Adrian Newey ist das Superhirn bei Red Bull und die vergangenen vier Jahre für Sebastian Vettels Weltmeister-Flitzer verantwortlich gewesen. Der Brite verriet jetzt wie er es jedes Jahr aufs Neue schafft, Red Bull einen Weltmeister-Boliden in die Garage zu stellen. "Als allererstes lese ich die Regeln für das folgende Jahr - das ist sehr, sehr wichtig. Danach zerlege ich alles in Stücke und überlege mir, was die besten Lösungen für die aerodynamischen und mechanischen Pakete sein könnten", gewährt Newey einen kleinen Einblick in seine Arbeit.

Bereits seit Monaten arbeitet er am neuen Boliden. "Am RB10 begannen wir zuerst damit, die Aerodynamik am vorderen und hinteren Teil des Wagens aufzuteilen. Danach suchten wir die optimale Lösung, wo und wie man den Motor und die Kühlung am besten verpackt. Die Kühlung wird im kommenden Jahr eine große Herausforderung sein, somit wäre Stillstand tödlich", verriet Newey auf der offiziellen F1-Webseite.

Bleistift anstatt Computer

Neweys Herangehensweise ist aber wie in jedem Jahr die gleiche. Alles, was er braucht, ist ein Blatt Papier und einen Bleistift. "Zu einem gewissen Grad gehört das zu meiner Gewohnheit. Ich studierte 1980 - lange bevor es CAD-Systeme gab - also habe ich immer ein Zeichenbrett dabei und mir nie die Zeit genommen, ein CAD-System zu erlernen", gestand das Designgenie.

Newey ließt die Vorschriften genau, Foto: Red Bull
Newey ließt die Vorschriften genau, Foto: Red Bull

"Ich bin daran gewohnt und es ist wie eine Sprache - du sprichst die Sprache, die du am besten beherrscht. Ich liebe das Konstruieren auf dem Zeichenbrett, so ist die Arbeit nur halb so groß und ich habe das komplette Auto vor mir, während das CAD-System nur auf die Größe des Bildschirms beschränkt ist. "Ich verbringe 50 Prozent meiner Zeit hinter dem Zeichenbrett und den Rest mit den Kollegen in der Fabrik, um unsere Erkenntnisse auszutauschen."

Newey und die 24-Stunden-Regel

Bei der Konstruktion eines Boliden folgt Newey seinem eigenen Gesetz. "Ich nenne es die 24-Stunden-Regel. Nach 24 Stunden entscheide ich, ob die Idee immer noch gut ist und danach einen Haken oder ein Kreuz dahinter", verriet Newey. "Man entwickelt für dieses Verfahren eine gewisse Sensibilität. Das Gehirn ist eine erstaunliche Sache. Manchmal bringt dich eine Tasse Tee zu einem ganz anderen Denken oder plötzlich erkennst du das Richtige vom Falschen."

Schon in seiner Studienzeit war sich Newey bewusst, dass er später einmal schnelle Autos designen will. Während seine Kommilitonen lieber Flugzeuge entwickeln wollten, wo man die Resultate erst nach zehn bis fünfzehn Jahren sieht, dauerte das dem damaligen Luftfahrt-Studenten einfach zu lange. "Ich wollte Rennwagen konstruieren, denn in der F1 bekommt man ein hohes Maß an Rückmeldungen. Manchmal ist es zwar schmerzhaft, wenn das Ergebnis schlecht ist, aber zumindest weißt du es am Ende."