Der Große Preis von Deutschland war eine Art Bewährungsprobe für McLaren. Hätten die Updates hier nicht funktioniert, hätte man die Saison in Woking vermutlich schon abschreiben können. Aber sie haben funktioniert und Jenson Button hat mit Rang zwei bewiesen, dass er wieder ganz vorne mit dabei ist. "Das Auto ist schneller geworden und die Reifen haben gut funktioniert", gab Martin Whitmarsh zufrieden zu Protokoll. "Jenson ist heute die meiste Zeit schneller als alle anderen gewesen, nur am Ende waren die Reifen kaputt. Insgesamt war das heute aufbauend."

Im Gegensatz zu Button erwischte Lewis Hamilton ein schlechtes Rennen, nachdem er einen Reifenschaden hatte. "Wenn man ein Auto mit kaputtem Reifen fährt, dann richtet das viel Schaden an", begründete der McLaren-Teamchef das Herausnehmen Hamiltons aus dem Rennen. Zuvor machte dieser aber noch von sich Reden, als er sich überrundet in den Kampf um die Führung einmischte. Sebastian Vettel bezeichnete das Verhalten des Engländers als "dumm." Whitmarsh entgegnete: "Rennfahrer fahren Rennen. Er war klar schneller und ging vorbei. Ich wüsste nicht, was daran dumm sein soll."

Noch viel über Regenreifen lernen

Lewis Hamilton hatte mit dem Reifenschaden großes Pech, Foto: Sutton
Lewis Hamilton hatte mit dem Reifenschaden großes Pech, Foto: Sutton

Der 54-jährige ist sich nicht sicher, ob es besser gewesen wäre, das Safety Car auf die Strecke zu bringen, nachdem Teile von Felipe Massas Frontflügel die Strecke säumten und glaubt, dass die Fernsehbilder mit Schuld an der Entscheidung hatten: "Wir haben den Unfall am Start gesehen, aber nicht, ob die Streckenposten die Strecke aufgeräumt danach haben. Wir haben die Stelle erst wieder gesehen, als die Autos über die Trümmer gefahren sind. Normalerweise wird die Strecke in solchen Situationen gesäubert, aber vielleicht waren es einfach zu viele Teile." Er sei sich sicher, dass Hamilton in Ungarn zurückschlagen werde.

Die Pace von McLaren im Rennen machte wirklich Lust auf mehr, doch im Nassen sahen die Chrompfeile nicht gut aus. Whitmarsh war ebenfalls verwundert: "In Silverstone waren wir im Nassen gut und im Trockenen schlecht, hier waren wir auf dem Intermediate grottenschlecht und im Trockenen richtig stark." Als Hauptschuldigen machte er die Reifen und eine falsche Strategie im Qualifying aus: "Egal um welchen Typ wir reden, alle Reifen haben ein sehr schmales Fenster. Wir haben Temperatur im Reifen verloren, man hätte im Qualifying konsequent durchpushen müssen. Wir sind immer noch am lernen."

Diffusor-Blowing ein für allemal klären

Für viel Wirbel sorgte am Sonntagmorgen die Meldung von Jo Bauer, der den Red Bull RB8 wegen Diffusor Anblasens für illegal erklärte. "Ich kann euch eine emotionale Reaktion darauf geben, aber keine informative, denn ich habe keine Daten", war der Vorsitzende der FOTA um Diplomatie bemüht. Aber er sehe auch die Gefahr, dass die Teams viel Geld in ein entsprechendes System stecken würden, sollte die Red-Bull-Methode für legal erklärt werden. "Morgen haben wir ein Meeting. Das ist eine gute Gelegenheit, das anzusprechen. Die FIA ist frustriert, deshalb wäre es besser, wenn wir endlich Klarheit schaffen würden."

Großen Respekt zollte Martin Whitmarsh der Ferrari-Mannschaft und Fernando Alonso: "Fernando und Ferrari machen einen großartigen Job. Man sieht, wir betreiben Motorsport, und sind alle Kämpfer. Wenn ein Fernando ein Rennen anführt, wird es schwierig. Man hat gesehen, wir kamen an ihn heran, aber können ihn nicht überholen. Er ist ein starker Gegner, er hat uns dazu gebracht, uns unsere Reifen zu zerstören." Aber auch bei McLaren werde gekämpft und deshalb lautete seine Ansage: "Wir werden versuchen, die Situation wieder gerade zu rücken. Wir bleiben fokussiert und geben Gas, das Team macht einen guten Job und beide Fahrer können Rennen gewinnen."

Das Ziel sei weiterhin, die Weltmeisterschaft zu gewinnen, und Whitmarsh sieht beide Fahrer noch in der Lage, den Titel zu holen. Allerdings rechnet er mit einem langen Kampf: "Wir haben noch viele Rennen. Ich glaube, dass die Weltmeisterschaft in den letzten Runden des brasilianischen Grand Prix entschieden wird." Bis dahin müsse fleißig entwickelt werden: "Unser Auto ist zurzeit gut genug, aber wir sind erst bei Saisonhälfte. Wir werden weiter versuchen, das Fahrzeug schneller zu machen. Aber die Gegner werden dasselbe tun und das macht die Formel 1 so spannend wie sie ist."