Ich bin zwischen dem US- und dem Brasilien-GP noch zwei Tage in Austin geblieben. Das ist schon eine sehr interessante und schöne Stadt, in der es sich lohnt, ein bisschen Zeit zu verbringen - und dafür, dass mein Rennwochenende äußerst unglücklich verlaufen ist, kann ja die Stadt nichts...

Am Freitag und am Samstag Vormittag sah es noch relativ gut aus, da hatte ich auch das Gefühl, dass wir vom Speed her ganz ordentlich dabei sind. Aber kaum ging's ins Qualifying, war der Wurm drin. Ich glaube, ich habe noch nie so viel Verkehr gehabt wie im Q1 - zwei Runden waren dadurch weg. Und als ich dann in die letztmögliche ging und dachte, na ja, wenn jetzt keiner mehr im Weg steht, dann sollte es eigentlich trotzdem noch reichen, da ist die Bremsscheibe explodiert. Dabei haben wir, nachdem es in Abu Dhabi schon Probleme mit den Bremsen gegeben hatte, extra noch mal neue eingekauft, haben in jedem Training neue angefahren und dann die, die am besten schienen, fürs Qualifying eingebaut. Und die eine hat dann genau fünf Runden gehalten...

Sutils Rennen in Austin war zu früh beendet, Foto: Sutton
Sutils Rennen in Austin war zu früh beendet, Foto: Sutton

Dadurch stand ich natürlich weit hinten - und es kam eben so, wie es oft kommt, wenn man dort hinten im Gewühl steckt, vor allem, wenn auch noch Pastor Maldonado in der Nähe ist... Warum er mich da auf der Geraden, wo wirklich genügend Platz ist, treffen musste, ist mir ein Rätsel, aber es ist eben passiert.

Andererseits, wenn man schon in einem Rennen früh ausfallen muss, dann war das hier wohl nicht einmal das aller verkehrteste dafür. Denn über die Strategie war kaum etwas zu machen, da durch die sehr lange haltenden Reifen im Prinzip alle genau die gleiche Taktik gefahren sind. Und so schnell, das wir alle hätten überholen können, waren wir wohl auch nicht. Ich glaube also nicht, dass ich wirklich groß etwas verpasst habe, was Punkte betrifft.

Also schnell abhaken und nach vorne schauen, auf Brasilien. Dort konnte ich ja schon ein paarmal Highlights setzen, 2009 hatte ich da mal im Nassen ein richtig gutes Qualifying, 2011 lief das Rennen sehr gut, da bin ich dann Sechster geworden. Und die Wahrscheinlichkeit, dass dort ein bisschen mehr Action sein wird als in Brasilien und damit auch mehr Möglichkeiten, für eine Überraschung zu sorgen, ist groß. Vor allem, weil es, wie fast üblich, auch diesmal immer wieder regnen soll.

Adrian freut sich auf Interlagos - die Strecke hat was!, Foto: Sutton
Adrian freut sich auf Interlagos - die Strecke hat was!, Foto: Sutton

Grundsätzlich mag ich Interlagos sehr gerne, das ist noch eine der alten Strecken, mit viel Charme und Charakter, auch eine, wo es noch richtige Kerbs und Bodenwellen gibt. Da lohnt es sich wirklich, eine ordentliche Streckenbesichtigung zu machen, genau aufzupassen - auf manchen modernen Kursen bringt das ja gar nicht mehr so viel. Auch das Fahrerlager, über das sich viele immer beschweren, weil es klein und eng ist, finde ich nicht schlecht. Im Gegenteil, dadurch dass man enger zusammen ist, auch viel draußen sitzt, hat man viel eher mal die Chance, auch mal mit anderen zu reden, mal andere Gesichter zu sehen als immer nur die aus dem eigenen Team.

Klar, für die Mechaniker in den engen Boxen und zum Beispiel auch für die Hospitality-Leute ist es schwierig, letztere müssen zum Beispiel mit wirklich winzigen Küchen in den kleinen Häuschen leben, aber trotzdem: Ich finde, das hat gegenüber den vielen so sterilen neuen Anlagen schon etwas. Mal sehen, wie es dann sein wird, wenn bis nächstes Jahr alles umgebaut wird und Fahrerlager und Boxengasse verlegt werden, ob man da dann einen Mittelweg findet, der ein bisschen etwas vom alten Charakter behält.

Ich freue mich auf jeden Fall sehr auf das Rennen, auch auf die spezielle Atmosphäre, die Begeisterung der brasilianischen Fans, die die Fahrer wirklich feiern - ganz speziell natürlich ihre eigenen. Und ich hoffe, dass ich dort mal wieder ein ganz normales Rennen ohne Probleme habe und mir ein guter Saisonabschluss mit einigen Punkten gelingt!