Sebastian Vettel oder Fernando Alonso? Dieses Duell elektrisiert zwei Rennen vor dem Saisonende die Sportwelt und lässt auch ehemalige Größen wie Jacques Villeneuve nicht kalt. Der Weltmeister von 1997 vertritt die Ansicht, dass Vettel noch ein Reifeprozess bevorsteht, da er sich manchmal wie ein Kind verhalten würde, während er Alonso als nervenstärker einschätzt, wenn es zu brenzligen Situationen kommt.

Vettel gegen Senna - für Villeneuve ein Ärgernis, Foto: Sutton
Vettel gegen Senna - für Villeneuve ein Ärgernis, Foto: Sutton

"Ich habe keine Zweifel: Fernando Alonso ist der Beste, daher halte ich zu ihm", stellte der Kanadier klar und fuhr fort: "Seb ist super schnell, aber es gibt einen Unterschied zu Fernando, der in ungünstigen Situationen deutlich wird." Während der Ferrari-Pilot ruhig und rational bliebe, würde sich Vettel aufregen, wütend werden, schreien und den Mittelfinger zeigen. "Er reagiert wie ein Kind", urteilte Villeneuve. Diese Verhaltensmuster würden zwei unterschiedliche Reifegrade widerspiegeln, auch wenn der Deutsche freilich ein toller Pilot sei, aber in kritischen Situationen mehr als sein großer Konkurrent zu kämpfen hätte.

"Wenn er führt, sieht er beinahe unschlagbar aus, aber wenn er aufholen muss, wird er verwundbar", spielte Villeneuve auf Vettels Rennperformance an. Nach dem Rennen in Abu Dhabi, wo Vettel vom letzten Platz startend noch Dritter wurde, fand der Kanadier ebenfalls ein Haar in der Suppe, während die Leistung des Red-Bull-Piloten das Gros der Formel-1-Welt in Staunen versetzte.

Lob für Alonso und Newey

"Für mich hat sich bestätigt, was ich über Vettel denke", erklärte der 41-Jährige. "Während der Aufholjagd vom Ende des Feldes hatte er zuerst Kontakt mit Senna, der vor ihm war und beschädigte seinen Frontflügel. Dann verlor er die Kontrolle über seinen Wagen und crashte hinter dem Safety Car - ein sehr ernster Fehler, der leichte Konsequenzen hatte." Danach hätte Vettel zwar gezeigt, dass er sehr schnell ist, habe aber auch Glück gehabt, weshalb für Villeneuve eindeutig ist, wie der diesjährige Champion heißen muss: "Alonso verdient den Titel mehr", stellte er klar.

Lob gab es indessen für Adrian Newey, der für den Entwurf der Red-Bull-Boliden verantwortlich zeichnet und einst mit Villeneuve bei Williams zusammenarbeitete. "Viele sehen ihn als ein Genie, während das nur ein Teil seiner immensen Power als Teamleader ist", verdeutlichte der Kanadier. "Er ist kein Besserwisser, der ein Siegerauto baut und meint, dass jeder damit gewinnen könnte." Vielmehr sei Newey eine äußerst bescheidene Person, die auch auf die Piloten hört. "Die Jahre und Siege haben ihn nicht verändert. Er spricht nicht hochtrabend, sondern unterhält sich", meinte Villeneuve.