Sebastian Vettel steuert geradewegs in Richtung WM-Titel Nummer drei. Nach seinem Sieg in Indien führt der Red-Bull-Pilot die Tabelle mit 13 Punkten Vorsprung auf Fernando Alonso an. Der Ferrari-Star betrieb mit Platz zwei die bestmögliche Schadensbegrenzung, doch die meisten Experten, Fans und Fahrer gehen davon aus, dass Vettel bei noch ausstehenden 75 Zählern nicht mehr einzuholen ist. Natürlich sind sich Red Bull und der 25-Jährige des Drucks bewusst, der nun auf ihnen lastet. Deshalb tut die Truppe ihr Möglichstes, die Erwartungshaltung möglichst gering zu halten.

Nicht nur Vettel vertraut auf die verbal defensive Variante, dass ja noch alles passieren könne, auch Adrian Newey steigt in den Kanon mit ein. Das nächste Rennen in Abu Dhabi steigt zwar bereits in einer Woche, doch es sei nicht unmöglich, dass Red Bulls Rivalen einen großen Schritt machen. "Natürlich ist das möglich", sagte Adrian Newey auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Es gab bei allen schon Probleme bei der Entwicklung und mit der Zuverlässigkeit. Gerade zwischen den Fahrern geht es sehr eng zu, Seb muss nur einmal nicht ins Ziel kommen und alles sieht wieder ganz anders aus."

Wenn Vettel jedoch weiter auf dominante Art und Weise vorn weg fährt - in den vergangenen drei Rennen führte er ununterbrochen - dürfte ihm der Titelsieg nicht mehr zu nehmen sein. "Es sieht danach aus, dass er Weltmeister werden würde. Er hat auf jeden Fall die Chance dazu und ist im Moment klar im Vorteil", meinte Adrian Sutil. Die Statistik gibt ihm Recht: Bislang gewannen 16 Fahrer in der Geschichte der Formel 1 vier Rennen nacheinander und jedes Mal sackten sie anschließend den Titel ein. Allerdings ist die Saison 2012 so unvorhersehbar wie schon lange nicht mehr.

"Es ist sehr schwierig, das nächste Rennen vorherzusagen", so Aero-Genie Newey. "Unser Problem besteht in diesem Jahr darin, dass wir weder wissen, welche Entwicklungen es bei der Konkurrenz gibt, noch, wie wir im Vergleich zu den anderen Autos zurechtkommen." Vettel predigt vor dem drittletzten Rennen des Jahres gebetsmühlenartig die Kleine-Schritte-Taktik. Dabei kann er mit Zuversicht im Gepäck nach Abu Dhabi reisen: 2009 gewann er dort, 2010 machte er den Titel klar und in der vergangenen Saison fiel kurz nach dem Start in Führung liegend wegen eines Aufhängungsschadens aus.

"Mir macht Abu Dhabi Spaß", sagte Vettel. "Aber der Kampf wird hart. Er war schon das ganze Jahr über hart und es gibt keinen Grund, warum das jetzt anders aussehen sollte. Wir müssen am Gas bleiben." Bei Red Bull ist Tiefstapeln angesagt, Christian Horner meinte sogar, dass dem Team das Streckenlayout von Abu Dhabi nicht unbedingt liegen würde. Vettel zum Endspurt der Saison: "Wir müssen am Boden bleiben. Es ist noch ein weiter Weg und jedes Rennen kann entscheidend sein. Wichtig wird es sein, jeden einzelnen Schritt nacheinander zu nehmen, nicht zu weit vorauszuschauen und im Moment zu bleiben."