Für den vorletzten Testtag der finalen Testreihe in Barcelona hatte der Wettergott ein Einsehen. Bei sonnigen 16 Grad konnten die Piloten ihr geplantes Programm abspulen. An Tag drei gab Lewis Hamilton den Ton an. In 1:20.558 Minuten war der Mercedes-Pilot über eine Sekunde schneller als Sergio Pérez, der mit seiner Zeit von 1:21.848 Minuten die bis dato schnellste gefahren Runde auf dem Circuit de Catalunya 2013 innehatte.

"Die Zuverlässigkeit, die Kilometeranzahl und die Fortschritte, die wir in den drei Testwochen Stück für Stück erzielt haben, sind vielversprechend. Da wir uns auf unsere eigene Performance konzentriert haben, kennen wir das Potenzial der Konkurrenz nicht. Somit ist es schwer sagen, wo wir stehen", erklärte der Brite. Für Verwirrung sorgte aber nicht Hamiltons fantastische Rundenzeit, sondern dessen unmarkierte Reifen. Entwarnung kam von Pirelli: "Hamilton nutzt den Soft-Reifen. Er ist identisch zur 2013er-Reihe."

Bereits sieben Zehntel Rückstand wies Felipe Massa auf Platz zwei auf, obwohl er seine persönliche Bestzeit auf den superweichen Reifen gefahren ist. 20 Minuten vor Testende sorgte der Ferrari-Pilot für eine Schrecksekunde als er nur noch auf drei Rädern unterwegs war. Das linke Vorderrad war nach einer "kleinen Explosion" am F138 herrenlos ins Kiesbett gerollt.

Ein rotes Dreirad, Foto: Sutton
Ein rotes Dreirad, Foto: Sutton

Adrian Sutil lag mit über einer Sekunde Rückstand auf Platz drei. Der Force India-Pilot zählte mit über 109 Runden zu den fleißigsten Piloten des Tages. "Ein arbeitsreicher Tag, inklusive Rennsimulation und zahlreicher Boxenstopp-Übungen. Alles lief nach Plan. Der Wind war deutlich schwächer als die letzten Tage, dafür waren die Streckentemperaturen höher, was uns das Leben erleichterte. Heute fanden wir die idealen Testbedingungen, um die Reifen und deren Abbau zu verstehen", sagte Sutil. Die Top-5 komplettierten Pastor Maldonado und Valtteri Bottas.

Beide Williams-Piloten teilten sich das Cockpit. "Kein schlechter Tag, zahlreiche Daten zu den neuen Teilen gesammelt, die es jetzt zu analysieren gilt. Das Auto selbst sieht gut aus", twitterte Maldonado nach der Session. Für Aufsehen sorgten die Red Bull-ähnlichen Seitenkästen am FW35, die erstmals zum Einsatz kamen. Generell ähnelt das gesamte Auspuffkonzept des Williams-Boliden sehr an den RB8 aus dem Vorjahr. "Wir testeten das finale Karosserie-Update für das erste Rennwochenende. Pastor verbrachte den Morgen damit, Systemchecks durchzuführen, danach testete Valtteri verschiedene Setups auf den einzelnen Mischungen. Morgen stehen Performance-Runs auf dem Plan sowie weitere Upgrades für Australien", verriet Technikdirektor Mike Coughlan.

Valsecchi sprang für Räikkönen ein, Foto: Sutton
Valsecchi sprang für Räikkönen ein, Foto: Sutton

Nicht nur bei Williams, sondern auch bei Lotus teilten sich zwei Piloten die Testarbeit - wenn auch bei Lotus ungeplant. Nachdem Kimi Räikkönen wegen einer Magenverstimmung ausfiel, nahm Lotus-Testfahrer Davide Valsecchi am Vormittag seinen Platz ein - und sorgte prompt für eine Testunterbrechung, als er den E21 eingangs Kurve drei abstellte. Am Nachmittag saß Stammfahrer Romain Grosjean wieder im Boliden und markierte die zehntbeste Zeit.

Abgesehen von Valsecchi löste auch Giedo van der Garde eine Rot-Phase aus, als er Ausgang Kurve fünf stoppte. Trotz des Problems kam van der Garde auf 126 Runden. "Wir hatten am Morgen ein kleineres Problem mit dem Auto, aber abgesehen davon, erlebten wir einen positiven Tag. Wir nutzten das gute Wetter aus, um unser gesamtes Reifen- und Setup-Programm durchzugehen und eine volle Rennsimulation abzuspulen", verriet der Caterham-Pilot. "Australien kann kommen. Wir sind bereit."

Neuer Frontflügel am RB9 von Webber, Foto: Sutton
Neuer Frontflügel am RB9 von Webber, Foto: Sutton

Gemischte Gefühle herrschten bei Sauber. Nach einem produktiven Morgen beendete ein technisches Problem am Boliden die geplante Rennsimulation von Esteban Gutierrez. Am Ende belegte der Sauber-Pilot nach 99 Runden Rang sechs. Mark Webber, der am Samstag das Cockpit von Sebastian Vettel übernahm, fand sich im Endklassement auf Platz sieben wieder - 2,1 Sekunden hinter der Bestzeit von Hamilton. Am RB9 des Australiers war ein neuer Frontflügel zu entdecken. Am Basiskonzept des Frontflügels hatten die Red Bull-Ingenieure einige kleinere Modifikationen vorgenommen.

Die Änderungen umfassten zwei zusätzliche Öffnungen an den Endplatten, um zusätzliche Luftströmungen abzufangen und diese über die Flaps zu leiten sowie eine Modifizierung der Stufenelemente nahe der Endplatte, die nun deutlich geschwungener aussehen. Im Hinblick auf den Saisonauftakt in Australien ist man im Team zuversichtlich: "Wir fühlen uns gut mit dem, wo wir momentan stehen. Die Saisonvorbereitung lief für uns zufriedenstellend", meinte Teamchef Christian Horner.