Bereits im Anschluss an das Qualifying hatte Fernando Alonso vollmundig verkündet, sich am Sonntag noch Chancen auf den Sieg auszurechnen - im Rennen machte er seine Ankündigung fast wahr, raste vom sechsten Startplatz auf die zweite Position vor. Lediglich die überlegene Pace des Red Bulls von Sebastian Vettel konnte er nicht mitgehen, verlor zudem Zeit beim Kampf nach vorne. Bereits nach einer Runde ging er an Williams-Nachzügler Valtteri Bottas vorbei, anschließend machte Alonso Jagd auf Nico Rosberg, Mark Webber und in der Schlussphase auch auf Lewis Hamilton, den er wenige Runden vor dem Ziel noch abfing - leichte Berührung beim Anbremsen von Turn eins inklusive.

Somit konnte der Asturier seine Verlustpunkte auf WM-Leader Vettel auf sieben an der Zahl minimieren. Auf dem Podium nach dem Rennen konstatierte der glückliche Zweitplatzierte: "Es war gestern kein gutes Qualifying, ich habe die Runde nicht zusammengebracht und die Bedingungen haben uns da auch nicht geholfen." Seine Zuversicht für den Grand Prix hätte das aber zu keinem Zeitpunkt getrübt. "Ich wusste vom Freitag schon, dass wir im Trockenen ein gutes Auto haben würden, habe mir also schon Hoffnungen gemacht", so Alonso, der aber angab, trotzdem keinen einfachen Sonntag erlebt zu haben.

Seitenhieb gegen Perez

"Ich musste mich erst einmal durch die anderen Top-Fahrer hindurch kämpfen, dabei hatte ich schöne Duelle mit Mark, Nico und Lewis." Das seien gute und harte Kämpfe gewesen, nach denen Alonso großes Lob für seine Kontrahenten hatte. "Wenn man bei 320 Stundenkilometern gegen intelligente Fahrer kämpft, fühlt man sich sicher. Das ist echtes Racing und es war nach Monaco zuletzt schön, wieder einmal so etwas zu erleben, denn da war das ja ein bisschen anders." Ein klarer Seitenhieb in Richtung Sergio Perez, der mit seinem Rambo-Stil vor zwei Wochen im Fürstentum für Aufsehen gesorgt hatte.

Mit Blick auf seine Duelle auf dem Circuit Gilles Villeneuve fügte Alonso lachend an: "Es war hier aber trotzdem nicht einfach vorbeizukommen, selbst wenn man schneller ist, denn die anderen sind auch talentiert." Der Ferrari-Star fand daher: "Dieser zweite Platz schmeckt fast wie ein Sieg. Wir haben nach einem schwierigen Wochenende gute Punkte gemacht." Von den 36 Zählern Rückstand in der Gesamtwertung wollte sich der neue WM-Zweite nicht abschrecken lassen. "Wenn wir jetzt 85 Punkte hinten dran wären, dann wäre es vielleicht eine kritische Situation... so muss man aber sagen, dass in den letzten sechs Jahren 30 bis 40 Punkte Rückstand von den Verfolgern immer noch aufgeholt wurden", meinte Alonso.