Für die deutschen Fans am Nürburgring war das sommerliche Wetter am Sonntag nach den vielen durchwachsenen Monaten ein Segen - verflucht hätte man die Sonnenstrahlen aber wohl gerne bei Mercedes, denn einmal mehr bewahrheitete sich: Der F1 W04 kann eine Menge... mit heißen Bedingungen umgehen aber weniger. Mercedes' Vorstandsvorsitzender Niki Lauda kommentierte den Rennausgang für seine Truppe, die von den Plätzen fünf und neun für Lewis Hamilton und Nico Rosberg selbstredend enttäuscht war, dementsprechend süffisant. "Ich hatte sogar angenommen, dass wir auf Grund der bekannten Probleme bereits nach vier oder fünf Runden an die Box kommen müssen." Lauda sei bereits vor dem Start klargewesen, dass sich die Reifenprobleme nicht über Nacht auflösen würden. "Die lösen sich nur dann auf, wenn Wolken aufziehen und das Wetter kühl wird."

"Was das betrifft, müssen wir den Regengott immer wieder anrufen, um viele Wolken aufziehen lassen... nur dann geht es richtig voran. Mir war schon bewusst, dass das heute keine Siegfahrt wird - die Frage war, wie weit wir nach hinten durchgereicht werden", so der Österreicher. Je heißer es also wurde, desto schwieriger sei die Situation für die Silberpfeile geworden. "Unser Problem sind die Reifen und wie schon in Barcelona sind die zu heiß geworden - bei 160 Grad geht die Reise eben einfach nach hinten los." Trotzdem forderte Lauda mit Blick auf die Performance: "Wir müssen jetzt die Kirche im Dorf lassen. Wir hatten zuletzt Rennen, wo es kühler war. Hier war klar, dass die große Hitze des Asphalts die Reifen am Mercedes heißer macht." Das Team habe trotzdem versucht, an den Schwierigkeiten zu arbeiten, um diesen entgegenzuwirken. "Und wir haben das auch wesentlich verbessert", so Lauda.

12 Grad ja - 20 Grad nein

"Aber wenn die Temperaturen über einen kritischen Punkt hinausgehen, kann man das mit einfachen Modifikationen auch nicht so schnell ändern", räumte der dreifache Weltmeister ein. Seine Einschätzung der Causa: "Wenn es nur zwölf Grad wärmer gewesen wäre, dann wäre es vielleicht besser gegangen - aber heute waren es eben schnell auch einmal 20 Grad." Nun liege der schwarze Peter jedenfalls wieder beim Team. "Man kann das ja alles analysieren und dann wird man morgen wissen, was der genaue Grund war, dass es für uns heute nach hinten gegangen ist. Man kann die Daten von jeder Kurve aus jede Runde in Sachen Reifentemperatur vergleichen und dann weiß man mehr", gab Lauda Einblicke in die Arbeit seiner Ingenieure.

In der Eifel ging bei den Silberpfeilen am Sonntag wenig bis gar nichts, Foto: Sutton
In der Eifel ging bei den Silberpfeilen am Sonntag wenig bis gar nichts, Foto: Sutton

Davon, dass der Großteil der Konkurrenz besser damit habe umgehen können, zeigte sich Lauda wenig beeindruckt. "Dass Lotus und Red Bull diesbezüglich ein größeres Fenster haben, wissen wir doch schon seit Anfang der Saison." Aufzuholen, das dauere in der Formel 1 eben. "Wir befinden uns schon seit sechs Monaten in diesem Prozess und nun müssen wir eben wieder dazulernen und schauen, dass wir richtige Wege finden", sagte Lauda, dem das erneute Auftreten der Probleme vor allem für die Fahrer leid tat. "Für Nico war das ganze Wochenende eine Katastrophe, die schon im Qualifying mit seinem elften Startplatz begonnen hat. Dazu dann noch die Schwierigkeiten mit den Reifen und man kommt eben gar nicht mehr nach vorne", nahm Lauda seinen Schützling nach P9 in der Eifel in Schutz.

Trauriges Heimspiel für Rosberg

"Von hinten kann man nicht frei fahren, steckt nur im Verkehr... da kann er nichts dafür und das Rennen war für ihn dann leider eher traurig", meinte der Österreicher mit Blick auf den Silverstone-Sieger. Für Lewis Hamiltons Leistung fand Lauda lobende Worte. "Er hat am Schluss wenigstens noch den fünften Platz für uns herausgefahren - da kann man nur die Kappe ziehen, das hat er prima gemacht und sollte man ihm nach so einem Rennen, in dem er von den Reifen nach hinten gespült wurde, hoch anrechnen." Auch Laudas Landsmann Toto Wolff fand nach dem Wiederaufflammen des silbernen Reifendebakels warme Worte für den ungebrochenen Kampfgeist seiner Mannen. "Den heutigen Nachmittag müssen wir unter dem Schlagwort 'charakterbildend' einstufen", so Wolff.

Der Mercedes-Sportchef gestand ein: "Keiner unserer Fahrer fand in der ersten Rennhälfte den nötigen Grip - ein Spiegelbild früherer Erfahrungen in dieser Saison. Es war ein bisschen wie beispielsweise in Bahrain - die Pace von Seb und Lotus haben wir nicht gehabt." Besonders der Anfang des Rennens sei am Sonntag sehr schwierig gewesen. "In der zweiten Rennhälfte konnten wir uns jedoch zurückkämpfen und wenn man bedenkt, wie es nach den ersten 30 Runden aussah, ist unser Ergebnis recht ordentlich", fand Wolff. "Nico und Lewis haben heute das Maximum aus dem Auto herausgeholt, aber nach einem so erfolgreichen Wochenende wie in Silverstone erscheint uns der Unterschied wie Tag und Nacht", räumte der 41-Jährige ein. Er forderte: "Nun müssen wir in der Fabrik die Ärmel hochkrempeln, unsere Performance ausgiebig analysieren und weiter hart arbeiten. Dafür haben wir drei Wochen Zeit, denn uns ist klar, dass wir in Ungarn ähnliche Temperaturen erleben werden wie hier."