Der aktuelle WM-Stand: Fernando Alonso führt die Weltmeisterschaft nach neun Rennen mit 129 Punkten an. Mark Webber hat 116 Zähler auf dem Konto, Platz drei belegt Sebastian Vettel mit 100 Punkten. Die beiden Red-Bull-Piloten haben in Silverstone mit den Plätzen 1 und 3 Boden gut gemacht - es war das erste Mal in diesem Jahr, dass beide RB8 aufs Podium fuhren. Die Hälfte der Saison ist fast vorbei, doch Sebastian Vettel kümmert sich offenbar wenig um den aktuellen Tabellenstand.

"Ich schaue schon auf die WM, aber es ist noch zu früh, mit dem Zählen anzufangen", meinte der amtierende Weltmeister nach seinem ersten Podestplatz seit Bahrain. "Wenn man mir den aktuellen WM-Stand nicht mitgeteilt hätte, hätte ich ihn gar nicht gekannt. Die Saison ist noch lang und es läuft etwas anders als in den vergangenen Jahren. Der Schlüssel für 2012 ist, immer zu punkten und nicht auszufallen. Ich versuche zwar, jedes Rennen zu gewinnen - dafür gibt es schließlich die meisten Punkte -, aber ich schaue auch, dass ich immer ins Ziel fahre."

Während Vettel den Taschenrechner noch nicht auspacken will, hat Alonso den WM-Stand offenbar sehr wohl im Kopf. Gleich nach seinem zweiten Platz in Silverstone kam er mit der Rechnung um die Ecke. "Die WM ist das Hauptziel für uns", machte der Spanier keinen Hehl aus seinen Ambitionen. "Heute haben wir zwar sieben Punkte gegen Mark verloren, aber gegenüber dem Rest des Feldes konnten wir gewinnen. Für die WM war es ein gutes Wochenende." Alonsos Ziel ist also klar: Nichts anderes als der dritte WM-Titel soll es am Ende dieser bislang kuriosen Saison sein.

Während Alonso und Ferrari zu Beginn des Jahres allerdings noch schwer mit dem F2012 zu kämpfen hatten, vermittelte Vettel ein positiveres Bild vom eigenen RB8-Boliden: "Wir hatten seit Beginn der Saison kein schlechtes Auto. Wir waren immer in der Lage, vorne rein zu fahren. Sprich: in die Top-5. Wir hatten bislang eines der konstantesten Autos im Feld, mit nur einem Ausfall. Alles in allem ist das Paket gut - und auch gut genug, um in den nächsten Rennen voll anzugreifen."

Nicht nur die Fahrer fangen langsam mit dem WM-Rechnen an, auch drum herum wird fleißig diskutiert. Kai Ebel sah in Webbers Silverstone-Sieg etwas Positives für dessen Teamkollegen, der auf seinen dritten WM-Titel in Folge hofft. "Für Sebastian ist es sogar gut, dass Webber gewonnen hat - sonst wäre Alonso in der WM noch weiter weg gezogen", sagte Ebel bei Motorsport-Mgazin.com. "So ist noch alles offen. Wenn Sebastian in Hockenheim gewinnt, ist er wieder ganz vorn bei der Musik dabei."

Christian Danner machte nach 9 von 20 Rennen in diesem Jahr bereits einen Dreikampf um die WM aus. "Ich denke, im Moment kristallisiert sich langsam heraus, dass die WM zwischen Webber, Alonso und Vettel entschieden wird", so der TV-Experte. "Die McLaren fallen immer weiter zurück. Daher glaube ich, dass es - natürlich mit einigen Überraschungen zwischendurch - zwischen den drei Piloten entschieden wird."

Passend dazu zumindest die Gemütsstimmung von Lewis Hamilton beim Heimrennen, dessen WM-Felle so langsam davon schwimmen. "Wie viel Punkte haben wir geholt?", fragte er nach dem Rennen umringt von Kameramännern und Reportern. "Nur vier? Das ist nicht viel. Wenn wir nicht mehr Speed finden, wird es schwierig, auch weiterhin um den Titel mitzukämpfen." 37 Punkte fehlen ihm bereits auf Spitzenreiter Alonso.