Die Talsohle ist noch lange nicht durchschritten - im Gegenteil. Auch beim Großen Preis von Großbritannien fand McLaren nicht in die Erfolgsspur zurück. Jenson Button und Sergio Perez verpassten abermals den Sprung in die entscheidende Qualifying-Runde und landeten auf den Plätzen elf und 14. Die Teamführung hat sich inzwischen offenbar entschieden, die aktuelle Saison nur noch mit halber Kraft zu bestreiten. Martin Whitmarsh stellte klar, dass keine großartigen Ressourcen mehr in das 2013er Auto gesteckt werden.

"Wir haben im Winter den falschen Weg eingeschlagen", sagte der Vorgesetzte von Button und Perez. "Deshalb sind wir in der Entwicklung immer noch zurück." Das sei vor allem für die Fahrer einige schwierige Situation, weil sie neben ihrem normalen Programm immer zahlreiche Dinge am Auto testen müssen. "Bei der Vorbereitung auf das Rennen ist das nicht gerade hilfreich. Wir können nicht den Fortschritt machen, den wir eigentlich geplant haben. Natürlich haben wir uns heute gesteigert, aber wir sind jetzt erst dort, wo wir eigentlich schon nach FP1 sein wollten."

Darüber hinaus ändert sich das Fahrverhalten des Autos von Session zu Session. "Es reagiert jedes Mal anders", bestätigte der McLaren-Teamchef. "Das Auto ist nicht konstant, weder in seinen Spezifikationen noch beim Setup noch im Verhalten auf der Strecke." Aus diesem Grund ist die Truppe aus Woking allem Anschein nach zu dem Schluss gekommen, den Einsatz von Zeit, Arbeit und Geld herunterzufahren. "Irgendwann kommt der Punkt, an dem wir sicherstellen müssen, dass wir im nächsten Jahr konkurrenzfähig sind", so Whitmarsh. "Die neuen Regularien erfordern, dass wir unsere Ressourcen früher als sonst in die Entwicklung für das nächste Jahr stecken."

Der MP4-28: Für McLaren ein Unglücksauto, Foto: Sutton
Der MP4-28: Für McLaren ein Unglücksauto, Foto: Sutton

Der Brite stellte allerdings klar, dass der Traditions-Rennstall die Saison keinesfalls aufgibt. "Wir werden weiterhin versuchen, schneller zu werden und in diesem Jahr alles rauszuholen, was möglich ist." Priorität hätten aber von nun an die kommenden Jahre, in denen McLaren neben der Umstellung auf die neuen Regeln auch noch die Umstellung auf den neuen Motorenpartner, Honda, bewerkstelligen muss. "Wir werden unsere Ressourcen auf die Herausforderungen, die uns bevorstehen, konzentrieren", erläuterte Whitmarsh. "In den nächsten beiden Jahren konkurrenzfähig zu sein, hat für uns Vorrang."

Offenbar auch für die Fahrer: Button und Perez geben sich anscheinend mit einer Saison ohne Höhepunkte zufrieden geben, wenn sie dafür im nächsten Jahr wieder um Spitzenplätze kämpfen können. "Siege sind eine wunderbare Sache und immer sehr emotional - nicht nur für den Fahrer, für das ganze Team", sagte Button. "Aber mein großes Ziel ist es, die Meisterschaft zu gewinnen - das würden wir in diesem Jahr ohnehin nicht mehr schaffen. Deshalb finde ich es großartig, dass wir bereits jetzt am Auto für das kommende Jahr arbeiten. Und alles was wir in dieser Saison noch lernen, wird uns dabei helfen."

Perez sieht es so ähnlich wie sein Teamkollege. "Die Formel 1 ändert sich sehr schnell, vor ein paar Monaten hat Jenson noch das Rennen in Brasilien gewonnen", sagte er. Er sei weiterhin zuversichtlich, über kurz oder lang ebenfalls um Siege kämpfen zu können. "Wir haben sehr gute Leute bei McLaren, deshalb bin ich davon überzeugt, dass wir ein gutes Auto und Erfolg haben werden, wenn nicht in diesem Jahr, dann im nächsten." Erfolg definiert der Mexikaner im Übrigen fast genauso wie Button. "Erfolg bedeutet nicht, Rennen zu gewinnen, sondern um die WM zu kämpfen", sagte er. "Wenn wir das richtige Auto haben, sind wir dazu sicher in der Lage."