Ist es die Ruhe vor dem Sturm? Vor seinem letzten Formel-1-Rennen beim Großen Preis von Brasilien verspürt Michael Schumacher keine besonderen Emotionen. Im Gegenteil: Der Mercedes-Pilot ist die Ruhe selbst. "Ich bin relativ relaxed und ausgeglichen und zumindest im Moment noch nicht sonderlich emotional", berichtete der Rekordchampion. Das habe vielleicht auch damit zu tun, dass er im Gegensatz zu seinem ersten Karriereende nicht mit allzu großen Erwartungen in das Saisonfinale geht.

"Ich bin in einer ganz anderen Gemütslage als 2006", erklärte er. "Wenn es gut läuft, komme ich hier in die Punkte, dass ist nicht unbedingt das, was das Rennen für mich spannend macht, so ist das nun mal. Aber wir werden natürlich trotzdem unser Bestes geben." Aus gutem Grund: Schumacher machte keinen Hehl daraus, dass er seine aktive Laufbahn gerne mit einem Knalleffekt beenden würde. Ein Vorhaben, bei dem ihm die zu erwartenden feuchten Witterungsbedingungen entgegen kommen könnten.

"Vielleicht schwenkt das Wetter noch einmal um, dann sieht alles anders aus", sagte der 43-Jährige. "Es wäre schön, noch ein Highlight zu setzen." Sollte ihm das gelingen, sei es gut möglich, dass die Emotionen doch noch einmal überkochen. "Nicht im Cockpit, da ist man immer voll konzentriert", erläuterte er. "Aber wenn man die Zielflagge sieht, wird sich die Gemütslage sicherlich noch einmal ändern."

Eindeutig beurteilen könne er seine Chancen allerdings nicht, meinte Schumacher. "Der Faktor Reifen hat eine viel zu große Bedeutung in dem Spielchen hier", sagte er. "Es gibt ein sehr kleines Funktionsfenster, dessen Größe von der Rennsituation, den äußeren Umständen und dem Charakter des Autos beeinträchtigt wird." Das gelte nicht nur bei trockenen Bedingungen, sondern auch bei Regen. "Es ist wesentlich schwieriger, die Trockenreifen aufzuwärmen, aber das heißt nicht, dass es bei Regen einfach ist", so der siebenmalige Weltmeister. "Es ist weiterhin von vielen Komponenten wie dem Auto, der Strecke, der Wettersituation und dem Abnutzungsgrad abhängig, ob der Reifen ins Laufen kommt."

Und die Konkurrenz ist bei der Entschlüsselung des Reifen-Rätsels offenbar deutlich weiter fortgeschritten als Mercedes. "Red Bull fällt eher selten aus dem Fenster", sagte Schumacher. "Wir müssen richtiggehende Aufwärmaktionen machen, um eine schnelle Runde hinzubekommen, andere Piloten fahren raus und setzen sofort eine Zeit." Dass Mercedes zu Saisonbeginn noch auf Augenhöhe mit den Top-Teams operieren konnte, habe vor allem an den damaligen Bedingungen, den Strecken und den geringeren Erfahrungswerten bei der Konkurrenz gelegen, erklärte er.