Das war wieder mal wirklich ein schwieriges Wochenende, eines, das wohl unter die Kategorie 'charakterbildend' fällt. Denn gerade im Rennen haben wir ja wirklich wieder einen sehr guten Speed gehabt, der unter normalen Umständen auf jeden Fall für Punkte gereicht hätte. Aber normal war hier sehr wenig - und ganz ehrlich, ich finde, allein für unseren Kampfgeist trotz all der Zwischenfälle hätten wir schon wenigstens ein Pünktchen verdient gehabt. Der eigentliche Schaden ist ja schon am Samstag entstanden, als ich ganz sicher auf dem Weg ins Q2 war, mit einer Runde, die über sechs Zehntel besser war als meine vorherige auf harten Reifen, bis mir dann in der letzten Schikane Jean-Eric Vergne im Weg stand und mich soviel Zeit gekostet hat, dass in der Runde keine Verbesserung mehr möglich gewesen wäre. Das hat man im Gefühl und das haben dann auch die Daten eindeutig gezeigt.

Was ich versucht habe, war gleich noch eine Runde dranzuhängen. Aber da ich dann auf der Geraden kein KERS mehr hatte - das war durch die Runde vorher fast völlig aufgebraucht - hat mich Vergne dann auf dem Weg runter zur ersten Kurve wieder gekriegt und sich erneut knapp vor mich gesetzt, womit ich nocheinmal zusätzlich Zeit verloren habe. Sicher, er wollte halt auch selbst noch eine hinkriegen, aber mir hat er so nicht nur die eine, sondern gleich zwei kaputt gemacht. Ich habe ja bis zum Schluss gehofft, dass es vielleicht doch noch gerade so reichen könnte, aber dann ist Michael Schumacher doch noch eine halbe Zehntel schneller gewesen und das war's dann.

Mit Handykamera & Sightseeingtipps auf nach Südkorea, Foto: Sutton
Mit Handykamera & Sightseeingtipps auf nach Südkorea, Foto: Sutton

Hätte ich weiter vorn gestanden, so im Bereich von Felipe und vor Pastor, und das wäre ja wohl auf jeden Fall möglich gewesen an diesem Wochenende, hätte ich wahrscheinlich auch bessere Chancen gehabt, in dem Chaos in der ersten Kurve ungeschoren davon zu kommen. So war ich, nachdem ich eigentlich einen guten Start und bereits zwei Autos überholt hatte, innen - dann drängten immer mehr Leute rein, ich kam auf den Kerb, habe da nicht mehr die volle Kontrolle gehabt und als Nico dann plötzlich praktisch vor mir stand, weil vor ihm Webber nach dem Abschuss durch Grosjean quer stand, konnte ich auch nichts mehr machen. Ich habe mir ja dabei auch selbst den Flügel abgefahren und zudem meinen ersten Satz neuer weicher Reifen verloren, was schon ein großer Nachteil war, weil unser Auto im Rennen auf den weichen deutlich besser war als auf den harten. Das hat man ja dann im Schlussstint, als ich wieder weiche hatte, deutlich gemerkt.

Es tut mir natürlich leid für Nico, aber ich hatte wirklich keine Chance, die Kollision zu vermeiden - für mich war das ein normaler Rennunfall, eine Kettenreaktion... Deswegen verstehe ich auch nicht ganz, warum ich dafür noch eine Strafe bekommen habe, aber letztlich muss ich die Entscheidung der Kommissare akzeptieren, auch wenn es bitter ist. Denn ohne die Strafe wäre trotz allem ein Punkt möglich gewesen, in dem Kampf zwischen Schumacher und Ricciardo wäre ich auf jeden Fall dabei gewesen - und bei dem Speed, den ich im letzten Stint hatte... Aber das ganze hätte, wenn und aber nützt natürlich nicht. Ich muss das Positive mitnehmen, das Wissen, dass der Speed da ist und dass, wenn endlich einmal alles zusammenpasst an einem Wochenende, auch ein richtig gutes Ergebnis kommen wird.

2010 im HRT: Yeongam zählt nicht gerade zu Bruno Sennas Lieblingsstrecken, Foto: Sutton
2010 im HRT: Yeongam zählt nicht gerade zu Bruno Sennas Lieblingsstrecken, Foto: Sutton

Ich bin gleich am Montag nach Seoul geflogen, ein bisschen trainieren, was ja jetzt, wo die Rennen so dicht aufeinanderfolgen, oft zu kurz kommt. Dann habe ich auch noch ein bisschen Sightseeing gemacht. Ich habe mir von ein paar Journalisten, die schon dort waren, Tipps geben lassen, wo man hin müsste - mal sehen, was ich davon schaffe. Am Mittwoch geht es dann Richtung Strecke, die nicht unbedingt zu meinen Lieblingskursen gehört. Sie bietet halt bei weitem nicht die Herausforderungen und das tolle Gefühl wie Suzuka, aber unser Auto könnte dort gut sein, denn sie hat einige langgezogene Kurven und in denen waren wir ja in Suzuka gerade im Rennen extrem schnell im Vergleich zu den Autos um uns herum.

2010 war ich dort 14., mein bestes Ergebnis des Jahres, obwohl der HRT dort noch weniger konkurrenzfähig war als anderswo. 2011 war Korea ein ziemlich schwieriges Wochenende, da hat von Anfang an nicht viel gepasst, auch bei mir selbst nicht - vielleicht hatte ich mich damals auch selbst ein bisschen zu sehr unter Druck gesetzt. Das gilt es jetzt alles zu vergessen, um mit freiem Kopf bei null anfangen zu können, damit hoffentlich schon jetzt in Korea endlich das gute Ergebnis kommt. Damit könnte ich mir dann ja auch ein richtig schönes vorzeitiges Geburtstagsgeschenk machen...