Bruno Senna war nach dem Rennen den Tränen nahe - er wusste, was in diesem Rennen möglich gewesen wäre, ohne den Unfall mit Kamui Kobayashi, an dem er sich völlig unschuldig fühlte, für den er dann aber auch noch eine für ihn völlig unverständliche Durchfahrtsstrafe erhielt. Auch bei vielen anderen im Fahrerlager, nicht nur bei Williams, sorgte diese Entscheidung der Sportkommissare zumindest für hochgezogene Augenbrauen.

Valtteri Bottas, dem Williams-Testpiloten, kam die Strafe "lächerlich" vor - und man konnte merken, dass er sich bei der ganzen Sache auch ein bisschen unwohl fühlte: Denn ausgerechnet sein finnischer Landsmann Mika Salo war hier der Fahrervertreter unter den Sportkommissaren gewesen, jener Salo, der schon in Barcelona versucht hatte, eine Gerüchtewelle loszutreten, nach der Senna bald durch Bottas ersetzt werden solle - und das hinterließ bei manchen einen gewissen Beigeschmack. Für Senna war jedenfalls der eine Punkt, den er am Ende nach der Zeitstrafe gegen seinen Teamkollegen Pastor Maldonado doch noch erhielt, nur ein schwacher Trost...

Viele haben sich darüber gewundert, dass du nach dem Zwischenfall mit Kobayashi auch noch eine Strafe bekommen hast, wie hast du die Situation gesehen?
Bruno Senna: Ich kann das einfach nicht verstehen, dass ich dafür auch noch bestraft werde. Da war ein riesiges Gewühl um mich rum, weil in dieser Gruppe halt Leute auf Ein- und Leute auf Zwei-Stopp-Strategien waren. Kimi hat es genau richtig gemacht, der hatte einen Moment gewartet, bis es eine Chance gab, ohne Probleme an mir vorbeizugehen. Ich habe mich dann in seinen Windschatten gehängt, um den ein bisschen zu nutzen, und dann wurde ich plötzlich von hinten umgedreht.

Ich kann doch nicht ahnen, dass Kobayashi da von hinten auch noch ankommt, offenbar noch mal sein KERS einsetzt, und an einer Stelle einen Angriff versucht, wo kein Platz ist. Er hätte nur ganz kurz warten müssen, auf der anderen Seite der Brücke, 300 Meter weiter, da fängt die DRS-Zone an, da kommt er problemlos vorbei. Dabei verliert er vielleicht eine Sekunde... So hat er sich selbst und mir das Rennen kaputt gemacht. Aber dass ich dafür auch noch bestraft werde, das will mir wirklich nicht in den Kopf. Und ganz ehrlich, nachdem ich jetzt das Video noch ein paar Mal gesehen habe, bin ich erst recht sauer und frustriert darüber...

Eine Kollision kostete Senna ein besseres Ergebnis, Foto: Sutton
Eine Kollision kostete Senna ein besseres Ergebnis, Foto: Sutton

Dein Rennen war trotzdem stark, am Ende kam sogar zumindest noch ein Punkt heraus, kann das ein bisschen trösten?
Bruno Senna: Nicht wirklich, weil ich halt weiß, was da heute möglich gewesen wäre, gerade bei diesem Rennverlauf. Und immer wieder passiert so etwas, dass ich dann doch nicht die Punkte holen kann, die ich holen müsste. Als das passiert ist, war ich auf einem Level mit Schumacher und Webber - in der gleichen Region. Und meine Einstopp-Strategie hat gut funktioniert. Ich hätte auf jeden Fall unter die ersten Fünf kommen können, vielleicht sogar aufs Podium... Und wenn man ohne eigene Schuld solche Chancen verpasst, das ist schon bitter.

Wie schwierig war es mit der Einstopp-Strategie?
Bruno Senna: Sicher nicht einfach, komplizierter als die normale Version mit zwei Stopps. Aber es war von hinten die beste Möglichkeit und ich habe es auch gut hingebracht. Das Auto war mit dem Medium-Reifen etwas besser als mit dem Soft, aber auch mit dem hatte ich keine allzu großen Probleme. Und man hat ja gesehen, dass meine Zeiten am Ende richtig konkurrenzfähig waren, obwohl der Reifen in der letzten Runde wirklich nicht mehr viel Gummi drauf hatte.

Wie hat das Team dein Rennen gesehen?
Bruno Senna: Da waren schon alle sehr zufrieden mit meiner Leistung, die sehen ja genau, was wie passiert ist. Man hat halt im Rennsport öfter mal Pech. Das wird schon richtig eingeordnet, obwohl am Ende das zählbare Resultat fehlt. Aber eine Konsequenz für mich ist natürlich auch klar: Ich muss diese Sache mit den Reifen irgendwie im Qualifying lösen, damit ich weiter vorne stehe, und solchen Schwierigkeiten in Zukunft von Anfang an aus dem Weg gehen kann.