Ist der Sieg in Monaco aus dem Jahr 1996 immer noch dein großes Karriere-Highlight?
Olivier Panis: Natürlich, das war eine tolle Sache. Es war immer mein Traum, hier zu gewinnen - ich habe mich unheimlich gefreut. Es wird immer das große Highlight meiner Karriere bleiben. Solange ich lebe, werden die Leute mich mit dem Sieg in Monaco in Verbindung bringen. Das ist fantastisch. Als Grand-Prix-Gewinner wurde ich auch von den anderen Fahrern ganz anders wahrgenommen. Sie haben mir ab dem Tag viel mehr Respekt entgegen gebracht. Es war meine beste Saison vor meinem Unfall, wir haben in vielen Rennen um das Podium gekämpft - großartig, dass es gerade hier geklappt hat.

Erinnerst du dich noch an den Rennverlauf? Hast du überhaupt damit gerechnet, dass du gewinnen kannst?
Olivier Panis: Ich erinnere mich an alles. Wir waren während der gesamten Woche schnell, aber im Qualifying ist uns der Motor hoch gegangen - ich musste dann von Platz 14 starten. Ich bin aber die beste Aufwärmrunde gefahren und habe zu meiner Frau gesagt: 'Heute fahre ich aufs Podium.' Sie dachte ich wäre verrückt. Sie hat gesagt: 'Es ist gut, optimistisch zu sein, aber das ist vielleicht ein bisschen viel.' Aber ich hatte wirklich ein gutes Gefühl, auch wenn ich sicherlich nicht an den Sieg gedacht habe. Es hat geregnet - das hat mir gefallen, ich bin bei feuchten Bedingungen immer gut zurecht gekommen. Im Rennen habe ich im Nassen sieben Autos überholt. Ich war auf drei und habe mich schon riesig gefreut, dass es mit dem Podium klappt. Dann hatte ich auch ein bisschen Glück, dass Damon Hill einen Motorschaden hatte und Jean Alesi in die Barriere gefahren ist. Ich hätte wirklich nie erwartet, dass ich gewinne, deshalb war der Sieg so speziell.

Von 14 auf eins: Olivier Panis fährt 1996 wie im Rausch, Foto: Sutton
Von 14 auf eins: Olivier Panis fährt 1996 wie im Rausch, Foto: Sutton

Es war einfach mein Tag, alles hat gepasst. Als ich Eddie Irvine überholen wollte, kam es zu einer Berührung, normalerweise ist das Auto danach kaputt, aber mir ist nichts passiert. Ich habe es noch einmal versucht - und es hat geklappt. Ich bin wirklich über die Strecke geflogen. Wenn ich mir das Rennen heutzutage mit meinem Sohn angucke, sage ich immer noch: 'Das bin nicht ich.' Später im Rennen hat mich mein Team in die Box gerufen, weil ich kein Benzin mehr hatte, aber ich bin nicht reingefahren und habe gesagt, ich manage das auf der Strecke. Nachdem ich das Auto abgestellt habe, weil ich zum Podium wollte, hat das Team versucht, es neu starten, aber es ist nicht mehr angesprungen, weil ich mit dem letzten tropfen Sprit über die Ziellinie gefahren bin. Das war alles wirklich kaum zu glauben. Es war fantastisch.

Hilft dir der Sieg in Monaco eigentlich auch in deiner zweiten Karriere als Manager?
Olivier Panis: Mein Leben hat sich dadurch von Grund auf verändert - in und außerhalb des Paddocks. Auch nach meiner Karriere sprechen mich alle auf den Sieg in Monaco an. Vor allem, weil ich der letzte französische Sieger dort war. Aber für mich ist das Vergangenheit. Ich genieße es noch, aber es ist lange vorbei.

Wäre es dir lieber, wenn ein anderer Franzose das Rennen gewinnen würde?
Olivier Panis: Ja, das brauchen wir, darüber würde ich mich freuen. Und wir haben im Moment vier sehr gute französische Fahrer in der Formel 1. Die besten Chancen hat wahrscheinlich Romain Grosjean - er hat das Auto dazu. Ich hoffe, einer von ihnen schafft es bald.

Zu den vier Franzosen gehört auch dein Schützling Charles Pic. Wann hast du dich dafür entschieden, mit ihm zusammen zu arbeiten?
Olivier Panis: Ich kenne seine Familie schon sehr lange. Der Vater von Charles Mutter hat mich am Anfang meiner Karriere gesponsort. Charles habe ich das erste Mal getroffen, als er vier Jahre alt war und auch seine Eltern kenne ich sehr gut. Sie haben mich gefragt, ob ich mit Charles arbeite. Ich habe vorher nie darüber nachgedacht, als Manager zu arbeiten, und bin dann zu des Testfahrten der GP2 nach Barcelona gefahren, um ihn zu treffen. Ich musste fühlen, wie er tickt und seine Motivation verstehen. Ich bin drei Tage geblieben. Ich habe bei ihm sehr große Entschlossenheit und Motivation gespürt und gesagt: 'Okay versuchen wir es'. Wir hatten ein sehr gutes Jahr in der GP2. Er hat zwar nicht die Meisterschaft gewonnen, aber dafür viele Rennen. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, es in der Formel 1 zu versuchen.

Olivier Panis schaffte in seiner Karriere fünf Mal den Sprung aufs Podium, Foto: Sutton
Olivier Panis schaffte in seiner Karriere fünf Mal den Sprung aufs Podium, Foto: Sutton

Wie zufrieden bist du mit seiner Entwicklung?
Olivier Panis: Er leistet wirklich tolle Arbeit und macht kaum Fehler. Er lernt sehr schnell, ist motiviert. Ich fühle, dass er etwas Besonderes hat. Er arbeitet bei Caterham sehr hart, um das Auto zu verbessern und um zu zeigen, was in ihm steckt.

In dem Auto ist das aber schwierig...
Olivier Panis: Mit Sicherheit. Aber irgendwo muss man anfangen. Fernando Alonso, Mark Webber, Jarno Trulli und Sebastian Vettel haben ihre Karriere auch bei kleinen Teams begonnen. Letzterer ist jetzt mehrfacher Weltmeister. Ich hoffe, wir schaffen das auch.

Dass es kaum noch Testmöglichkeiten gibt, macht es auch nicht unbedingt leichter, oder?
Olivier Panis: Das stimmt. Ohne Tests ist es sehr schwierig. Aber Charles hat das in seinem ersten Jahr gut gemacht. Ich war sehr zufrieden mit ihm.

Was würdest du an den Tests verändern? Zum altem Schema kann man wegen der Kosten auch nicht zurückkehren...
Olivier Panis: Nein, das geht natürlich nicht. Aber wir müssen einen Weg finden, den Nachwuchsfahrern Zeit auf der Strecke zu verschaffen - sechs, sieben acht oder zehn Tage zur Eingewöhnung, irgendetwas in dieser Größenordnung. Auch in puncto Sicherheit wäre das vorteilhaft. Viele Fehler, die die Jungs machen, kommen durch fehlende Erfahrung zustande. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, dass der Freitagmorgen nur für die jungen Fahrer reserviert wird.

Olivier Panis kümmert sich um Charles Pic, Foto: Sutton
Olivier Panis kümmert sich um Charles Pic, Foto: Sutton

Wie ist es eigentlich, am Pitwall zu stehen? Bist du nervöser als früher, als du selbst gefahren bist?
Olivier Panis: Viel nervöser. Ich mache mir die ganze Zeit Sorgen und hoffe auf einen guten Start, ein gutes Rennnen. Und ich will, dass Charles beim nächsten Grand Prix selbstbewusster auftritt - fast wie ein Vater. Aber bei meinem eigenen Sohn, der auch Rennen fährt, ist es noch schlimmer. Ich bin richtiggehend krank und mache mir die ganze Zeit Gedanken. Mit Charles ist es nicht ganz so schlimm. Nach dem Start wird es immer etwas besser. Ich weiß natürlich, was auf der Strecke passiert, aber es ist immer noch ein sehr gefährlicher Sport.

Analysiert ihr die Rennen zusammen oder überlässt du das dem Team?
Olivier Panis: Ich versuche, ihm zu helfen, aber er muss auch seine eigenen Erfahrungen machen. Nach den Rennen treffen wir uns immer montags und sprechen lange über das Wochenende, aber danach überlasse ich ihn dem Team.

Fragt er dich manchmal um Rat? Zum Beispiel hier in Monaco?
Olivier Panis: Ja, sicherlich. Er ruft mich oft an - und in diesem Jahr sind wir jeden Abend zusammen Essen gegangen. Er fragt wirklich viel, aber das ist ganz normal, wenn man in so einem Sport anfängt. Charles ist wirklich ein toller Junge. Natürlich ist er ein guter Fahrer, aber ich mag ihn auch als Mensch sehr. Wie gesagt, er ist etwas ganz Besonderes.