Das Lotus-Team zählt zu den positiven Überraschungen der Saison 2012. Das Team aus Enstone hat die Konsolidierungsphase nach dem Renault-Ausstieg und Namensstreit mit dem heutigen Caterham-Team nun endgültig hinter sich gebracht. Mehrfach waren die schwarz-goldenen Boliden in der abgelaufenen Saison siegfähig, doch sollte es bis Abu Dhabi dauern, dass das Team erstmals seit Fuji 2008 (Alonso, Renault) über einen Sieg jubeln konnte, den Kimi Räikkönen auf seine einzigartige Art und Weise mit einigen Lachern für den Zuschauer einfuhr.

2013 soll alles noch besser werden. Teamchef Eric Boullier ist überzeugt, dass die Fahrer im kommenden Jahr noch mehr aus den Möglichkeiten machen können, wenn Lotus sie ihnen gibt: "Ich wäre sehr glücklich, wenn wir die Saison mit derselben Fahrzeugperformance bezogen auf die Konkurrenz starten würden wie letztes Jahr", sagte der 39-jährige gegenüber Autosport. "Ich weiß, dass unsere Fahrer bereit für die Rennen sind und, sagen wir es so, mehr abliefern werden als letztes Jahr." In der ersten Jahreshälfte 2012 hatte vor allem Räikkönen einige Eingewöhnungsschwierigkeiten, während Grosjean durch Unfälle Punkten liegen ließ.

Doch auch auf Teamseite hat man aus den Fehlern gelernt, zu sehr in die Karten schauen lassen wollte er sich aber nicht: "Wir haben im letzten Sommer ein bisschen an Boden verloren, aber wir wissen genau wo und warum es passiert ist. Wir haben aus diesem Fehler gelernt und werden bei der Entwicklung des nächstjährigen Autos nicht dieselbe Strategie verfolgen. Im selben Atemzug möchte ich aber auch erwähnen, dass wir uns am Ende dieser Saison gut geschlagen und ein bisschen Performance zurückgewonnen haben; es war gut, bis zum Ende zu kämpfen."

Mit einem kleinen Seitenhieb an Teams mit einem größeren Budget fuhr Boullier fort: "Es war gut, zu sehen, dass Enstone in der Lage war, so viel zu erreichen wie die größeren Teams. Deshalb bin ich optimistisch, aber auch vorsichtig: Man weiß nie, was die anderen Teams für Fortschritte machen, man kann es nur aus Statistiken erraten." Doch die Regeln seien recht stabil, wodurch kommende Saison lediglich weiterentwickelte 2012er-Autos am Start stehen würden, hielt er fest. "Das sollte uns helfen, unsere Position zu halten."

Der Balanceakt zwischen 2013 und 2014

Da 2014 große Regelumwälzungen anstehen, wird auch Lotus die Entwicklungsarbeit splitten müssen, was gerade für ein Team mit weniger Budget als die Großen der Szene schwierig zu bewerkstelligen ist. "Natürlich wollen wir nicht zu weit [mit der Entwicklung des 2013er-Fahrzeugs] gehen, um uns nicht zu sehr beim großen 2014er-Projekt zu beeinträchtigen. Aber die Jungs in Enstone haben bereits einiges an Arbeit für 2014 geleistet und ich hoffe, dass das, was wir 2012 dahingehend bereits an Arbeit erledigt haben, uns mehr Flexibilität für 2013 geben wird."

Ob es für Eric Boullier vorstellbar wäre, dass Lotus 2013 um den WM-Titel mitkämpft? "Um ehrlich zu sein, es wäre schön, ein solches Problem zu haben, selbst wenn es kompliziert zu managen wäre. Aber wir müssen realistisch bleiben. Dies ist das Ende eines Kapitels in den Regeln und 2014 wird ein Neues aufgeschlagen. Wir können es uns nicht leisten, weit hinter den anderen mit dem Fahrzeug für diese neuen Regeln anzufangen."