Nach Spa ist das Verhalten der Fahrer immer noch ein großes Thema, die Frage, ob einige zu viel riskieren...
Bruno Senna: Das Wichtigste ist immer noch der Respekt unter den Fahrern. Man muss wissen, dass man das Leben des anderen gefährden kann - und ihm dementsprechend Platz lassen, bei aller Konkurrenz. Die Tatsache, dass die Autos so sicher geworden sind, spielt sicher eine Rolle dabei, dass die Angst der Fahrer vor einer Kollision zurück gegangen ist, weil man nach einem Unfall meistens einfach aussteigt und weggeht. Früher war das nicht so, da hat man sich viel schneller verletzt oder sogar Schlimmeres... Aber man darf die Perspektive nicht verlieren, dass wir uns in einem sehr gefährlichen Sport bewegen, so sicher er auch erscheinen mag.

Braucht es einen noch klareren, eindeutigeren, härteren Strafenkatalog?
Bruno Senna: Ich glaube, niemand verursacht absichtlich Unfälle. Und die Strafen, die in letzter Zeit ausgesprochen wurden, waren ja eigentlich schon durchaus hart, ob in der Formel 1 oder unteren Serien, selbst bei Kleinigkeiten. Ab und zu passieren halt solche Dinge - aber wie gesagt, das Wichtigste ist grundsätzlich der Respekt zwischen den Fahrern...

Was hältst Du von der Idee mit geschlossenen Cockpits?
Bruno Senna: Wir haben darüber schon in den letzten Sitzungen mit der FIA gesprochen. Das ist etwas, was wir innerhalb der GPDA verstärkt vorantreiben. Da laufen Entwicklungen, aber das ist eine komplizierte Sache, abhängig von verschiedenen Technologien. Deshalb kann man so etwas nicht von einer Minute auf die andere einführen. Ein ähnlicher Unfall ist ja schon vor ein paar Jahren Alex Wurz in Australien passiert. So etwas kommt halt immer mal vor. Ich hoffe nur, dass nicht noch etwas Ernsthafteres passiert, bevor wir da eine Veränderung erreicht haben.

Formel 1 mit geschlossenen Autos - wäre das noch Formel 1?
Bruno Senna: Das wäre kein Problem. Die Formel 1, Formel-Autos generell, das heißt nur freistehende Räder. Das ist das Entscheidende, das auch im Reglement steht. Das die Cockpits offen sein müssen, das stand noch nie irgendwo geschrieben.

Was sagst du zur Strafe für Grosjean?
Bruno Senna: Es ist nicht unser Job als Fahrer, solche Entscheidungen öffentlich zu kommentieren und zu diskutieren. Wenn wir eine Entscheidung für ungerecht halten, können wir nachher mit ihnen reden - sie haben von außen nun einmal eine andere Sicht auf die Dinge. Aber am einfachsten und hilfreichsten ist es, wenn man sich selbst so verhält, dass man gar nicht in Gefahr gerät, bestraft zu werden.

Ihr habt ja nun einen Fahrercoach - redet ihr mit dem auch über solche Dinge?
Bruno Senna: Ja, sicher reden wir mit Alex [Wurz] darüber, er hat sehr viel Erfahrung. Wenn wir irgendwo in ein Durcheinander involviert sind, versucht er uns klarzumachen, welche Risiken wir eingehen können und welche nicht. Klar, dass uns so etwas auch bewusst ist, aber er versucht immer, seinen Eindruck dazu zu schildern. Doch letztlich sind natürlich wir es, die auf der Strecke die Entscheidungen treffen. Manchmal klappt es, manchmal nicht...

Kurz zum Rennen hier - was erwartest Du?
Bruno Senna: Wir müssen vor allem aus den Fehlern lernen, die wir letzte Woche in Belgien gemacht haben. Da hatten wir halt keine Erfahrungswerte vom Freitagstraining, das ganze war deshalb ein bisschen eine Lotterie, wir sind dann mit dem Downforce-Level einen falschen Weg gegangen. Das passiert in so einer Situation halt sehr schnell. Wir müssen hier auf jeden Fall eine bessere Strategie finden, um die Lebensdauer unserer Reifen zu verlängern. Da haben wir beim letzten Rennen sehr viel riskiert - ob es ohne den Reifenschaden aufgegangen wäre, sei mal dahin gestellt.