Mit seinem zehnten Saisonsieg hat Sebastian Vettel die vorzeitige Titelverteidigung klar gemacht. Der Red-Bull-Pilot fuhr beim Großen Preis von Indien einen souveränen Sieg ein. Es war Vettels 36. Erfolg in der Formel 1, doch von Zahlen wollte der Heppenheimer auf dem Podium nichts wissen. "Ich bin sprachlos", fuhr es aus dem 26-Jährigen heraus. "Als ich über die Ziellinie fuhr, war ich leer und wusste nicht, was ich sagen soll. Es gab so viel zu sagen, aber ich konnte es einfach nicht." Stattdessen ließ Vettel Taten folgen, drehte Donuts auf Start/Ziel und lief jubelnd in Richtung der Fans und des Teams. "Ich musste das einfach machen", sagte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht. "Ich bin überwältigt, das war einer der besten Tage meines Lebens."

Update: Nach dem Erfolg wurde Red Bull zur Kasse gebeten. Wegen Vettels Burnout auf der Start/Ziel-Geraden muss das Team 25.000 Euro Strafe zahlen. Vettel selbst kassierte eine Verwarnung von den Stewards.

Vettel kam beim Start auf den kniffligen weichen Reifen gut weg, legte seinen ersten Boxenstopp aber schon in der zweiten Runde ein. Es folgten zwei Stints auf den Medium-Reifen und eine weitere Machtdemonstration des vierfachen Champions. Als Teamkollege Mark Webber in der 40. Runde auf Platz zwei liegend wegen einer defekten Lichtmaschine ausfiel, war der Rest nur noch Formsache - trotz großer Sorgen am Kommandostand. "Das waren ganz bange Minuten, als bei Mark die Lichtmaschine ausfiel und wir den Grund nicht genau orten konnten", sagte Motorsportberater Helmut Marko. Das Team wies Vettel an, das Trinksystem in den verbleibenden Runden nicht mehr zu benutzen, um nichts zu riskieren.

"Es war sicherlich keine einfache Saison, auch wenn es von außen den Eindruck machte, das uns alles in die Hände fiel", sagte Vettel. Auch für ihn persönlich sei es nicht immer angenehm gewesen. Stichwort: Buh-Rufe gegen ihn bei diversen Podiumszeremonien. Nicht so in Indien, auf dem Buddh International Circuit stieg die große Vettel-Party. "Es war sehr schwierig für mich, ausgebuht zu werden, wenn man nichts falsch gemacht hat", so Vettel. "Aber die Antwort haben wir auf der Strecke gegeben. Jetzt mit Prost und Fangio in einem Satz genannt zu werden, ist unglaublich."

Innerhalb weniger Jahre hat sich Vettel zum aktuell stärksten Fahrer der Königsklasse entwickelt. Grund genug für den Blondschopf, sich an die vergangenen Tage zurückzuerinnern. "Als ich ein kleiner Junge war, war die F1 so weit weg für mich", sagte er. "Und jetzt fahre ich gegen die Besten der Welt - das ist unglaublich!" Glückwünsche zum Erfolg gab es aus dem Fahrerlager und aller Welt, selbst vom ewigen WM-Rivalen. "Herzlichen Glückwunsch zum Titelgewinn, Sebastian", twitterte Fernando Alonso kurz nach Rennende. "Wir werden uns nächstes Jahr verbessern..."

Auch für Vettel ist die Saison noch nicht gelaufen, schon am kommenden Wochenende steigt der Große Preis von Abu Dhabi. Dort hat er dann auch mehr Zeit, den Triumph zu feiern - kurz nach Indien geht es für Vettel im Privatflieger bereits weiter nach Zürich. Das Ziel für den Saisonendspurt: die letzten drei Rennen auch noch gewinnen und damit den legendären Rekord von Michael Schumacher mit 13 Saisonsiegen einzustellen. "Wir wollen das Jahr im großen Stil zu Ende bringen und kämpfen", kündigte Teamchef Christian Horner ausgelassen an. "Am Ende gibt es dann sicherlich eine große Party."