Eigentlich sollte die neueste Gummimischung für die harten Slicks von Pirelli schon im freien Training in Silverstone auf den Prüfstand kommen. Doch das britische Wetter verhinderte den Plan des Reifenherstellers. Nun sollen die neuen Pneus beim freien Training zum Großen Preis von Deutschland das erste Mal getestet werden. Jedes Team erhält am Freitag zusätzlich zwei Sets dieser Pneus.

"Der neue harte Reifen hat einen etwas größeren Temperaturbereich, in dem er optimal arbeitet. Wir nutzen ihn nur während des freien Trainings", erklärte Pirelli-Boss Paul Hembery. "In der diesjährigen Meisterschaftswertung liegen die Fahrer so dicht beieinander, das wir es als unfair empfänden, grundlegende Parameter zu ändern." Darüber hinaus liefert Pirelli den Teams die üblichen elf Sätze der nominierten weichen und medium Reifen.

Da der Große Preis von Deutschland abwechselnd auf dem Nürburg- und dem Hockenheimring ausgetragen wird, gehört die Strecke neben den Kursen in Bahrain und den Vereinigten Staaten zu den Rennstrecken, die für Pirelli Neuland bedeuten. "Die Reifen auf einem uns unbekannten Kurs einzusetzen, ist immer eine besondere Herausforderung", sagte Hembery. "Wir haben noch keine Informationen, mit denen wir die aktuellen Daten vergleichen könnten. Aber der Fortschritt bei den Simulationen ist unglaublich. Heutzutage kann man so viel über das Verhalten eines Reifens auf einer Strecke lernen, ohne je da gewesen zu sein."

Hockenheim galt früher als eine der schnellsten Rennstrecken der Welt. Seit dem Umbau 2002 bietet der Kurs lange Geraden kombiniert mit deutlich langsameren und technisch anspruchsvollen Passagen. Die Teams müssen daher ein sehr vielseitiges Setup wählen. Die Reifen erwartet ein Rennen mit vielen unterschiedlichen Arbeitssituationen. Besonders entscheidend für eine schnelle Runde ist die Traktion, um aus den langsameren Kurven optimal beschleunigen zu können. Hinzu kommen harte Bremsmanöver, bei denen die Pneus Kräfte bis zu 5G absorbieren müssen.

"An einigen Stellen wird stark gebremst, dadurch fließt viel Energie durch die Reifen. Und im Motodrom sind die Fahrer auf viel lateralen Grip angewiesen", erläuterte Pirelli-Testfahrer Lucas di Grassi. "Wenn die Reifen abgefahren sind, kann es zum Untersteuern kommen. Aber der bedeutendste Faktor wird die Traktion sein." Auf die Piloten wartet ebenfalls eine Herausforderung. Auch der "entschärfte" Hockenheimring sei keinesfalls ungefährlich, meinte di Grassi. "2005 hatte ich hier in der Formel 3 meinen schlimmsten Rennunfall. Ich habe die Reifen eines anderen Fahrzeugs berührt und flog kopfüber über den Zaun", erzählte der Brasilianer.