Sergey Sirotkin, der in der kommenden Saison mit 18 Jahren für Sauber sein Formel-1-Debüt geben könnte, ist derzeit in aller Munde. Das Paddock fragt sich, ob der junge Russe bereit ist für die Königsklasse. Der dreifache Weltmeister Sebastian Vettel war selbst gerade einmal 19 Jahre, elf Monate und 14 Tage alt, als er zu seinem ersten Grand Prix startete. "Er ist jung und träumt von der Formel 1. Er will fahren, egal wie", versetzte er sich in Sirotkins Lage.

"Die Dinge können allerdings zu früh für dich kommen. Ich war vielleicht gerade an der Grenze", meinte er. "Wenn ich zurückblicke, ist das leicht zu sagen." Es habe ihn einige Zeit gekostet, die Formel 1 und die Arbeitsweise des Autos zu verstehen und sicherzustellen, "dass ich das Auto fahre und nicht das Auto mich." Zuvor habe er bereits Erfahrungen im Formel-Boliden gesammelt und war daher nicht vollkommen unvorbereitet. "Es war nicht so, dass ich kaum aus der Schule kam und dann in der Formel 1 fuhr", relativierte er. Es kommt seiner Ansicht nach auf den Hintergrund an, den er im Fall Sirotkin jedoch nur vom Hörensagen kennt.

Sirotkin ein Kimi oder Sebastian?

Teamkollege Mark Webber hielt es für keine gute Idee, so früh in die Königsklasse des Motorsports einzusteigen. "Du kannst das Auto schon fahren, aber es ist sicherlich nicht das optimale Alter, um in die Formel 1 zu kommen. Es gibt heute auch nicht mehr viele Testfahrten", gab er zu bedenken. "Ob er dann ein Kimi oder ein Sebastian wird, das müssen wir herausfinden", spielte er darauf an, dass Räikkönen im Jahr 2001 von der Formel Renault kommend sein Formel-1-Debüt gab - bei Sauber.

Den Ersatzmann der Schweizer, Robin Frijns, der sich ebenfalls Hoffnungen auf ein Einsatzcockpit macht, nannte Webber als einen von vielen talentierten Piloten. "Es gibt eine Menge guter Leute, aber das Geld, das ist ein trauriger Umstand", machte er den Unterschied zwischen Sirotkin und Frijns aus, der als niederländischer Pilot trotz drei Titeln in Formel-Klassen einen harten Kampf um Sponsoren führt und unlängst sein Cockpit in der GP2 verlor. "Als ich mit Minardi in der Startaufstellung stand, waren damals noch so viele gute Leute in der Startaufstellung, die schon Formel 3000 oder andere eindrucksvolle Rennen gewonnen haben", erinnerte sich Webber an sein Debüt zurück.

Sergio Perez, der mit 21 Jahren, zwei Monaten und einem Tag in Australien in der Startaufstellung stand, fragte sich, ob er drei Jahre zuvor schon für diesen Moment bereit gewesen wäre. "Ich hätte damals schon gesagt, dass ich für die Formel 1 bereit bin. Aber ich glaube nicht, dass ich damals tatsächlich bereit war", gestand er. Dabei sei weniger der Speed, sondern vielmehr der Wissensstand ausschlaggebend. "Vielleicht ist er bereit, aber ich war es damals nicht." Er prophezeite Sirotkin, dass er sich in jedem Fall am Anfang schwer tun wird. "Die Formel 1 ist ein hartes Geschäft. Man kämpft gegen die besten Fahrer der Welt. Man darf sich keinen Fehler erlauben, denn man hat kaum Zeit, sein Talent zu zeigen, denn sie werden dich schnell wieder los", warnte er den jungen Russen.

Eine Ausnahme stellt in dieser Hinsicht Toro Rosso dar, die Piloten in der Regel mehrere Jahre Zeit geben, sich zu entwickeln. Die Mannschaft aus Faenza sieht sich bewusst als Team für Nachwuchspiloten. "Wir sind in der glücklichen Situation, dass wir zwei talentierte Fahrer haben, die durch das Junior-Programm gegangen sind und herausragende Junior-Karrieren hatten", erklärte Christian Horner in Bezug auf Daniel Ricciardo und Jean-Eric Vegrne. "Sie haben einen fantastischen Job erledigt, als sie die Chance hatten, bei den Young Driver Tests in Abu Dhabi und zuvor Jerez einen Red Bull zu fahren. Sie sind beide sehr fähige Piloten, die sich ihre Sporen durch das Talent, das sie besitzen, bei Toro Rosso verdient haben."

Ein Toro-Rosso-Pilot hält übrigens auch bislang den Rekord des jüngsten Starters. Jaime Alguersuari war bei seinem Debüt in Ungarn 2009 19 Jahre, vier Monate und drei Tage alt.