Es kam wie befürchtet: Reifensparen statt Zeitenjagd lautete das Motto beim Qualifying zum China Grand Prix. Sebastian Vettel trieb es auf die Spitze und verzichtete in der letzten Runde des Zeittrainings auf eine gezeitete Runde - Startplatz neun in Shanghai. Der amtierende Weltmeister ließ in Q3 lediglich Landsmann Nico Hülkenberg hinter sich, der sich ebenfalls einen schnellen Run sparte. Vettel hat nun die freie Reifenwahl und vieles spricht dafür, dass er das dritte Rennen des Jahres auf den Medium-Reifen aufnehmen wird. "Wir haben freie Wahl, aber ich denke, dass es klar ist, was wir heute versuchten", so Vettel. "Ob das schlau war oder nicht, werden wir bald herausfinden. Wir wussten nicht, wer noch unsere Strategie durchzieht und sind deshalb raus, um zumindest vor denen zu stehen."

Das klappte jedoch nur bedingt: Jenson Button machte sich ebenfalls auf den Medium-Reifen auf seine schnelle Runde und schaffte es, eine Zeit zu setzen - wenn auch 30 Sekunden langsamer als der Rest des Feldes in Q3, die alle auf den Soft-Reifen die Zeitenhatz in Angriff nahmen. Vettel versuchte bei seinem Run, ebenfalls eine Zeit zu markieren, doch wegen eines Verbremsers in Kurve 14 scheiterte dieses Vorhaben. Der Heppenheimer brach seinen Lauf ab und kehrte in die Box zurück. "Ich weiß nicht, was da passiert ist", so Vettel. "Ich verlor Bremsdruck und hatte ein furchtbar langes Pedal. Das ist schlimm: Du siehst die Kurve kommen und kannst nichts machen."

Der Startplatz lässt Böses vermuten, doch Vettel wollte sich nicht bange machen lassen. Wegen der schwierigen Reifen-Situation in Shanghai - die weichen Pneus bauen extrem schnell ab - wurde schon im Vorfeld ein taktisches Qualifying vermutet. So sollte es dann auch kommen und wieder einmal sollten die Reifen eine entscheidende Rolle am Sonntag einnehmen. "Wir versprechen uns morgen ein besseres Rennen", so Vettel. "Die Reifen spielen eine große Rolle: Das haben wir jetzt schon zweimal gesehen und beim dritten Mal wird es genauso sein."

Gleichzeitig räumte Vettel ein, dass die Konkurrenz an diesem Wochenende besonders stark sei. Mercedes war bislang durchweg schnell und Lewis Hamilton belohnte die Silberpfeile mit der Pole Position. "Wir haben gesehen, dass ein paar Jungs richtig schnell sind", so Vettel. "Vor allem Mercedes und die Ferraris. Deshalb entschieden wir uns für eine andere Richtung."

Unterstützung gab es von Christian Horner, der meinte, dass die Pole Position an diesem Tag ohnehin eine Herkulesaufgabe für Red Bull gewesen wäre. "Im Vergleich zu Mercedes und Ferrari, die auf den weichen Reifen sehr schnell waren, wäre die Pole sehr schwierig geworden", so der Teamchef. "Nach fünf bis zehn Runden müssen die anderen vor uns an die Box und wir fahren unser eigenes Rennen."