Gerade einmal sechs Zehntelsekunden trennten Lewis Hamilton in Indien vom dritten Platz, den der mit KERS-Problemen kämpfende Mark Webber ins Ziel rettete. Der Brite war als erster Verfolger der beiden Red-Bull-Piloten ins Rennen gegangen, zog aber in der ersten Runde auf der langen Geraden gegen Fernando Alonso den Kürzeren, der den Windschatten nützte und sich am McLaren-Pilot vorbeischob. Trotz allem zog Hamilton nach dem Grand Prix ein durchwegs positives Fazit, da er schon lang nicht mehr so viel Spaß hatte, wie bei der Jagd auf Webber.

"Ich verstehe nicht, warum ich so einen schlechten Start hatte", zeigte sich Hamilton jedoch zunächst über den Auftakt am Buddh International Circuit ratlos, zumal er seine Crew vor jedem Rennen fragen würde, was er beim Start noch besser machen könne, diese ihm jedoch stets versichere, einen perfekten Job zu erledigen. "Ich habe Boden verloren und bin unter Druck von den Leuten hinter mir gekommen", führte er aus. In der ersten Runde galt das Augenmerk des Briten vor allem, nicht mit seinem Teamkollegen Jenson Button zu kollidieren, der sich ebenfalls Angriffen von Alonso ausgesetzt sah. Selbst mit einem besseren Start hätte sich Hamilton allerdings wohl nicht vor der Konkurrenz halten können, gab er zu, da diese vor allem im ersten Stint einfach etwas zu schnell war.

Für Entschädigung sorgte gegen Ende des Grand Prix jedoch das Duell mit Webber um den dritten Platz, das Hamilton viel Freude bereitete. "Ich fühle mich großartig", verriet der scheidende McLaren-Star. "Ich habe bis zur Ziellinie so hart gepusht wie ich konnte und kann mich nicht daran erinnern, wann ich zuletzt so stark und so lange am Limit gewesen bin, um jemanden zu erwischen", verdeutlichte er den intensiven Schlagabtausch mit dem Australier. Es habe sich fantastisch angefühlt, Teil eines solchen Kampfes zu sein, zumal es diese Situationen aufgrund der ähnlichen Reifen nicht allzu oft im Jahr gäbe.

Hamilton schwärmte von seinem Duell mit Webber, Foto: Sutton
Hamilton schwärmte von seinem Duell mit Webber, Foto: Sutton

Immer daran geglaubt

Hamilton verlor nie einen Gedanken daran, Webber ziehen zu lassen und sich mit dem vierten Platz zu begnügen. "Ich dachte jede Sekunde daran, Mark zu erwischen", stellte er klar. "Man muss daran glauben, deshalb pusht man auch." Schlussendlich sollte es jedoch nicht reichen, da vor allem Webbers Speed im letzten Sektor genügte, um den 27-Jährigen in Schach zu halten. "Aber ich gebe nie auf und habe bis zur letzten Kurve gedacht, dass ich ihn vielleicht doch noch kriegen kann", zeigte sich Hamilton kämpferisch, gab sich aber keinen Illusionen hin, dass er Alonso oder gar Vettel hätte abfangen können, da sowohl der Deutsche als auch der Spanier noch über Reserven verfügt hätten.

Während im weiteren Verlauf des Rennens die Pace seines McLaren-Boliden stimmte und auch die Reifen keine Probleme bereiteten, verlor der Brite in der Box etwas Zeit, da sein Lenkrad gewechselt werden musste. Hamilton konnte nur mehr mit der rechten anstelle der linken Hand in tiefere Gänge schalten, weshalb man sich beim Stopp dazu entschloss, das Steuer auszutauschen.

"Im Fernsehen sieht das cool aus, aber im Wagen ist es ungut", erläuterte der Weltmeister von 2008 den Wechsel, für den die McLaren-Crew lediglich 3,3 Sekunden benötigte und damit nur wenige Zehntel langsamer als bei einem gewöhnlichen Stopp war. Das war umso bemerkenswerter, weil das Team dieses Manöver noch nie im Rennen geübt hatte, lediglich im Training von Barcelona war es geprobt worden. Hamilton zog das Steuer bereits aus der Verankerung, noch bevor sein Wagen stand und warf es zur Seite, was sich als äußerst zeitsparend erwies. "Das Team hat dann ein neues montiert, ich habe den ersten Gang eingelegt und war weg", schilderte er den Vorgang.

Bereits am kommenden Wochenende steht der drittletzte Saisonlauf in Abu Dhabi auf dem Programm, dem Hamilton optimistisch entgegenblickt. "Es wird wieder sehr eng, alle Autos liegen knapp beisammen, auch wenn Red Bull vielleicht etwas schneller ist", schätzte der Brite das Kräfteverhältnis ein und hoffte, dass McLarens Updates sich besser als jene der Konkurrenz erweisen werden. "Ich glaube noch immer an dieses Team", machte er deutlich.