Liebe Silverstone-Veranstalter!

Es gibt so Tage, da gleicht ein Formel-1-Pressezentrum einem Kochtopf - oder einer prall gefüllten Frustblase. Tage, an denen selbst die diesem Sport extrem wohlgesonnenen Berichterstatter, die zum Teil seit 30 oder mehr Jahren hier zu Hause sind, den ganzen Zirkus zur Hölle wünschen und sich fragen, warum sie sich das eigentlich alles noch antun. Und auch vielen Teammitgliedern und Zuschauern geht es dann nicht wirklich anders - wie sich in der Twitter-Welt nachlesen lässt.

Der Freitag in Silverstone war einer dieser Tage: Nicht nur, dass das Grau des englischen Dauerregens sowieso schon nervt. Aber wenn dann der Veranstalter auf die Idee kommt, alle öffentlichen Parkplätze rund um die Strecke zu sperren, "weil es zu nass ist" und damit ein gnadenloses Verkehrschaos schon am Freitag auslöst, so dass viele zumindest die Hälfte des ersten Trainings verpassen, weil 20 Kilometer Anfahrt zwei bis drei Stunden dauern, dann sorgt das schon für mehr als Kopfschütteln. Nicht nur bei den Berichterstattern, bei den Fans im Übrigen mindestens genauso.

Rain drops keep falling on my head..., Foto: Sutton
Rain drops keep falling on my head..., Foto: Sutton

Als wenn es so eine große Überraschung wäre, dass es in England regnet und nass ist. Und wenn man dann, wie es auch einigen deutschen Kollegen passierte, nach endloser Anfahrt dann am ursprünglichen asphaltierten Presseparkplatz ankommt und dort wieder zurückgeschickt wird, "weil der heute nur für VIP-Paddock-Club-Gäste ist" - so die denn durch den Stau überhaupt mal dahin kommen - dann steigt die Stimmung noch weiter. Vor allem, wenn sich das dann nach einigen Minuten weiterer Fahrt erreichte "Ausweichquartier" als 20 Zentimeter tiefe Schlammwüste entpuppt und auch der Shuttlebus-Transport von dort nicht ordentlich funktioniert...

Liebe Veranstalter von Silverstone - davon, dass ihr die Verantwortung für die Zustände immer wieder auf FIA, FOM, aber auch auf die Zuständigkeit verschiedener Polizeidienststellen schiebt, wird es nicht besser. Dass es auch in Großbritannien, auch bei schlechtem Wetter, anders geht, beweisen andere: Eine Woche vor Silverstone fand auf der traditionsreichen Strecke von Goodwood - mit wesentlich schlechterer Verkehrsanbindung - das "Festival of Speed" statt. Eine sehr beliebte Showveranstaltung mit historischen Formel-1-Autos. Da kommen auch an die 100 000 Zuschauern. Aber dort funktioniert die Organisation problemlos. In Silverstone klappte es eigentlich nur letztes Jahr halbwegs: Das war direkt nachdem Bernie Ecclestone ja Jahre lang gedroht hatte, der Strecke das Rennen weg zu nehmen!