Auch beim 16. Rennen des Jahres in Korea rückt die Reifenstrategie wieder einmal in den Mittelpunkt. Pirelli hat die weiche sowie die superweiche Mischung im Gepäck für den 5,615 km langen Kurs. Der Reifenhersteller beziffert den Performance-Unterschied der beiden Mischungen nach den Trainings am Freitag auf rund eine halbe Sekunde. Ausgehend von dieser Voraussage erwartet Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery am Sonntag bei den meisten Teams eine Zwei-Stopp-Strategie.

Die Fahrer hingegen sind sich nach den beiden Sessions zum Auftakt nicht so sicher, was die Performance der Reifen in Yeongam angeht. Motorsport-Magazin.com hat sich im Fahrerlager nach der Reifenstimmung umgehört. Am kuriosesten klang es aus dem McLaren-Lager. Lewis Hamilton hatte arge Probleme mit seinem Chrompfeil. "Wir haben heute verschiedene Dinge ausprobiert, aber alles in allem war es nicht möglich, eine richtig gute Zeit herauszuholen, egal ob auf dem weicheren oder dem härteren Reifen", sagte Hamilton. Am Ende des 2. Trainings, als die meisten Piloten auf die superweiche Mischung umschwenkten, beklagte der Brite ein weiteres Problem: einen wirklichen Vorteil an der vermeintlich schnelleren Mischung konnte er nicht feststellen.

"Irgendjemand hat gesagt, dass die superweichen Reifen drei Zehntelsekunden schneller sein sollen - ich habe aber eher das Gefühl, dass sich beide Mischungen nichts nehmen, wenn nicht sogar die superweichen Reifen die langsameren sind", grübelte Hamilton. Ein interessanter Umstand, der besonders in Korea zum Rätselraten anregt. Man weiß noch aus dem vergangenen Jahr bestens vom Koran International Circuit, dass sich die Bedingungen der Streckenverhältnisse im Verlauf des Wochenendes dramatisch ändern können.

Zu Beginn ist der Asphalt besonders schmutzig und nicht wenige Fahrer beklagten sich über Blasenbildung und Graining an den Reifen. Erst im Laufe des Tages wurde die Strecke mit zunehmendem Gummiabrieb immer schneller und griffiger. "Ich hoffe, dass sich die Strecke noch verbessert, denn es macht immer mehr Spaß zu fahren, wenn zumindest ein bisschen Grip vorhanden ist", meckerte Fernando Alonso. Auch Hamiltons Teamkollege Jenson Button konnte zumindest keinen großen Unterschied zwischen den beiden Mischungen feststellen, dafür aber bei etwas anderem. "In Bezug auf die Rundenzeiten ist der Unterschied nicht sehr groß", sagte der McLaren-Pilot. "Aber vom Gefühl her und vom Reifenabbau ist der Unterschied ziemlich groß, weil sie in einem unterschiedlichen Temperaturfenster funktionieren."

Superweich überrascht Nico Hülkenberg, Foto: Sutton
Superweich überrascht Nico Hülkenberg, Foto: Sutton

Da sind sie wieder, die Temperaturen. Am Freitag betrug die Asphalttemperatur knackige 31 Grad - bis zum Sonntag soll das Wetter konstant bleiben. Doch wieder einmal stellen bereits minimale Temperaturveränderungen viele Berechnungen auf den Kopf. Während Button einen großen Unterschied feststellte, hatte Nico Hülkenberg einen anderen Eindruck. "Die superweichen Reifen scheinen recht konstant und stabil zu sein", meinte Der Force-India-Pilot. Gleichzeitig bestätigte er Pirellis Annahme, dass es vor allem am rechten Vorderreifen schnell zu Graining kommen könnte. "Nach einer Runde hat man eine leicht veränderte Oberfläche", so Hülkenberg.

Dies bestätigte auch Bruno Senna: "Das Limit der Vorderreifen ist der entscheidende Punkt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Strecken baut der hier nämlich stärker ab als der Hinterreifen. Generell scheint der Unterschied zwischen Soft und Supersoft nicht extrem groß zu sein, wobei der weiche anscheinend vom Temperaturfenster her hier ziemlich gut funktioniert." Hier muss natürlich zwischen den einzelnen Autos und Setups unterschieden werden, schließlich verhalten sich die Reifen auf jedem Auto unterschiedlich.

"Bei den Topteams war der Unterschied eher weniger, bei uns war er ein bisschen größer", gab Timo Glock einen Anhaltspunkt. Giampaolo Dall'Ara, leitender Sauber-Ingenieur an der Strecke, stellte fest, dass die Schweizer mit der weichen Reifenmischung besser zurecht kämen. Die richtige Handhabung mit der superweichen Mischung müssten Sergio Perez und Kamui Kobayashi erst noch erlernen.

Die Reifenschulbank drücken muss offenbar auch Ferrari. Hier widersprach sich das Team sogar in der offiziellen Pressemitteilung. Felipe Massa im Wortlaut: "Wie wir heute Nachmittag sehen konnten, war der Unterschied zwischen dem weichen und dem superweichen Reifen definitiv groß, aber wir fühlten uns auf beiden Mischungen sowohl mit viel und wenig Benzin an Bord wohl." Pat Frys Meinung zu den Pirellis fiel anders aus: "Wie wir an diesem Nachmittag sehen konnten, schien der Unterschied in der Performance zwischen ihnen nicht so hoch." Im gleichen Atemzug räumte Fry jedoch ein, dass sich der Leistungsunterschied im Verlauf des Wochenendes theoretisch verändern sollte.