Leidenschaft und Emotion waren es, die Kimi Räikkönen Ende 2009 sein Ferrari-Cockpit gekostet haben. Ein spanischer Matador mit dem unbändigen Willen zu gewinnen, passte einfach besser zu Ferrari als ein Iceman mit dem Leitspruch "I don´t know". Mit Fernando Alonso schien Ferrari den perfekten Deckel für seinen Topf gefunden zu haben, doch nach vier Jahren Red Bull-Dominanz, war Ferrari zum Handeln gezwungen.

"Red Bull gewinnt bereits zu lange, Ferrari musste handeln", bestätigte Damon Hill. "Doch mit nur einer Schwachstelle im Team ist es unmöglich Red Bull zu schlagen." Ein Grund, warum sich auch Niki Lauda im Kampf gegen Red Bull und Sebastian Vettel für die Variante Räikkönen & Alonso entschieden hätte. "Es wird Ferrari einen richten Schub bringen, es in dieser Situation mit einem Fahrerwechsel zu probieren und einer Ausnahmeerscheinung wie Räikkönen", sagte der Österreicher gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Doch nicht alle sehen Ferraris Entscheidung positiv - zu ihnen gehört auch Jacques Villeneuve. "Ferrari ist völlig verrückt. Räikkönen kann ein schnelles Auto fahren, aber er kann nicht mit den Ingenieuren arbeiten", kritisierte der Ex-F1-Pilot. Eine Aussage, die der früherer McLaren-Mechaniker Marc Priestley nicht unterschreiben würde. Er arbeitete mit dem Finne bei McLaren zusammen und erlebte einen völlig anderen Räikkönen. "Kimi ist ein großartiger Kerl, es macht Spaß mit ihm zu arbeiten. Das Bild, das die Öffentlichkeit von ihm hat, entspricht in keinster Weise dem wahren Kimi Räikkönen", betonte er.

Die Zusammenarbeit mit dem Finne bezeichnete Priestley als 'einfach'. "Kimi weiß was er will und sagt das direkt, was meinen Job sehr einfach gemacht hat. Ich brauchte ihm nur das nötige Werkzeug zu geben und er ging raus und lieferte einen perfekten Job ab. Kimis größte Stärke ist, dass er aus einem Auto alles herausquetscht und manchmal sogar noch mehr - aus Teamsicht kann man nicht mehr verlangen", sagte Priestley. Auch Vierfach-Champion Alain Prost will die Fahrerkombination nicht sofort zum Scheitern verurteilen.

Gerade, weil Alonso und Räikkönen sie verschieden sind, könnte es funktionieren. "Die Paarung kann durchaus funktionieren sowie es in der Vergangenheit bereits funktioniert hat. Alle sprechen von der Rivalität zwischen den beiden, aber in der Vergangenheit haben solche Rivalitäten erfolgreich funktioniert. Es liegt am Teammanagement sicherzustellen, dass es funktioniert", betont Prost. Ex-Ferrari-Pilot Rene Arnoux räumt Räikkönen/Alonso hingegen keine Chance ein. "Es wird drei oder vier Rennen dauern, bis der Frieden schwindet", ist er im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com überzeugt.

Fahrerpaarung Räikkönen/Alonso - das sagen die Experten:

"Kimi hat eine starke Persönlichkeit, er ist ein cooler Hund und er hat bei Lotus einen verdammt guten Job erledigt. Er interessiert sich nicht für politische Spielchen, deshalb passt er vielleicht ganz gut als Teamkollege von Alonso. Auf jeden Fall ist Ferrari durch ihn 2014 in einer stärkeren Position, um die Konstrukteurs-WM zu gewinnen." Gerhard Berger

"Obwohl momentan noch niemand weiß, ob diese Fahrerpaarung gut oder schlecht ausgeht, sehe ich keinerlei Probleme auf Ferrari zukommen. Ich kenne Kimi noch sehr gut aus unseren gemeinsamen Zeiten: Was du siehst, bekommst du auch. Er ist cool, komplett apolitisch und lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Die ganzen Verschwörungstheorien im Fahrerlager interessieren ihn nicht im Geringsten, er zieht einfach sein Ding durch." David Coulthard

"Historisch gesehen gab es noch nie zwei Nummer-1-Piloten gleichzeitig bei Ferrari. Das Team hat sich immer durch eine klare Hierarchie ausgezeichnet, bei der der eine Pilot den anderen unterstützt hat. Das ist nun nicht mehr so: Räikkönen wird genauso viel Aufmerksamkeit beanspruchen wie Alonso. Das könnte noch für einigen politischen Aufruhr sorgen." Mario Andretti