1. - S wie Startaufstellung

Ein Red Bull steht in Suzuka auf der Pole Position. So weit, so gut. Doch nicht etwa Sebastian Vettel eroberte den Platz an der Sonne, sondern zum ersten Mal in dieser Saison führt Mark Webber das Feld in die erste Kurve. Ausschlaggebend dafür war ein KERS-Problem an Vettels Boliden, das dem Heppenheimer lediglich erlaubte, die zweitbeste Zeit in den japanischen Asphalt zu brennen. Ab der zweiten Startreihe geht es so richtig knapp zur Sache. Lewis Hamilton, Romain Grosjean, Felipe Massa und Nico Rosberg liegen gerade einmal binnen anderthalb Zehntelsekunden und wollen dem Red-Bull-Duo beim Start ordentlich einheizen.

Webber steht auf der Pole, Foto: Sutton
Webber steht auf der Pole, Foto: Sutton

Mit einer erneut tadellosen Leistung schaffte Nico Hülkenberg den Sprung auf Platz sieben und konnte sich damit sogar hauchdünn vor Fernando Alonso platzieren. "Wir sind nicht in der Lage mit irgendjemanden zu kämpfen. Die allgemeine Performance, speziell die Pace bereitet uns Probleme", klingt der Ferrari-Pilot alles andere als zuversichtlich. Ihm direkt im Rücken sitzen sein Teamkollege in spe, Kimi Räikkönen, sowie Jenson Button, die die Top-10 beschließen.

2. - S wie Start

Der Start in Suzuka verspricht Spannung pur. Alle Augen werden auf die 1. Startreihe gerichtet sein, bei der sich zwei Fragen stellen: Wie hart geht Pole-Setter Mark Webber gegen Sebastian Vettel zur Sache und hat Red Bull Vettels KERS-Problem in den Griff bekommen? Ein Blick auf die Geschichte zwischen den beiden Teamkollegen lässt nur wenig darauf hindeuten, dass Webber gegen den angehenden Weltmeister zurückstecken wird. Webber: "Die Pole war ein tolles Abschiedsgeschenk für meinen letzten Japan GP." Ein Sieg wäre noch besser. Allerdings gehört der Australier nicht zu den besten Startern und Vettel war in den vergangenen Rennen immer sehr darauf bedacht, gleich nach dem Start in Führung zu gehen und sich Luft zum Rest des Feldes zu verschaffen.

Vettels Blick geht nach vorn, Foto: Red Bull
Vettels Blick geht nach vorn, Foto: Red Bull

Dahinter muss Lewis Hamilton überlegen, ob er sich nach vorn oder lieber nach hinten in Richtung Romain Grosjean orientiert. Eines wusste der Mercedes-Pilot auf jeden Fall direkt nach dem Qualifying: "Wenn man ein Rennen startet, dann will man auch gewinnen. Das setzt man sich in den Kopf. Aber wenn die beiden Red Bulls auf den Plätzen 1 und 2 in die erste Kurve einbiegen, dann sind sie weg. Die fahren in einer eigenen Liga." Auch weiter hinten wird es super-spannend in den ersten Kurven: Was macht Fernando Alonso von Startplatz acht? "Wir kennen unsere Stärken - der Start, die Strategie und der Reifenabbau. Diese werden wir nutzen", so der Ferrari-Star. "Ich denke, dass ein Platz unter den Top-5 realistisch ist." Direkt vor Alonso startet Hülkenberg und diesmal will er nicht wieder hinter dem Sauber kleben bleiben.

3. - S wie Suzuka International Racing Course

Die 5,8 Kilometer lange Strecke in Suzuka - muss man eigentlich noch etwas sagen? 17 Kurven in absoluter autofahrerischer Ekstase bringen bei nahezu jedem Formel-1-Piloten die Mundwinkel auf Augenhöhe. Ein jeder schwärmt von den Esses, den Degner-Kurven oder der Herausforderung Spoon. Weniger aufregend ist die einstige "Big balls" erfordernde 130R, die heute schlichtweg Vollgas gefahren wird. Doch in der Anfangsphase mit vollen Tanks könnte auch sie zur Herausforderung werden.

Suzuka: Traum aller Rennfahrer, Foto: Sutton
Suzuka: Traum aller Rennfahrer, Foto: Sutton

So schön die Strecke auch zu fahren ist, das Überholen ist beileibe nicht einfach: Suzuka ist im Vergleich zu modernen Rennstrecken von Start/Ziel abgesehen eine eher schmale Piste. Doch auch auf der Zielgeraden ist DRS kein Freifahrtschein zum einfachen Vorbeifahren - man braucht noch immer einen gewissen Überschuss aus der letzten Kurve heraus. Oder wie wäre es mit einem überraschenden KERS-Angriff den Berg hinauf in Richtung 130R oder einem Ausbremsmanöver in der Hairpin? Noch für echte Männer sind einige Auslaufzonen: Asphalt gibt es nur an etwa der Hälfte der relevanten Stellen, ansonsten lauern die Kiesbetten. Gerade in Degner hat es auch an diesem Wochenende schon einige Fahrzeuge zerlegt.

4. - S wie Strategie

Wer die vergangenen Rennen in Suzuka noch im Kopf hat, der weiß, wie wichtig die passende Strategie sein kann - auch wenn im Vorjahr gegen Sebastian Vettel kein Kraut gewachsen war. 2011 konnte Jenson Button hingegen dem Deutschen auf den Fersen bleiben und dank besserem Reifenmanagement den Grand Prix gewinnen. Auch dieses Jahr könnte die Strategie, inklusive Reifenmanagement über Sieg und Niederlage entscheiden.

So hat Nico Rosberg sein Setup deutlich mehr in Richtung Rennen abgestimmt. Dadurch erhofft sich der Mercedes-Pilot einen Vorteil beim Reifenmanagement. "Der Verschleiß der Hinterreifen wird morgen ein riesiges Thema", kündigte Rosberg bereits an. "Wahrscheinlich wird es ein Drei-Stopp-Rennen, aber das ist noch nicht so klar." Laut Pirelli ist allerdings eine Zwei-Stopp-Strategie die schnellere und somit erfolgreichere Strategie.

Viele Autos - viele Strategien, Foto: Sutton
Viele Autos - viele Strategien, Foto: Sutton

Am sinnvollsten sei es, mit den Medium-Reifen zu starten, in Runde 20 einen frischen Satz Mediums aufziehen und in Runde 37 auf den harten Reifen zu wechseln, aber auch eine Strategie mit Boxenstopps in den identischen Runden, aber zwei Stints auf den harten Reifen sei denkbar. Und sollte es während des Rennens eine Safety-Car-Phase geben, dann wären die Fahrer mit zwei Stopps wesentlich flexibler.

5. - S wie Setup

Selten spielt der Wind eine so wichtige Rolle wie in Suzuka, wo sich die Fahrer heute in den ultraschnellen S-Kurven dank Gegenwind über zusätzlichen Abtrieb freuen durften. Auf der Suche nach dem richtigen Setup spielt auch das eine wichtige Rolle, bei einigen Teams wie Lotus fand man den richtigen Kniff erst kurz vor dem Qualifying. "Gestern hatten wir zwar noch ein paar Probleme mit den harten Reifen, aber wir haben eine größere Änderung am Setup vorgenommen, die sich bezahlt gemacht hat. Beide Fahrer sind jetzt viel zufriedener mit den Autos", freute sich Chefingenieur Alan Permane.

Eine besondere Herausforderung ist die Tatsache, dass es in Suzuka nicht immer kurvig zugeht. Neben der Start-Ziel-Geraden ist vor allem auf der langen Gegengeraden ein guter Topspeed erforderlich - und den erreicht man zumeist durch wenig Flügel. Dass es gar nicht so einfach ist, diesen Kompromiss zu finden, musste man bei Toro Rosso erfahren. "Wir haben vor dem Qualifying noch versucht etwas zu ändern und die Balance in Sektor eins zu verbessern, haben es aber nicht so hinbekommen wie beim Rest der Runde", ärgerte sich James Key, der technische Direktor von Daniel Ricciardo und Jean-Eric Vergne.

Wer hat das beste Setup?, Foto: Sutton
Wer hat das beste Setup?, Foto: Sutton

Und wenn man sich nicht entscheiden kann, dann macht man es so wie Mercedes. Dort setzt man bei Nico Rosberg auf mehr Abtrieb, während Lewis Hamilton mit weniger Flügel fährt - ganz nach dem Motto: Bei einem Fahrer wird es schon klappen. "Ich habe es jetzt einmal so versucht und morgen wird sich zeigen, ob es gut war oder nicht", so Rosberg über seine Setup-Entscheidung, das er als reifenschonender einschätzt. Genau das könnte sich als Vorteil erweisen: "Der Verschleiß der Hinterreifen wird morgen ein riesiges Thema.

6. - S wie Sonntagswetter

Die wichtige Nachricht zuerst: Regen wird am Sonntag keine Rolle in Suzuka spielen. Mit Temperaturen von bis zu 25 Grad wird es ein Rennen in moderatem Klima und die beiden härtesten zur Verfügung stehenden Reifenmischungen sollten damit keinerlei Probleme haben. Als entscheidender Faktor hat sich jedoch bereits der Wind erwiesen: Der stellte sich für die Toro-Rosso-Piloten als miese Brise heraus, da deren Setup im ersten Sektor überhaupt nicht zu den Windverhältnissen passte. Alle anderen bejubelten den zusätzlichen Anpressdruck in den Esses.

Für Ricciardo und Vergne werden sich die Dinge rudimentär bessern: Der Wind soll am Sonntag von Nordwest auf Nord drehen, was aber weiterhin bedeutet, dass im ersten Sektor zumindest noch teilweise mit Gegenwind gerechnet werden muss. Die perfekten Labor-Bedingungen vom Samstag werden allerdings nicht mehr herrschen. Er wird weiterhin böig bleiben, doch die Spitzen vom Freitag und Samstag werden nicht mehr erreicht. Trotzdem bleibt der Luftzug ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Alonso - die WM-Luft wird ganz dünn, Foto: Sutton
Alonso - die WM-Luft wird ganz dünn, Foto: Sutton

7. - S wie Samurai-Sprüche

Fernando Alonso verfügt über ein schier unendliches Arsenal an Samurai-Sprüchen. Mit einigen davon beglückte er unter der Saison die Twitter-Welt. Klare Ansage: Wir kämpfen mit allen Waffen um den Titel. Nach dem Japan Grand Prix könnte damit Schluss sein, wenn Sebastian Vettel - wie schon 2011 - am Sonntag vorzeitig mit der Meisterschale aus Suzuka abreist. Die Rechnung ist einfach: Gewinnt Vettel das Rennen und wird Alonso nicht mindestens Achter, ist die Geschichte durch und Vettel feiert den vierten WM-Triumph in Folge.

Ob der stolze Spanier danach auch noch Samurai-Sprüche in die Welt hinaus-twittert oder sich innerlich schon einmal auf das kommende Team-Duell mit Rückkehrer Kimi Räikkönen vorbereitet? Für Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali ist die Titel-Angelegenheit jedenfalls gegessen, er gratulierte Vettel schon am Freitag auf etwas fragwürdige Weise zum Titelgewinn: "Verdient oder nicht? Er hat es auf jeden Fall erreicht. Also: Herzlichen Glückwunsch, Sebastian."