Das schwarze Gold wartet weiterhin mit Überraschungen auf. Nach zwölf Rennen haben sich die Fahrer und Teams der Formel 1 zwar bereits an die meisten Tücken des Pirelli-Reifens gewöhnt, aber dass die mittlere Mischung am Freitag in Monza keine besseren Zeiten als die harten Gummis zuließ, war so nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Motorsport-Magazin.com hörte sich Fahrerlager um und sammelte Stimmen zum Verhalten der Pneus.

Die Temperatur ist entscheidend

"Es besteht recht wenig Unterschied", bestätigte Nico Rosberg die verschwindend geringe Differenz zwischen den beiden Reifentypen, merkte aber auch an, dass die mittlere Mischung bereits zum Beginn der Sessions mit mehr Sprit an Board gefahren wurde, was das Bild womöglich verfälschte.

Wie einige andere Piloten, hatte auch Nico Hülkenberg Probleme, den Medium-Reifen auf Temperatur zu bekommen, weswegen er eine zweite Aufwärmrunde einlegen musste, bevor es auf Zeitenjagd ging. "Es gibt verschiedene Temperaturfenster und beide [Reifentypen] vernünftig zum Laufen zu bekommen, ist nicht so einfach", schilderte er. Im Gegensatz dazu klagte Rosberg darüber, dass es schwierig sei, den harten Reifen auf die ideale Betriebstemperatur zu bringen.

Eine andere Beobachtung machte Timo Glock, der auf der Hochgeschwindigkeitsbahn im Norden Mailands lediglich 2,6 Sekunden Rückstand auf die Spitze aufwies - äußerst wenig für Marussia-Maßstäbe. Laut seiner Auskunft würde der Medium-Reifen etwa vier bis fünf Zehntelsekunden Zeitgewinn bringen.

Erneut nur ein Stopp?

Ein weiteres viel diskutiertes Thema im Fahrerlager war der Reifenverschleiß, über den Jenson Button eine Menge zu berichten wusste. "Mit dem harten Reifen war der Abbau gut, mit dem Medium nicht ganz so gut, aber ich habe da in Kurve eins auch einen Bremsplatten reingefahren, daher war es danach sehr ruckelig", erzählte der Sieger von Spa. Bei Sauber hatte man hingegen noch Probleme damit, das richtige Griplevel ausfindig zu machen und Lewis Hamilton hatte aufgrund der äußeren Bedingungen Bedenken. "Dem harten Reifen gefällt die Hitze nicht. Es wird interessant sein, welche Mischung im Rennen länger hält", meinte der McLaren-Pilot.

Die Qual der Wahl im Reifen-Dschungel, Foto: Sutton
Die Qual der Wahl im Reifen-Dschungel, Foto: Sutton

Für den Grand Prix könnte laut Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery wie schon in Belgien lediglich ein Boxenstopp eine Option sein. "Manche Fahrer könnten sogar eine Ein-Stopp-Strategie versuchen, wie in Spa vor einer Woche", führte er aus. "Der harte Reifen hat beinahe so viel Leistung wie der Medium gebracht, allerdings mit höherer Haltbarkeit."

Fernando Alonso erwartet aufgrund der Ausgeglichenheit verschiedene Herangehensweisen im Qualifying, während sich im Rennen zwischen den Strategien nicht so ausgeprägte Unterschiede ergeben sollten, da ohnehin beide Mischungen eingesetzt werden müssen. Sein Stallgefährte Felipe Massa gab zu bedenken, dass die Differenz im Laufe des Rennwochenendes bei veränderten Streckenbedingungen jedoch durchaus größer werden könnte.

Bruno Senna erklärte im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com, dass sich der Abbau der Pneus zwar in Grenzen hielt, aber die Fahrbarkeit seines Boliden darunter litt, wenn er einmal etwas mehr aufs Gas stieg. "Der Reifenverschleiß an sich ist nicht besonders hoch, aber jedes Mal, wenn man ein bisschen pusht, bezahlt man dafür in den nächsten Runden", sagte der Williams-Pilot. "Wir müssen daran arbeiten, dass das Auto etwas vorhersehbarer und präziser reagiert, nicht so leicht ausbricht."