Von der Architektin zur Pressesprecherin eines Top-Teams in der Formel 1 - das ist ein eher ungewöhnlicher Weg. Silvia Hoffer ist ihn gegangen. Die Italienerin studierte einst in Mailand Architektur, fing dann auch erst einmal kurz an, in dem Beruf zu arbeiten, ging dann für sieben Jahre lang für Bugatti in den Bereich Luxusgüter, beschäftigte sich mit Produkt-Design und Shop-Inneneinrichtung - heute ist sie bei McLaren für die Pressearbeit verantwortlich und ist bei den Journalisten als eine der kompetentesten und freundlichsten im Kreis der Presse- und PR-Leute sehr beliebt.

"Nach der Bugatti-Zeit habe ich ein Jahr im Bereich Mode in Russland gearbeitet, das lief damals über den russischen Bugatti-Importeur. Aber diese ganze Modeszene war alles nicht meine Welt." Da kam ein Stellenanzeige für einen PR-Manager bei Ducati für die vielsprachige Silvia gerade recht. "Damals für die Superbike-WM. Das war eine super Zeit, wir haben mit Carl Fogarty auch fast alles gewonnen."

Als dann zwei Jahre später, Ende 1997, eine Anfrage von Minardi kam, war sie freilich erst gar nicht begeistert: "Mit Ducati waren wir vorne, bei Minardi war mir klar, dass es da kaum Erfolge geben würde." Trotzdem ließ sie sich am Ende überzeugen, blieb ein Jahr - und 1999 ging es dann in der Formel 1 schon weiter nach oben: zu Williams. "Sie hatten Alex Zanardi und Ralf Schumacher - und wussten damals schon, dass BMW kommen würde. Da ich ja auch Deutsch spreche, war ich für Williams halt interessant."

Silvia hat mit McLaren schon einige Pokale gewonnen, Foto: Silvia Hoffer
Silvia hat mit McLaren schon einige Pokale gewonnen, Foto: Silvia Hoffer

Elf Jahre blieb sie dort - bis das Angebot von McLaren kam: "Ich habe mich eigentlich bei Williams sehr wohl gefühlt, das war alles wie eine große Familie. Aber McLaren ist nun mal McLaren. Ich habe Frank und Patrick gefragt, und die haben mir auch geraten, im Interesse meiner Zukunft, es zu machen. Und jetzt bin ich hier." Und sie fühlt sich auch in der neuen Umgebung sehr wohl: "Am Anfang war ich skeptisch, ob ich als Italienerin da reinpassen würde. Aber im Gegensatz zu dem Eindruck, der oft von außen herrscht, ist McLaren überhaupt kein kaltes, seelenloses Team. Die Atmosphäre ist sehr gut. Sehr professionell, aber man kann auch eine Menge Spaß haben."

Was sie besonders schätzt: "Man lässt mir meine Freiheit, die Dinge so zu machen, wie ich sie für richtig halte. Ich habe einen sehr guten Chef." Nämlich McLaren-Kommunikationschef Matt Bishop. "Er lässt mir meine Eigenverantwortung, ist keiner, der mich ständig kontrolliert oder sagt, was ich wie zu machen habe."

Den ewigen Spagat aller Formel-1-Pressesprecher zwischen Wahrheit und Teaminteresse schafft Silvia Hoffer sehr gut - mit einer Grundregel: "Ich lüge nicht. Ich sage dann schon mal, dass ich zu dem einen oder anderen Thema im Moment noch nichts sagen darf, auch wenn ich vielleicht etwas weiß. Aber Lügen geht gar nicht, damit würde man das Vertrauen bei den Journalisten verspielen." Was für sie auch dazu gehört: Immer eine gewisse Distanz zu wahren, sich nicht zu sehr von Emotionen anstecken zu lassen. "Denn gerade, wenn es mal schlecht läuft, muss man ja erst eine gute Pressearbeit machen."

Durch die neuen Medien hat sich ihre Arbeit natürlich auch verändert: "Der größte Unterschied zu früher ist, dass alles viel schneller abläuft. Man muss sofort reagieren, per Twitter oder Facebook. Eine normale Pressemitteilung ist doch heute schon fast so alt wie ein Dinosaurier." Und sie muss fast rund um die Uhr erreichbar sein. "Da ruft dann auch mal ein Journalist abends um halb zehn an und will sofort eine Antwort."

Silvia kommt mit Jenson und Lewis gut klar, Foto: Silvia Hoffer
Silvia kommt mit Jenson und Lewis gut klar, Foto: Silvia Hoffer

Die Medien sind ein Teil ihrer Arbeitsbühne - der andere sind vor allem die Piloten, mit denen sie eng zusammen arbeitet. Der netteste Fahrer, mit dem sie je zu tun hatte, war Alex Zanardi: "Damals in meiner Anfangszeit bei Williams war ich ja selbst noch ziemlich unerfahren, aber Alex war toll. Er hat eigentlich eher mir beigebracht, wie gute Pressearbeit auszusehen hat." Mit wem sie auch sehr, sehr gerne noch einmal zusammen arbeiten möchte, ist Nico Rosberg: "Der war auch immer sehr gut, wusste genau, was er wann zu sagen hatte, sehr intelligent, dabei sehr nett, freundlich und höflich."

Aber auch Lewis Hamilton, mit dem sie in den letzten Jahren bei McLaren zusammen arbeitete, hat sie in guter Erinnerung: "Lewis ist wirklich okay. Er mag vielleicht manchmal bei denen, die ihn nicht kennen, als arrogant rüber kommen, aber das liegt daran, dass er eigentlich tief drin sehr, sehr schüchtern ist. Wenn man ihn ein bisschen besser kennen lernt, merkt man das recht schnell. Ich hoffe, dass die Medien irgendwann verstehen, dass er ein ganz großes Herz hat."

Grundsätzlich aber kommt sie mit den meisten Piloten sehr gut aus: "Auch Jenson Button ist zum Beispiel sehr gut - und auch mit Sergio Perez gibt es keine Probleme." Was sie nicht sagt: Bei dem Mexikaner hat sie selbst offenbar von Anfang an sehr, sehr gute Arbeit geleistet - der Sergio Perez von heute ist nicht mehr mit dem aus seiner Sauber-Zeit zu vergleichen, hat offenbar begriffen, dass eine vernünftige Öffentlichkeitsarbeit zu seinem Job in der Formel 1 einfach dazu gehört. Der einzige, der Silvia negativ auffiel, war Juan-Pablo Montoya. "Die vier Jahre mit ihm waren schwierig. Er war arrogant und unhöflich, hatte meistens keine Lust, wollte einfach nicht mitarbeiten."

Mit ihrem Mann und ihrer elfjährigen Tochter lebt sie in Italien, hat da eine gewisse Sonderstellung in der Beziehung, dass sie in der rennfreien Zeit nicht ständig beim Team in England sein muss, sondern meistens von zu Hause arbeiten kann. Dass ihr Mann Skilehrer ist, macht das Familienkonzept mit Kind ein bisschen einfacher: "So kann er sich hauptsächlich im Sommer um Veronica kümmern, ich dafür im Winter." Wie lange sie noch in der Formel 1 bleiben will? "So lange ich noch gut bin. Ich habe in den letzten 15 Jahren immer nur Ein-Jahres-Verträge gehabt. Und ich möchte das auch so. Denn ich will, dass sich die Teams für mich entscheiden, weil sie mich wirklich wollen, nicht aus einer Verpflichtung heraus."