Die Testfahrten sind in vollem Gange und so langsam legen die Teams ihre Karten vor dem Saisonstart in Melbourne auf den Tisch. Für viele zählt derzeit Mercedes zu den positiven Überraschungen und damit zum Favoritenkreis für die ersten Rennen des neuen Jahres. Nach dem Stotterstart in Jerez haben die Silberpfeile einen Gang zugelegt und glänzen nicht nur mit Kilometern ohne Ende, sondern auch respektablen Zeiten. Der Angriff aufs Zeitentableau ist zwar nicht auschlaggebend, gibt aber immerhin ein erstes Indiz für die Hackordnung 2013. Auch hinter den Kulissen werkelt Mercedes derzeit fleißig am Erscheinungsbild, die Führungsetage wird nach und nach umgekrempelt - über allem steht der Erfolg, der sich nach den schwierigen Jahren spätestens 2014 einstellen soll.

Der neue starke Mann, Toto Wolff, arbeitet sich derzeit in die Strukturen des Werksteams ein und mit Paddy Lowe steht die nächste Star-Verpflichtung in den Startlöchern. Der österreichische Geschäftsmann arbeitet für das Wohl des Teams und gleichzeitig auch für sein eigenes; Wolff erwarb Minderheitsanteile am Team - ist Mercedes erfolgreich, wirkt sich das auch auf sein eigenes Bankkonto positiv aus. Eine seiner größten Aufgaben besteht darin, die richtigen Personen den richtigen Aufgaben zuzuordnen. Dabei sieht Wolff kein Problem darin, dass Mercedes mit Ross Brawn, Geoff Willis, Aldo Costa und Bob Bell viele Anführer in sich vereint. "Man kann nie zu viele Topleute haben", ist Wolff überzeugt. "Das ist keineswegs negativ, so lange jeder versteht, wo seine Position und sein Platz im Team sind."

Ein Name tauchte zuletzt eher selten auf, wenn es um die Rangordnung bei Mercedes ging: Niki Lauda. Der ehemalige Rennfahrer besetzt seit Ende des vergangenen Jahres den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden bei den Silberpfeilen. Für viele Insider ist Lauda einer der Schlüsselfaktoren im Mercedes-Gefüge. "Natürlich kann er das Steuer nicht allein herumreißen, er braucht ein Team dazu", sagt Alex Wurz in der aktuellen Ausgabe des Motorsport-Magazin. "Er muss das Team aber auch nicht umdrehen, er muss aufpassen, dass kein Blödsinn passiert." Dabei sieht Wurz seinen Landsmann weniger in der technischen, sondern der allgemein koordinierenden Rolle. Wurz: "Da musst du nur den Bullshit-Faktor herausriechen können. Dazu musst du kein Techniker sein, im Gegenteil. Technisches Verständnis ist wichtig in der Formel 1, denn es dreht sich alles um Technik. Aber es geht hier auch um viele andere Dinge."

Motorsport-Magazin.com Experte Christian Danner glaubt, dass Lauda in der kommenden Zeit einiges an Arbeit ins Haus steht - er diesen Anforderungen aber gewachsen ist. "Er kann Richtungen vorgeben. Er kann Situationen analysieren. Ich finde, Niki ist in dieser Position die absolute Idealbesetzung", sagt Danner. "Als Mercedes-Partner ist das Team mit einem Fuß in der Corporate World einer deutschen Aktiengesellschaft und mit dem anderen Fuß im Haifischbecken der Formel 1 und da streitest du dich mit den größten Betrügern der Welt herum. Da ist der Niki genau der richtige, der diesen Spagat beherrscht."

Hans-Joachim Stuck sieht Laudas Verpflichtung ebenfalls als eine sehr gute Entscheidung seitens Mercedes. "Er wurde mit ins Boot geholt, damit er mit seinem Networking und seiner Erfahrung die richtigen Weichen hinter den Kulissen stellen und die eine oder andere Geschichte anleiern kann", so der DMSB-Präsident im Motorsport-Magazin. "Es geht aber auch darum, neue Leute zu organisieren. Niki kann Personal verpflichten, das ohne seine guten Kontakte nicht zu einem Wechsel bereit wäre." Die Strukturen sind da, die Zukunft sieht vielversprechend aus, doch am Ende zählt bei Mercedes nur eines: der Erfolg.

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