Vom Jäger zum Gejagten. Mit seinem Sieg in Korea hat Sebastian Vettel einen Rollentausch vollzogen. Der Red-Bull-Star führt die Weltmeisterschaft vier Rennen vor Schluss mit knappen sechs Punkten vor Fernando Alonso an. Nach seinen drei Erfolgen in den vergangenen drei Rennen reist Vettel als großer Favorit zum 17. Rennen des Jahres nach Indien, doch an seiner Herangehensweise soll sich nichts verändert haben. "Ich denke darüber nicht nach, wenn ich in der Startaufstellung stehe", sagte er am Rande des Indien Grand Prix. "Zu diesem Zeitpunkt ist es nicht so wichtig, wo man gerade in der Weltmeisterschaft steht."

Zwar habe er die Gesamtsituation im Hinterkopf, doch kurz vor dem Start gilt nur das Rennen. Allerdings bringt die Rolle des Gejagten auch gewisse Vorteile mit sich, wie Vettel nicht erst seit dieser Saison weiß. "Wenn du in der Position bist, mehr Punkte erzielen zu müssen, ist es besser, wenn du vor deinem ärgsten Rivalen ins Ziel kommst", so der Heppenheimer. "Wenn du dich in einer anderen Position befindest, kannst du stattdessen bestimmte Risiken vermeiden." Was Vettel meint: Will Alonso Weltmeister werden, muss er Vettel übertrumpfen, während er selbst auf die Ergebnisse seines Ferrari-Rivalen reagieren kann.

Doch der Heppenheimer warnt davor, sich jetzt auf den Lorbeeren auszuruhen. Die Saison habe gezeigt, dass in dieser unabwägbaren Formel-1-Saison alles passieren kann. "Wir sind in einer guten Position, aber sie ist nicht so gut, dass wir uns jetzt zurücklehnen können", mahnte Vettel. "Wenn wir jetzt anfangen, zu viel nachzudenken, dann ist das nicht gut." Stattdessen sprach Vettel von den gleichen Punkten, die er seit Jahren erzählt: auf sich selbst fokussieren und immer das Bestmögliche abliefern.

Während der Asia-Wochen gelang es Vettel, so ziemlich das perfekte Resultat zu erzielen. Dank seiner drei Siege in Folge machte er 45 Punkte auf Alonso gut und übernahm wieder die WM-Spitze - ein Umstand, mit dem der Spanier angesichts des wiedererstarkten Red Bull sowieso gerechnet hatte. Siegt Vettel auch in Indien, wird es allerdings schon eng in Sachen Titelgewinn. "Vier Siege am Stück wären natürlich etwas Besonderes, aber die Statistik ist mir nicht so wichtig", sagte Vettel. "Aber es ist natürlich kein Geheimnis, dass wir auch hier gewinnen wollen."

Die Chancen für Sieg Nummer vier stehen nicht schlecht, gilt der Red Bull doch als das stärkste Auto im Feld. Außerdem gewann Vettel bereits im vergangenen Jahr bei der F1-Premiere auf dem Buddh International Circuit. Doch Vorsicht, schnell kann sich alles wieder ändern. "Es ist unmöglich vorherzusehen, wie es weitergeht", so Vettel. "Wir haben immer versucht, das Auto zu verbessern, aber es ging nicht immer in die richtige Richtung - bei anderen Teams klappte es hingegen. Es hängt immer auch davon ab, was die anderen machen."