Strecke oder am Fernsehbildschirm mag sich fragen, ob er sich um die Strecke kriechende Autos ansehen muss. Fernando Alonso gibt da jedoch Entwarnung. "Ich denke, es wird für die Fernsehzuschauer und die Fans auf den Tribünen schwer zu sehen sein, ob wir Benzin sparen, denn es könnte nur ein Unterschied von einer Zehntel oder sogar nur eine halbe Zehntel pro Runde sein", zeigt er auf.