Im Gegensatz zu den meisten anderen Piloten baute Jenson Button im Qualifying zum Großen Preis von China in Q3 nicht auf die weichen Reifen, sondern ließ die Medium-Pneus aufziehen. Nun hofft der Brite, auf das richtige Pferd gesetzt zu haben und dass die weichen Reifen im Rennen wirklich bereits nach ein paar Runden so stark abbauen, wie die allgemeine Annahme lautet.

Um die fragilen Gummis zu schonen, verzichtete Button darauf, eine wirklich schnelle Zeit zu setzen, sondern brauchte über zwei Minuten, um den Shanghai International Circuit zu umrunden - schlussendlich sprang für ihn der achte Platz hinaus. Damit steht er jedoch vor Sebastian Vettel, der auf keine fliegende Runde ging. McLaren-Sportdirektor Sam Michael verriet, dass der Plan der Mannschaft aus Woking vorsah, stets das Gegenteil von Vettel zu tun, da sonst der Heppenheimer wegen seiner niedrigeren Startnummer vor Button gestanden hätte.

Die richtige Enscheidung

"Unser Ziel war es, die Besten auf den harten Reifen zu sein, selbst wenn es der zehnte Platz gewesen wäre - und wir haben es geschafft. Das war das Maximum, das wir mit unseren Mitteln erreichen konnten", führte Button aus. "Ich habe mir einige weiche Reifen der anderen Piloten angesehen und sie schauen gut aus - nicht so schlecht wie in Melbourne", äußerte er sich zu den vor ihm platzierten Kontrahenten. "Aber sie weisen trotzdem Graining auf und da es morgen kälter sein wird, werden wir dasselbe Graining wie im Training mit viel Sprit sehen", war der Champion von 2009 optimistisch.

McLaren müsse mit der Vorstellung im Qualifying zufrieden sein, da man derzeit einfach nicht die Pace der Spitzenteams habe, betonte Button, den sein siebter Platz in Q2 jedoch sehr erfreute. "Beide Red Bulls mit einer Runde von zwei Minuten zu schlagen ist beeindruckend", scherzte er und richtete den Blick auf das Rennen: "Die ersten zehn Runden werden morgen ereignisreich. Wenn ich einen guten Start hinlege, werde ich hoffentlich freie Fahrt haben und dann sehen wir, was passiert."

Keine Chance gegen Vettel?

Es sei McLarens Taktik gewesen, in Q1 und Q2 zunächst auszuloten, wie es um die Pace bestellt ist und dann die Enscheidung für das finale Qualifying-Segment zu treffen, verriet Button. "Wir starten auf einem nahezu neuen Reifen. Es hat so funktioniert, wie wir es uns erhofft hatten", erklärte er. Hoffnung machte dem Briten der Umstand, dass für den Rennsonntag kühlere Temperaturen erwartet werden und der Grand Prix später als das Qualifying startet. "Die anderen hatten zum Teil schon nach einer Runde Graining", betonte er. Während McLaren in Malaysia mit dem Abbau gut zurecht kam, war sich Button aber nicht so sicher, ob das auch in China der Fall sein wird. "Wir haben alle unterschiedliche Ideen für das Rennen und kennen den Verschleiß der Options nicht. Es hängt viel von den Vorderreifen ab, was nicht so sehr meine Stärke und die des Autos ist", gab er zu Bedenken.

Obwohl Button vor Vettel steht, betrachtet er den Deutschen nicht als Rivalen. "Wir haben ein sehr schnelles Auto neben uns, das auf etwas neueren Reifen startet", betonte er. "Er wird die Spitze für den Rennsieg angreifen können und wir müssen sehen, wo wir bleiben. Zweistellige Punkte wären schön, aber ich werde nicht vorhersagen, wo wir stehen werden." Der Brite bekräftigte noch einmal, dass es die richtige Entscheidung war, lediglich eine langsame Runde zu drehen, auch wenn das traurig sei. "Wir müssen uns bei den Fans dafür entschuldigen", meinte er. "Aber wir mussten das tun, um gute Punkte holen zu können. Das Rennen zu gewinnen wird sehr schwierig - wenn wir gedacht hätten, dass wir die Spitze attackieren können, hätten wir vielleicht die weichen Reifen genommen."

Politik der kleinen Schritte

Trotz des kleinen Fortschritts sieht Button vor McLaren noch immer einen weiten Weg. "Es ist toll, neue Teile am Auto zu haben, dafür gilt dem Team ein großer Dank", sagte er. "Aber man will immer mehr und wir sind noch immer nicht konkurrenzfähig genug. Wir haben einen kleinen Schritt gemacht, der aber nicht so groß ausgefallen ist, wie wir erhofft hatten." Zumindest wisse die Mannschaft jetzt, wo die Schwächen liegen, hielt Button fest. "Wir verstehen nun das Auto und wissen, wo wir hin müssen, das ist positiv", unterstrich er. "Aber wir müssen weiterpushen."

Teamchef Martin Whitmarsh sprach von einem äußert interessanten Qualifying. "Jenson ist in allen drei Sessions wunderbar gefahren. Seine siebten Plätze in Q1 und Q2 haben gezeigt, dass im Auto Potenzial steckt und wir den Abstand zur Spitze verringern können", sagte er. "In Q3 fuhr er eine disziplinierte Runde mit einem Auge auf der morgigen Strategie. Wir glauben, dass die Reifenwahl im Rennen entscheidend sein könnte und spüren, dass uns Jensons Start auf den harten Reifen eine sehr starke Strategie ermöglicht."