Punkte im Straßenverkehr? Daniel Ricciardo lehnt sich in seinem Stuhl zurück und lacht. "Als ich frisch meinen Führerschein hatte... habe ich jemanden überfahren!" Der erste Schock in den Gesichtern der Journalisten weicht schnell einem Lachen. "Nein, nein. Ich wurde einmal geblitzt, aber ansonsten bin ich ein braver Junge."

Das könnte sich in Zukunft ändern. Die Formel 1 plant eine Regeländerung. Schon seit einigen Jahren wird über ein Strafpunktesystem für Vergehen wie Pitlane-Speeding, Kollisionen oder ignorierte Flaggen diskutiert. In den vergangenen Wochen wurden die Gespräche handfester, die Arbeitsgruppe der Teams segnete einen ersten umfassenderen Entwurf ab, der nun in Barcelona auch erstmals den Fahrern vorgelegt wurde.

Strafpunkte für jedes Vergehen

"Wir versuchen, es zu verstehen und herauszufinden, ob es gut ist oder nicht", verrät Ricciardo. Noch ist nichts in Stein gemeißelt, viele Dinge müssen noch geklärt werden. "Es ist ein recht komplexes System, das gut durchdacht sein muss", mahnt Ricciardo. "Jeder hat seine eigene Meinung dazu. Ich finde, es sollte keine unnötigen Strafen geben. Wenn es ein Rennunfall ist, dann sollte es keine Strafe geben."

Im Detail sieht der Entwurf vor, dass die Fahrer für jedes festgelegte Vergehen an einem Rennwochenende Punkte sammeln, ganz so wie deutsche Autofahrer in Flensburg. Wenn die magische Grenze von zum Beispiel zwölf Punkten erreicht ist, droht eine Rennsperre. Durch ein solches System könnten teils willkürlich wirkende Strafmaße abgemildert werden. Strafversetzung, Durchfahrtsstrafe oder Zeitstrafe würden dann der Vergangenheit angehören.

Eine harte Strafe

"Eine Rennsperre ist eine harte Strafe", betont Ricciardo, der Entscheidungen nach dem Rennen bevorzugt. "Aber die Stewards müssen vorsichtig sein, nicht für alles Strafen zu vergeben, sonst sind die Fahrer eingeschüchtert und haben Angst. Bei jeder Berührung wird der Zwischenfall untersucht, das geht manchmal ein bisschen zu weit. Wir benötigen eine Balance zwischen harten, aber fairen Zweikämpfen und strafwürdigen Aktionen."

Generell stimmt Motorsport-Magazin.com Experte Christian Danner dem Australier zu. "So greifst du nicht immer direkt ins Rennen ein, wenn zwei Fahrer kollidieren, zerstörst dadurch nicht deren Rennen", erklärt er. "Gleichzeitig sorgst du trotzdem für Disziplin. Der Einsatz eines solchen Systems muss natürlich ausgiebig durchdacht werden, aber grundsätzlich finde ich es nicht falsch." Trotzdem muss Ricciardo natürlich weiterhin auf und abseits der Rennstrecke aufpassen, dass er niemanden überfährt...