Vielen Formel-1-Fans ist das Reifenchaos vom Saisonbeginn noch gut in Erinnerung. Die unterschiedlichsten Teams waren dank der schwer zu verstehenden Pneus siegfähig. 2013 will Pirelli noch aggressivere [beliebter Pirelli-Euphemismus für "weichere"] Reifen an den Start bringen. Doch ein Chaos à la 2012 erwartet man in Italien nicht, denn die Teams haben laut Pirelli-Technikchef Maurizio Boicchi ebenfalls dazugelernt. Bereits die letzten Rennen des vergangenen Jahres, in denen immer häufiger Ein-Stopp-Strategien gefahren wurden, zeigten den Lerneffekt bei den Rennställen.

Einzig Mercedes hatte auch zu Saisonende noch Schwierigkeiten mit dem Reifenverschleiß und musste häufig einen Stopp mehr einlegen als die Konkurrenz. "Während der Saison 2012 lernten mehr oder weniger alle Teams immer besser, wie sie unsere Reifen richtig nutzen", sagte Boicchi gegenüber Autosport und nannte den Grund: "Eines der Schlüsselkriterien, die Reifen konstant zu halten war der Fakt, dass wir immer weniger durchdrehende Reifen gesehen und gemessen haben. Das heißt, sie [die Teams] haben gelernt, richtig mit diesem Phänomen umzugehen."

"Wheelspin ist schrecklich, denn man verbraucht die Reifen sehr schnell, heizt sie enorm auf und sie verschleißen sehr, sehr schnell. Das war etwas, was von den Teams im Laufe der Saison mehr und mehr beachtet wurde. Man konnte sehen, dass die Autos während der freien Trainings mit Infrarotsensoren ausgestattet waren, damit die Teams Referenzwerte für jede Stelle auf der Strecke bezüglich der Temperatur von Asphalt und Reifen hatten. Daraus ergaben sich die wichtigsten Informationen auch zu durchdrehenden Reifen - und hat den großen Unterschied gemacht."

Da die Teams so große Fortschritte im Verständnis der Reifen gemacht haben, sei es das Ziel von Pirelli, 2013 aggressiver vorzugehen. Einen ersten Vorgeschmack erhielten die Teams beim Großen Preis von Brasilien, als Pirelli eine Testmischung im Training brachte. Es sei wichtig gewesen, dort bereits erstes Feedback zu erhalten, da bei den Tests im Februar die Temperaturen keine ordentlichen Rückschlüsse zuließen, so Boicchi.