Während sich Sebastian Vettel und Mark Webber beim Großen Preis von Malaysia bekriegten, fiel nahezu völlig unter den Tisch, dass Fernando Alonso bereits nach einer Runde die Segel streichen musste - er hatte sich bekanntlich den Fronflügel nach einem Kontakt mit Vettel demoliert. Bei Ferrari ist man sich bewusst, dass man sich nicht viele solcher Aussetzer leisten darf, gleichzeitig besteht jedoch die Hoffnung, vom teaminternen Zwist der Konkurrenz profitieren zu können.

"Am wichtigsten ist es, den wahren Performancelevel des Autos zu verstehen", erklärte Teamchef Stefano Domenicali. "Das ist sicherlich positiv, aber wir müssen weitere Schritte nach vorne machen." Es werde noch einige Rennen wie in Sepang mit einem verzerrten Ergebnis geben, war der Italiener überzeugt. "Hoffentlich passiert das auch anderen Teams, denn wenn man sich die Situation bei ihnen ansieht, wird es sicherlich einige Spannungen geben", warf er einen Blick auf die Konkurrenz, legte den Fokus aber sogleich wieder auf seine eigene Mannschaft. "Ich möchte nicht zu viel über die anderen sprechen. Ich möchte auf unser eigenes Team konzentriert bleiben, aber wenn die anderen Probleme haben, müssen wir davon profitieren."

An der Spitze vertreten

Wo die Scuderia derzeit genau steht, vermochte der Italiener nicht exakt zu beurteilen, aber gewiss sei man an der Spitze vertreten. "Red Bull ist momentan am stärksten", meinte er. "Mercedes hat einen Schritt gemacht, Lotus ist sehr konkurrenzfähig. Es wird eine interessante und herausfordernde Saison, aber wir werden dabei sein - kein Zweifel." Man habe gesehen, dass die Performance der Kontrahenten in Australien und Malaysia gut gewesen sei, aber ebenso sei es enorm schwierig, richtige Schlüsse zu ziehen, da sich innerhalb eines Grand Prix viele Dinge ändern würden, die sich auch auf das Kräfteverhältnis auswirken.

Die allseits herrschende Aufregung über die Pirelli-Reifen konnte der Teamchef nicht nachvollziehen. "Ich sehe eine Menge Überreaktion einiger Teams bezüglich der Reifen", betonte er. "Es ist meiner Meinung nach besser, cool und ruhig zu bleiben."

Am liebsten sofort zurück auf die Piste

Obwohl Ferrari über einen deutlich stärkeren Boliden als im Vorjahr zu Saisonbeginn verfügt, liegt die Scuderia nach Alonsos Ausfall weiter zurück als vor zwölf Monaten - für Domenicali kein Grund zur Besorgnis. "Letztes Jahr haben wir darüber gejammert [dass wir nicht konkurrenzfähig waren], aber nach zwei Rennen hatten wir bereits einen Sieg und mehr Punkte [als momentan]", führte er aus. "Ich weiß das, aber es spielt keine Rolle, denn schlussendlich ist die Saison sehr lange und es ist wichtig, ruhig zu bleiben und sicherzustellen, aus dem Paket das Beste herauszuholen."

In China gelte es nun, aus den Weitentwicklungen des Autos das Maximum zu extrahieren, um wieder zurück in die Erfolgsspur zu kehren. "Wir würden liebend gerne sofort wieder auf die Strecke gehen, um die schlechte Stimmung aus Malaysia zu vertreiben", verriet Domenicali. "Leider gibt es aber zunächst eine Pause, in der wir wieder alles in Ordnung bringen und uns konzentrieren müssen, weil wir es uns nicht leisten können, erneut Punkte zu verlieren."