Fernando Alonsos Aussage, wonach er mehr gegen Adrian Newey als gegen Sebastian Vettel fahre, ist auch eine Woche nach dem Rennen in Indien für manche noch immer ein heißes Thema. Für Vettel selbst aber nicht, da er zunächst einmal nicht davon ausgeht, dass Alonso diese Aussage gegen ihn gerichtet hatte. "So wie ich mit ihm zurechtkomme, respektieren wir uns beide sehr und schätzen den gegenseitigen Umgang. Ich glaube, was man dann manchmal liest oder hört, da weiß man nie, wie das aus dem Zusammenhang gerissen wird. Der Respekt ist in jedem Fall da und das ist das Wichtigste. Was er wann und wo gesagt hat, sowas kann oft auch anders ausgelegt werden", erklärte der Red-Bull-Pilot.

So meinte Vettel, dass die Newey-Aussage Alonsos auch als Kritik an Ferrari ausgelegt werden könnte. Aus seiner Sicht hat er den Spanier jedenfalls immer korrekt erlebt, wobei er auch selbst weiß, dass es nicht so einfach ist, wenn man gerade der Unterlegene ist. "Natürlich war es in Indien das bessere Ende für mich, wenn man aber andere Rennen nimmt, etwa Hockenheim 2010, als ich auf Platz drei auf dem Podest gestanden habe und er gewonnen hat... Klar ist man in dem Moment nicht zufrieden, weil man selbst gerne gewonnen hätte. Ich sehe es aber so, dass es einen Grund dafür gibt, dass man nicht auf Platz eins oder zwei sondern auf Platz drei steht und jemand anders das Rennen gewonnen hat. Das muss man in dem Moment auch anerkennen, das gehört dazu."

Funken zum Nachdenken

Ob jetzt öffentliche oder teaminterne Kritik der bessere Weg ist, um sich wieder nach vorne zu hangeln, das wollte Vettel nicht beurteilen. Aus seiner Sicht führen viele Wege nach Rom, wobei er auch weiß, wie schnell dabei eine Umleitung in einer Sackstraße enden kann, auch wenn alles toll aussieht. So stand er im Vorjahr in Abu Dhabi auf der Pole Position, kam aber nicht weit. Auch in Indien vorige Woche gab es eine Schrecksekunde. "Indien war ein tolles Rennen für uns, kurz vor Ende gab es ein paar Funken. Das war zwar kein Problem, aber man muss keine große Vorstellungsgabe haben, um bei so etwas zu erkennen, wie leicht einem etwas passieren kann, egal in welcher Position man ist - ob man locker vorne führt oder im Mittelfeld um Positionen kämpft. Es braucht nicht viel und man holt die erhofften Punkte nicht."

Auf der Strecke kann schnell etwas passieren, Foto: Sutton
Auf der Strecke kann schnell etwas passieren, Foto: Sutton

Wobei er in dieser Hinsicht jetzt Abu Dhabi nicht wichtiger nehmen wollte als ein Rennen zu Saisonbeginn, auch wenn es gefühlt wohl anders ist. "Das Ende ist näher als zu Beginn in Australien. Deswegen wirkt es wichtiger, aber man bekommt jetzt nicht mehr Punkte als vor fünf oder zehn Rennen. Wir versuchen daher die gleiche Herangehensweise wie vor zehn Rennen." In Abu Dhabi stellen sich dank der Rennzeit aber durchaus ein paar besondere Herausforderungen, immerhin wird es im Rennverlauf dunkel und damit auch kühler, was einige Parameter verändert. "Das erste und das dritte Training werden unter normalem Licht gefahren, beim zweiten Training, Qualifying und Rennen geht die Sonne unter, die Strecke kühlt ab und die Umstände verändern sich. Das macht sich am Auto bemerkbar", erklärte Vettel.

Nicht immer alles im Griff

Dementsprechend wichtig wäre es ihm, dass er und sein Team die Reifen für das Qualifying und das Rennen möglichst gut verstanden haben, um vorhersagen zu können, was mit ihnen passiert. "Es ändern sich viele Faktoren wie Streckentemperatur, generelle Temperatur, es gibt keine Sonne mehr, der Wind kann sich ändern... da zu sagen, dass wir alles im Griff und immer unter Kontrolle haben, wäre gelogen. Wir hoffen, dass wir nicht zu sehr überrascht werden." Sollte es klappen, dann könnte Red Bull in Abu Dhabi wieder einmal feiern. Nachdem das Team dort 2010 mit Vettel den Fahrertitel holte, könnte es diesmal den Konstrukteurs-Titel auf dem Yas Marina Circuit einheimsen.

"Der Konstrukteurs-Titel wäre ein schöner Erfolg für uns. Ich wusste nicht, dass wir ihn hier holen können, bis Mark mir das im Flug von Indien weg sagte. Wir sprachen kurz über die Konstrukteurs-WM und Mark meinte, es wäre schlecht für den Kampf um den Konstrukteurs-Titel, wenn der Flieger jetzt abstürzt", scherzte Vettel. Die Konkurrenz wird das aber nicht wehrlos über sich ergehen lassen, das wusste auch der Deutsche, der in Indien vor allem im zweiten Stint auf harten Reifen starke Ferrari und McLaren erlebt hatte. In Abu Dhabi wird es auf die richtigen Entscheidungen ankommen.

"Es ist schwierig, raus zu picken, was man braucht, damit man hier schnell ist. Die Kurven sind langsam, aber man braucht die richtige Balance für das Auto, damit man am Eingang gut ist und dann auch Traktion hat. Traktion ist wichtig, aber auch die Kurveneinfahrt muss passen, damit man schnell ist. Auch über die Kerbs muss es laufen, das macht es hier schwierig. Wenn sich von einer Session zur nächsten nur etwas ein wenig ändert, kann das Bild ein ganz anderes sein."