Nicht nur die Personalien Michael Schumacher, Lewis Hamilton und Sergio Perez, sondern auch die Bestellung von Niki Lauda zum Vorsitzenden des Aufsichtsratsgremiums von Mercedes AMG sorgte am Freitag für viel Diskussionsstoff. Der Österreicher fordert eine Verbesserung des Silberpfeils, um in der kommenden Saison nicht nur punktuell an der Spitze der Formel 1 kämpfen zu können.

"Das Aufsichtsgremium steht, bildlich gesprochen, über dem Formel-1-Team. Ich habe dort die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass unten umgesetzt wird, was von oben gefordert wird", erklärte Lauda seine Rolle gegenüber der Welt. "Und der Mercedes-Konzern erwartet logischerweise Siege, nachdem die vergangenen Jahre nicht so erfolgreich waren."

Hamilton als Plan A

Die Trennung von Schumacher kam für den dreimaligen Weltmeister nicht überraschend, viel mehr war sie eine logische Entscheidung. "Es ist logisch und verantwortlich für ein Team, einen Plan A und einen Plan B zu schmieden. Wenn man so will, war der Plan A nun die Verpflichtung von Lewis Hamilton", führte Lauda aus, der die Verpflichtung des Briten begrüßt. "Gemessen an der Situation, in der sich Mercedes befindet, ist das sensationell. Ihn als einen der drei schnellsten Fahrer von einem Rennstall wie McLaren wegzukriegen, ist schlechthin eine Sensation", jubelte der Österreicher. "Das ist ein wirklicher Schritt nach vorn für Mercedes, weil das zukünftige Duo Hamilton/Nico Rosberg allein für eine riesige Motivation bei den Mitarbeitern sorgen wird. Dieses Momentum gilt es zu nutzen. Jetzt benötigen die beiden nur noch ein Auto, das besser ist als das aktuelle."

Während vielerorts Unverständnis über Hamiltons Wechsel zu Mercedes herrscht, kann Lauda den Schritt des Weltmeisters von 2008 durchaus nachvollziehen. "Ich kann das wegen meiner eigenen Karriere sehr gut verstehen", erinnerte er sich an seine aktive Zeit zurück. "Du benötigst in einem Rennfahrerleben immer neue Herausforderungen. Hamilton ist in der Formel 1 bisher immer nur für McLaren gefahren. Es war klar, dass er sich irgendwann ein neues Umfeld mit neuen Leuten und neuen Zielen sucht."

Kein Vergleich mit Räikkönen

Michael Schumacher erreichte in seiner zweiten Formel-1-Karriere lediglich einmal das Podium und blieb insgesamt wohl unter den Erwartungen, wofür Lauda in erster Linie Mercedes verantwortlich machte. "Es gibt in jedem Rennfahrerleben Hochs und Tiefs, Rücktritte und Comebacks. Diese Dinge sind ganz normal", betonte er. "Dass Michael Schumacher uns allen in den vergangenen drei Jahren nicht zeigen konnte, wie gut er ist, lag einzig und allein an seinem Auto. Natürlich hat er auch Fehler gemacht, aber die waren nicht so gravierend."

Einen Vergleich mit Kimi Räikkönen, der sich wie der Kerpener eine Auszeit von der Formel 1 nahm, wollte Lauda nicht gelten lassen, da der Finne bei seinem Comeback ein Auto vorgefunden habe, das auf Anhieb schnell war. "Das war bei Schumacher nicht der Fall. Die öffentliche Enttäuschung, die daraus entstanden ist, finde ich falsch. Wir dürfen nie vergessen, dass er sieben WM-Titel gewonnen hat", erinnerte er.

Über Schumachers Zukunft wollte sich Lauda nicht näher äußern, da er nicht über die Möglichkeiten des Deutschen Bescheid wisse. "Ich kann ihm da überhaupt nichts raten. Das ist allein seine Entscheidung, wir werden sehen, was er machen wird." Laudas Zukunft liegt jedenfalls sowohl bei Mercedes als auch beim Privatfernsehen, dem er trotz seiner neuen Rolle als Experte die Treue halten wird. "Ich möchte noch einmal betonen, dass ich nichts damit zu tun habe, was auf der Rennstrecke passiert. Ich muss lediglich beobachten, ob die Entwicklung in die richtige Richtung geht", stellte er klar. "Deswegen werde ich weiter bei den Rennen als TV-Experte arbeiten."